„Dialog-Oper“ nennt Komponistin Charlotte Seither ihr Bühnenwerk: ein Dialog zwischen Beethovens Original-Musik und von Seither eingesetzten neuen musikalischen Kreationen. Vermischt wird dabei nichts, kein „Schmelztopf der Stile, sondern eine Erzählung mit ehrlichen Fragen an die Motive Freiheit, Individuum und Macht aus Beethovens Oper, die immer zeitgenössisch bleiben“, schreibt das Musiktheater im Revier in seiner Progamm-Ankündigung. Leonore muss sich hier nicht mehr als Mann verkleiden; sie entwickelt sich im Verlauf des Abends selbst in eine Mächtige, die aber – als sie am Schluss zu einer Rede anhebt – stumm bleibt. Der Vorhang fällt. Zudem liebt sie hier nicht nur ihren Florestan, sondern bändelt auch mit dem verhassten Pizarro an. Schließlich sind beide Männer tot. Seithers Werk stößt in der Kritik und im Publikum auf große Begeisterung. „Das funktioniert sehr gut“, beurteilt die Deutsche Bühne das Konzept. Hermann Schneider führt Regie; „in seiner Personenführung verzichtet Schneider auf extravagante Mätzchen und erzählt die Handlung schlicht und dadurch umso eindringlicher“, so die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ). „Ein Pfund sind in Gelsenkirchen vor allem die von Alexander Eberle fulminant einstudierten Chöre (selbige müssen hier einfach nochmals erwähnt werden!) und die von Peter Kattermann zackig und expressiv geleitete Neue Philharmonie Westfalen“, berichtet der Bayerische Rundfunk. Und die WAZ: „Begeisterter Beifall für ein interessantes und absolut seriöses Experiment mit einem genialen und ewig aktuellen Problemstück der Operngeschichte.“ Das Foto (Karl und Monika Forster) zeigt Chor und Statisterie des Musiktheater im Revier.