Premierenberichte

"Eugen Onegin" in Nürnberg

04.12.2024 | „Du kannst dir kaum vorstellen, wie begeistert ich von diesem Stoff bin. Ich bin so glücklich, mich von diesen ganzen ägyptischen Prinzessinnen, diesen Pharaonen, diesen Giftmorden und diesem ganzen Schwulst zu befreien (…). Dabei ist mir klar, dass es in dieser Oper wenige Bühneneffekte und wenig Handlung geben wird. Aber die Poesie des Ganzen, die Menschlichkeit und die Einfachheit des Stoffs, zusammengefasst in einer genialen Dichtung, gleichen diese Mängel ohne Mühe aus.“ Das schrieb Tschaikowsky 1877 an seinen Bruder. In der Tat finden sich wenige Handlungselemente in dieser Oper. Umso...Weiterlesen

"La Traviata" in Mannheim

30.11.2024 | Das Nationaltheater Mannheim, das schon seit der Spielzeit 2022/2023 saniert wird, hat eine neue Ausweichspielstätte: das Opernhaus Opal. Dort erlebte Verdis „Traviata“ ihre Premiere. „Die Interim-Spielstätte während der umbaubedingten Schließphase des Nationaltheaters ist alles andere als eine Notlösung, sondern ein echter Gewinn“, berichtet der SWR. Das bestätigen andere Kritiker. Und der Premierenabend dort wurde zum Erfolg. Die Frankfurter Rundschau (FR) schreibt von „Luise Kautz’ Inszenierung, die auf eine unverstaubte, geradlinige Erzählung abzielt“. Sie „erzählt die Geschichte der ‚...Weiterlesen

"Macbeth" in Heidelberg

27.11.2024 | Shakespeare war einer der Lieblingsschriftsteller Giuseppe Verdis. Mit der Vertonung des Schauspiels „Macbeth“ ging der Italiener neue Wege. Er reduzierte das Werk auf seinen Kern, damit auf, wie er selbst schrieb, drei Hauptrollen: das machthungrige Paar Macbeth und seine Lady sowie die Hexen. Im Gegensatz zu Shakespeare besetzte Verdi die Hexen nicht mit drei Einzelpersonen, sondern mit einem ganzen Chor. „Die Hexen beherrschen das Drama“, schrieb er. In Heidelberg reduziert Regisseur Ingo Kerkhof das Geschehen noch einmal und macht daraus einen Traum der Titelfigur. Von einer „vollkommen...Weiterlesen

"Die letzte Verschwörung" in Augsburg

21.11.2024 | Hochaktuell ist das Thema, dessen sich Komponist Moritz Eggert in seinem Musiktheaterwerk, das sich nicht bis ins Letzte einem Genre zuordnen lässt, annimmt. Verschwörungstheorien verbreiten sich derzeit allerorten, vor allem die Corona-Pandemie hat hier als Beschleuniger fungiert. Die story: Der erfolgreiche Fernsehmoderator Friedrich Quant will in seiner Sendung eigentlich Verschwörungstheoretiker entlarven, wird aber plötzlich von ihnen dazu verleitet, ihrer Ideologie zu folgen. Einen „schwindelerregenden Ritt durch die verrücktesten zeitgenössischen Verschwörungsmythen“, so beschreibt...Weiterlesen

"Der fliegende Holländer" in Gera

19.11.2024 | Richard Wagners Oper vom Holländer, der nur durch die treue Liebe einer Frau erlöst werden kann, und von Senta, die schon lange vom Holländer träumt, in einem kleinen Theater wie das in Gera auf die Bühne zu bringen, ist nicht ganz einfach. Kein geringerer als der Altmeister Achim Freyer konnte hier für Regie, Bühne, Kostüm und Video gewonnen werden. Im Interview sagt er: „Das Hören mit den Augen und das Sehen mit den Ohren: Das ist das Wichtige!“ Und: „Der Zuschauer wird zum kreativen schöpferischen Mitarbeiter.“ Fast alles hält Freyer auf der Bühne in schwarz-weißen Farben, der Chor tritt...Weiterlesen

"Sita" in Saarbrücken

14.11.2024 | Der britische Komponist Gustav Holst, bekannt vor allem durch sein Orchesterwerk „Die Planeten“, wäre in diesem Jahr 150 Jahre alt geworden. Das Saarländische Staatstheater hat anlässlich des runden Geburtstags seine Oper „Sita“, ein Frühwerk aus dem Jahr 1905, ausgegraben und zur Uraufführung gebracht. Holst selbst hatte das Interesse an seiner Oper verloren, nachdem er sie zu einem Wettbewerb eingereicht, dort aber nicht gewonnen hatte. Holst hat hier seine Faszination an der Kultur Indiens verarbeitet. Sita, Tochter der Erde, und Rama müssen einen Kampf gegen den Bösewicht Ravana bestehen...Weiterlesen

"Die Passagierin" in Lübeck

12.11.2024 | David Pountneys Wiederentdeckung dieser Oper von Mieczysław Weinberg, die auf dem gleichnamigen Roman der Auschwitz-Überlebenden Zofia Posmysz beruht, war eine große Tat. Seither wurde das Werk auf einer Reihe von Bühnen gespielt, jetzt erlebte es am Theater Lübeck seine Premiere. Auf einem Ozeandampfer begegnet die ehemalige Wärterin des Vernichtungslagers Auschwitz Lisa einer Insassin, Marta, die das Lager überlebt hat. „Jetzt aber brechen Bilder der eigenen Verstrickung und Schuld hervor; unerbittlich führt die Schiffsreise in die eigenen Abgründe“, so beschreibt das Theater die Folgen...Weiterlesen

"Rusalka" in Halberstadt

05.11.2024 | Teils „Undine“, teils „Kleine Seejungfrau“, teils Neuschöpfung durch den Librettisten Jaroslav Kvapil: So stellt sich die Titelfigur von Antonin Dvoráks Oper dar. „Rusalka“ wurde zu einer der meistgespielten Opern auf deutschen und anderen Bühnen. „Kann eine Liebe Bestand haben, in der man seine Identität verleugnen muss?“, fragt das Harztheater. Wir wissen, dass dieser Liebe kein Glück beschieden ist. „Regisseur Misgaiski buchstabiert das Libretto als das Seelendrama einer jungen Frau‘ und zugleich als modernes Märchen“, schreibt die Mitteldeutsche Zeitung. Und: „Ganz dem aktuellen Zeitgeist...Weiterlesen

"Dialogues des Carmélites" in Braunschweig

29.10.2024 | Francis Poulencs Oper basiert auf dem gleichnamigen Drama von Georges Bernanos, der sich wiederum an der Novelle „Die Letzte am Schafott“ von Gertrud von Le Fort orientierte. Erzählt wird – nach wahren Begebenheiten – die Geschichte der jungen Blanche, die in ein Kloster eintritt und hier die französische Revolution erlebt. Alle Nonnen werden festgenommen und zum Schafott geführt. Blanche, die zunächst fliehen konnte, folgt ihren Ordensschwestern freiwillig in den Tod. Poulenc hat mit diesem Werk eine der bedeutendsten Opern des 20. Jahrhunderts geschrieben. „Am Schicksal der Karmelitinnen...Weiterlesen

"The Wreckers" in Karlsruhe

27.10.2024 | Die Britin Ethel Mary Smyth war nicht nur eine der wenigen weiblichen Komponistinnen ihrer Zeit, sondern auch eine Kämpferin für das Frauenrecht und eine Mitkämpferin der britischen Sufragetten. Als Schöpferin von Musik war sie durchaus anerkannt, dennoch gerieten ihre Werke in Vergessenheit. Am Badischen Staatstheater wurde nun eine ihrer Opern ausgegraben. „The Wreckers“, die „Strandräuber“, uraufgeführt 1906, erzählt die recht grausame Geschichte einer Dorfgemeinschaft in Cornwall, die absichtlich Schiffe an ihrem Strand zerschellen lässt, um sie dann auszurauben. Ein junger Mann...Weiterlesen

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