Premierenberichte

"Wallenstein" in Osnabrück

31.07.2023 | Im Rahmen der Feiern zum 375. Jahrestag des Westfälischen Friedens hat das Theater Osnabrück eine Rarität ausgegraben: Jaromir Weinbergers Oper „Wallenstein“, basierend auf Schillers Dramen-Trilogie. Während Weinbergers „Schwanda, der Dudelsackpfeier“ wenigstens ab und zu auf Opernbühnen zu sehen ist, ist diese Oper tatsächlich in Vergessenheit geraten. Zu Unrecht, finden die Kritiker. 1973 in Wien uraufgeführt, erlebte „Wallenstein“ gerade mal vier Vorstellungen, bevor sie von den Spielplänen gestrichen wurde. Weinberger, tschechisch-jüdischer Komponist, musste in die USA emigrieren. Die...Weiterlesen

"1984" in Regensburg

24.07.2023 | Das ist nichts für schwache Nerven. „Hate“ ist das erste Wort, das der Chor zu Beginn dieser Oper von Lorin Maazel mehr zischt als singt. Das Libretto beruht auf dem berühmten dystopischen Roman von George Orwell, den dieser kurz nach Ende des zweiten Weltkriegs schrieb. 2005 wurde Maazels Oper am Royal Opera House in London uraufgeführt, in Mailand und Valencia nachgespielt und nun von Regensburg Intendanten Sebastian Ritschel am Stadttheater Regensburg inszeniert. Das Volk von Ozeanien wird diktatorisch von „Big Brother“ und seinen Schergen regiert und einer andauernden Gehirnwäsche...Weiterlesen

"I Capuleti e i Montecchi - Romeo und Julia" in Weimar

05.07.2023 | „Harmonisch weit ausgreifende Melodiebögen“ zeichnen die Musik Vincenzo Bellinis ebenso aus wie „energische Entladungen“, lesen wir auf der Webseite des Nationaltheaters Weimar. „Beide Gesichter seiner Kunst zeigt er in der außergewöhnlichen Romeo-und-Julia-Oper.“ Außergewöhnlich auch, weil sie eine andere Geschichte erzählt als die, die wir aus dem berühmten Schauspiel von Shakespeare kennen. Bei Bellini herrscht ein Bürgerkrieg in Verona; Romeo und Giulietta gehören den miteinander verfeindeten Fronten an. Ihre Liebe zueinander ist leidenschaftlich, darf aber nicht gelebt werden. Denn Romeo...Weiterlesen

"Saint François d'Assise" in Stuttgart

27.06.2023 | Olivier Messiaens Oper „Saint François d’Assise” ist ein selten gespieltes Monumentalwerk. Es sei „weniger eine Oper als vielmehr ein Oratorium oder noch eher: ein Ritual, für das Messiaen eine der klangfarbenreichsten, beeindruckendsten und schillerndsten Partituren des 20. Jahrhunderts geschrieben hat“, so die Oper bei ihrer Ankündigung. Erzählt wird in 8 Tableaus die Wandlung des Franz von Assisi. Es solle seine „zunehmende Gnadenfülle in der Seele des heiligen Franziskus offenbart werden“. An der Oper Stuttgart hat sich Regisseurin Anna-Sophie Mahler etwas Besonderes ausgedacht. Der erste...Weiterlesen

"Il teorema di Pasolini" an der Deutschen Oper Berlin

22.06.2023 | Giorgio Battistelli komponierte bereits 1992 die Oper „Il Teoreama di Pasolini“, die auf Pasolinis Buch und Film „Teorema“ basiert. Damals war es eine „Oper ohne Gesang“. Nun machte sich der Komponist, der die Rechte für die Umsetzung in eine Oper von Hans-Werner Henze übertragen bekommen hatte, an eine zweite Version, diesmal mit viel Gesang. Uraufgeführt wurde sie an der Deutschen Oper Berlin, inszeniert vom Regie-Duo „Dead Centre“. Die Handlung: Ein junger Mann taucht als Gast im Haus einer Familie auf, verführt der Reihe nach alle Mitglieder einschließlich des Hausmädchens und lässt sie...Weiterlesen

"Serse" in Halle

20.06.2023 | Händels Oper „Serse“ (oder „Xerxes“) hat das Zeug für eine Seifenoper. Insofern ist es nicht überraschend, dass der Stoff auf der Bühne gerne für eine Darstellung in der Gegenwart genutzt wird. Das tut auch Regisseurin Louisa Proske in Halle im Rahmen der Händel-Festspiele. Xerxes ist hier einer von den Bossen, der im Privatjet reist. Letzterer ist prominent auf der Bühne platziert. Die Geschichte der beiden Brüder Xerxes und Arsamene, die beide die gleiche Frau lieben, sich darüber entzweien, und alles, was daraus folgt, spielt also im heutigen Jet-Set; auch mal ein paar Klimakleber mischen...Weiterlesen

"La clemenza di Tito" in Gießen

15.06.2023 | „Will mich die Welt eines Fehlers beschuldigen, so bezichtige sie mich des Mitleids, nicht der Strenge.“ Das ist die Grundhaltung des Kaisers Titus, der er auch treu bleibt, als er erfährt, dass sein bester Freund Sesto einen Mordanschlag auf ihn versucht (allerdings verfehlt) hat. Er verzeiht ihm ebenso wie der Anstifterin des Komplotts, Vitellia. Das Theater Gießen setzt der Stückbeschreibung ein Zitat von Karl Popper voran, das gut zur Figur des Titus, aber auch gut in unsere Zeit passt: „Denn wenn wir die uneingeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht...Weiterlesen

"Hérodiade" in Düsseldorf

13.06.2023 | 1877 schrieb der französische Autor Gustave Flaubert die Erzählung „Hérodiade“. Von Paul Milliet und Henri Grémont stammt das auf dieser Erzählung basierende Libretto zur großen Chor-Oper von Jules Massenet, die 1881 uraufgeführt wurde. Massenet war zu Lebzeiten einer der beliebtesten und meistgespielten Opernkomponisten. Viele seiner Werke verschwanden nach seinem Tod von den Bühnen, so auch „Hérodiade“, seither nur selten aufgeführt. Jetzt hat sich Regisseur Lorenzo Fioroni an der Deutschen Oper am Rhein des Werks angenommen. Das Collagenartige ebenso wie das Eklektizistische der Oper haben...Weiterlesen

"Orestes" in Erfurt

06.06.2023 | Als Dirigent war Felix Weingartner (1863-1942) berühmt und anerkannt. Als Komponist geriet er mehr oder weniger in Vergessenheit. Seine Oper „Orestes“, die die Bühnentrilogie des Aischylos erzählt, entstand nicht lange vor Richard Strauss‘ „Elektra“. Dass Weingartens Werk bis heute wenig Beachtung erfuhr, mag auch an dieser Abfolge von Uraufführungen liegen. Dortmunds Chefdirigent Alexander Prior nimmt sich in dieser Spielzeit nun beider Opern an. „Orestes“ hatte jetzt Premiere auf der Dortmunder Opernbühne. Als „letzten Schwanengesang der romantischen Oper“ bezeichnet Prior das Werk und...Weiterlesen

"Siegfried" in Dortmund

02.06.2023 | Erstmals inszeniert Peter Konwitschny einen kompletten „Ring“-Zyklus, dies am Theater Dortmund. Seine Idee: die Abfolge der Abende umzustellen. Was mit der „Walküre“ begann, wurde nun mit „Siegfried“ fortgesetzt. Erst 2024 folgt dann „Das Rheingold“. Konwitschny hat sich für eine Inszenierung entschieden, die durchaus komische Komponenten hat, etwa, wenn das Orchester aus dem Graben heraus „protestiert“, weil sich Siegfried über die Bläser lustig macht – oder wenn Fafner als Mafia-Boss in der Badewanne sitzt. „Der 78-jährige Konwitschny (…) nimmt es weiterhin sehr leicht und menschlich. So...Weiterlesen

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