"La Clemenza di Tito" in Hamburg

In seiner – neben der „Zauberflöte“ – letzten Oper stellt Wolfgang Amadeus Mozart den milden Herrscher Tito ins Zentrum, der letzten Endes sogar seinem Freund Sesto verzeiht, obwohl dieser Aufstand und Mordkomplott gegen ihn anzettelt, getrieben und manipuliert von der von ihm geliebten Vitellia; diese wiederum ist verletzt, weil Tito nicht sie, die Tochter des letzten Kaisers, zur Frau nehmen und sie damit zur Kaiserin machen will. Tito schafft es nicht, die von ihm geforderte Härte zu zeigen. „Wenn für die Herrschaft ein strenges Herz vonnöten ist, nehmt mir entweder die Herrschaft oder aber gebt mir ein anderes Herz“, sagt er. Mozart hatte seine Oper Kaiser Leopold II. gewidmet, der 1786 als Großherzog die Todesstrafe abschaffte und die Toskana damit zum ersten Staat ohne Hinrichtungen machte. Anstatt die schon geschriebenen Todesurteile zu unterschreiben, denkt Tito am Ende selbst über einen Freitod nach. Dies allerdings nicht im Original, sondern in der Inszenierung von Jetske Mijnssen, die jetzt an der Hamburgischen Staatsoper Premiere hatte. Am Anfang gibt es eine große Party, danach bleibt das Bühnenbild karg. „Für die niederländische Regisseurin (…) steht die psychologische Komponente im Vordergrund, die Interaktion zwischen den einzelnen Figuren und wie sie benutzt, ausgenutzt werden und sich manipulieren lassen“, lesen wir auf ioco. Die Kieler Nachrichten berichten von einer „präzise mitatmenden Personenregie“. „Musikalisch ist diese Neuinszenierung (…) ein Glanzstück,“ schreibt ioco und berichtet: „Der von Eberhard Friedrich hervorragend einstudierte Staatsopern-Chor – die Herren in dunklen Anzügen, die Damen in dunklen Kostümen - war nicht nur musikalisch erfreulich, sondern erwies sich auch als szenisch sorgfältig gestaltet.“ Und die Kieler Nachrichten: „Zu alledem passt perfekt, dass (…) Gastdirigent Adam Fischer einmal mehr mit den Philharmonikern und dem Staatsopernchor (Einstudierung Eberhard Friedrich) ein sehr plastisch dramatisches Hörbild voller gedeckter Farben, Widerhaken, Flüstereien und emotionalen Explosionen erarbeitet hat.“ Das Foto (Hans Jörg Michel) zeigt Bernard Richter als Tito und den Chor der Hamburgischen Staatsoper.

 

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