Premierenberichte

"Der Mordfall Halit Yozgat" in Hannover

16.05.2022 | 2006 wurde Halit Yozgat, geboren in Kassel und Sohn eines türkischstämmigen Vaters, in seinem kurz zuvor eröffneten Internet-Café im Alter von 21 Jahren erschossen und war damit das letzte Opfer des so genannten Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU). Die Umstände seines Todes sind bis heute ungeklärt. Ein Mitarbeiter des Verfassungsschutzes, Andreas Temme, war im Café anwesend, sagte aber später aus, von der Tat nichts mitbekommen zu haben. Ursprünglich der Tat selbst verdächtigt, blieb seine Rolle unklar, die Akten wurden für 30 Jahre verschlossen. Eine unabhängige Forschergruppe,...Weiterlesen

"Egmont" in Bielefeld

13.05.2022 | „Egmont“ ist dem Schauspielliebhaber bekannt durch Goethes Trauerspiel, dem Musikliebhaber außerdem durch Beethovens Schauspielmusik. Im Beethovenjahr beauftragte das Theater an der Wien nun einen zeitgenössischen Komponisten, Christian Jost, aus dem Stoff eine Oper zu machen – durchaus mit Bezugnahme auf Beethoven. Während der spanischen Herrschaft über die Niederlande durch Philipp II. kommt es zu Aufständen, die sich gegen die Maßnahmen der Inquisition richten. Vor diesem Rahmen spielt sich die tragische Liebesgeschichte zwischen Graf Egmont, dem Statthalter von Flandern, und Clara ab. Das...Weiterlesen

"Eugen Onegin" in Rostock

10.05.2022 | Große russische Oper am Volkstheater Rostock. Tschaikowskys Oper über den Lebemann Eugen Onegin, der den Freund im Duell erschießt, die Liebe Tatjanas von sich weist und erst viele Jahre später erkennt, wie tief der die nun Unerreichbare doch liebt, rührt noch immer die Herzen. „Vier junge Menschen suchen das Glück – und finden es nicht“, schreibt das Volkstheater in seiner Premierenankündigung. Tschaikowsky hat die Geschichte dem gleichnamigen, autobiografisch getönten Versroman von Alexander Puschkin entnommen und erzählt von Verliebtheit und Liebe, von Verletzungen und Verzweiflung der...Weiterlesen

"La muette de Portici" in Kassel

05.05.2022 | Dass eine Oper durchschlagende politische Konsequenzen haben kann, zeigt die Aufführung von Daniel Aubers „La muette de Portici“. 1828 in Paris uraufgeführt, wurde sie 1830 in Brüssel gespielt. Das Publikum, damals unter der Herrschaft von König Wilhelm I. der Niederlande, wurde durch die Geschichte so aufgewühlt, dass es nicht nur zahlreiche Wiederholungen (bis zum Mitsingen) einforderte, sondern im Anschluss auf die Brüsseler Straßen ging und den Aufstand gegen die ungeliebten Herrscher startete: Das war der Beginn des Landes Belgien. In Aubers Oper (das Libretto stammt von Eugène Scribe...Weiterlesen

"Fernand Cortez oder Die Eroberung von Mexiko" in Dortmund

03.05.2022 | „Schon auf einen ersten Blick ist ‚Fernand Cortez oder Die Eroberung von Mexiko‘ ein Stück zur Stunde. Und das in einer so beklemmenden Weise, wie es niemand wirklich, aber jetzt angeblich viele schon immer gewusst haben: stehen hier doch fremde Eroberer vor den Toren einer bedrängten Hauptstadt.“ Diese Beobachtung der neuen musikzeitung (nmz) zeigt die Aktualität auf, die die Handlung von Gaspare Spontinis Oper aufweist, lange vor dem Beginn des Kriegs in der Ukraine geplant und inszeniert. Um einen brutalen Krieg geht es auch hier, um die Eroberung Mexikos durch die Spanier. An der Oper...Weiterlesen

"Auf die Plätze" Endlich" Los!": 47 Theater starten Staffellauf fürs Klima

02.05.2022 | Unter dem Motto „Auf die Plätze! Endlich! Los!“ unternehmen seit dem 1. Mai 47 Deutsche Theater und Theaterfestivals zusammen mit freien Ensembles und Theaterschaffenden einen Staffellauf fürs Klima. Dieser führt über zwei Routen mit insgesamt 30 Stationen durch die gesamte Bundesrepublik von Nord nach Süd, von Theater zu Theater. Startpunkte waren am 1. Mai die Ruhrfestspiele Recklinghausen, parallel dazu am 2. Mai das Theater Kiel. Am 19. Mai gelangen beide Routen zum Auftakt des Augsburger Klimafestival ins Ziel. An den Stationen der beiden parallel laufenden Routen werden vielfältige...Weiterlesen

"Jenufa" in Bremen

25.04.2022 | Eine große Fallhöhe habe die Figur der Jenůfa, erklärt Nadine Lehner, die die Rolle der Titelfigur übernommen hat, im Interview. „Und hier wird es für mich als Spielerin überaus reizvoll, dass Regisseur Armin Petras die Kontraste in den Figuren sehr groß zieht, Jenůfas Veränderung, Jenůfas Wandlung sehr spürbar macht.“ Eine junge Frau verliebt sich, wird schwanger und vom Kindsvater sitzengelassen. Ihre Stiefmutter, die Küsterin, will ihr „helfen“, indem sie das Kind nach der Geburt tötet. Ein Kindsmord aber darf niemals die Lösung eines Problems sein. Armin Petras verortet das Geschehen aus...Weiterlesen

"Das Ende der Schöpfung" in Augsburg

19.04.2022 | Ein besonderes Experiment wagt Intendant André Bücker am Staatstheater Augsburg. Haydns Schöpfung ist die Grundlage des Abends, allerdings werden die Rezitative ausgetauscht gegen Texte von Science-Fiction-Autor Dietmar Dath; der dritte Teil des Oratoriums stammt dann nicht mehr aus der Feder Haydns, sondern von Bernhard Lang, einem der bedeutenden Komponisten der Gegenwart. „Das Ende der Schöpfung“ ist düster, pessimistisch. Ganz klar: Es geht hier um den Klimawandel und dessen katastrophale Auswirkungen. Der Mensch zerstört sich selbst. Die Kritiker reagieren positiv. Dass nur selten der...Weiterlesen

"Tannhäuser" in Wuppertal

13.04.2022 | „Tannhäuser“ im Club-Ambiente mit leicht bekleideten Damen und schummerigem Licht. „Club Venus“ zeigt die eine Seite des Tannhäuser, „hingerissen zwischen caritas und cupiditas“, so das Programmheft der Oper Wuppertal, wo Richard Wagners Oper jetzt Premiere hatte. Der Kiez feiert, und Elisabeth, Gegenpart zu Venus, wartet auf Tannhäuser auf einem Fest, das unter dem Slogan „Birlikte #Zusammenstehen“ steht – Hinweis auf die Explosion einer Nagelbombe in der Kölner Keupstraße im Rahmen der NSU-Morde. An aktuellen Anspielungen fehlt es also nicht in der Inszenierung von Nuran David Calis. Drei...Weiterlesen

"Die Jüdin" in Kiel

12.04.2022 | Zwei jüdische Autoren, Fromental Halévy (Musik) und Eugène Scribe (Libretto) schrieben 1835 eine große französische Oper über den brutalen Antisemitismus des Spätmittelalters. Gut vorstellbar, dass diese Oper heute an Aktualität nicht verloren hat. Regisseurin Luise Kautz verlegt am Theater Kiel das Geschehen in eine jüngere Vergangenheit – mit Assoziationen in die Gegenwart. Sie „zeigt in ihrer Inszenierung die bedrohliche Relevanz des Stoffs für die bundesrepublikanische Gesellschaft des 21 Jahrhunderts auf“, erläutert das Theater in seiner Einführung. „Ein unter die Haut gehendes Lehrstück...Weiterlesen

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