Komponist Ludger Vollmer hat sich an einen großen Stoff der Weltliteratur gewagt, Feridun Zaimoglu hat dazu das Libretto geschrieben und dieses sprachlich wie inhaltlich an die heutige Zeit angepasst. Thomas Buddenbrook handelt hier mit Waffen, sein Bruder Christian mit Büchern. Der Niedergang, den Thomas Mann beschreibt, nimmt auch hier seinen Lauf. Interessant in dieser Version: Schwester Tony tritt in den Vordergrund; sie klagt und spottet über die Stellung der Frauen in der Gesellschaft. Er habe, so Vollmer, freilegen wollen, „was uns Thomas Mann mit seinem Opus magnum heute zu sagen hat, und ich war während meiner Arbeit an der Oper dann doch sehr erstaunt darüber, wie nahe das 19. am 21. Jahrhundert mit all seinen Themen, Visionen und Kämpfen liegt“. Der Komponist schöpft musikalisch aus dem Vollen, bedient sich auch bei Komponisten der Vergangenheit, nutzt Bigband-Klänge oder Tangomusik. „Die Regie von Daniel Karasek hilft dabei, die trotz oder gerade wegen ihrer Kompaktheit durchaus fordernde Handlung klar zu vermitteln“, berichtet der Online-Merker. „Man sah auf der von Lars Peter in vornehmem Türkis gehaltenen Bühne eine Inszenierung, die die rasanten Rhythmus- und Szenenwechsel geschickt arrangierte“, findet auch die Deutsche Bühne. „Dem Komponisten Ludger Vollmer ist ein mitreißendes musikalisches Feuerwerk voller Zitate und ständiger Stilwechsel gelungen“, berichtet der Kulturkanal SH. Über die musikalische Realisierung gibt es viel Lob. Von einer „großartigen Besetzung“ berichtet concerti. Und: „Vor allem der Opernchor, der in doppelter Funktion agiert, findet durch die Tangopassión zu einer mitreißenden Tonsprache.“ Der Deutschlandfunk bilanziert: „Mit den 'Buddenbrooks' von Ludger Vollmer gelingt dem Theater Kiel eine lohnende Opernproduktion, die die zeitlosen brennenden Themen von Thomas Manns Roman nachdenklich machend herausarbeitet.“ Das Foto (Olaf Struck) zeigt Xenia Cumento als Tony Buddenbrook und Damen des Kieler Opernchores.