"Babylon" in Wiesbaden

Erst zum dritten Mal wagt sich ein Theater an dieses Mammutwerk von Jörg Widmann. Das Hessische Staatstheater hat mit der Umsetzung Daniela Kerck (Regie und Bühne) beauftragt. Sie siedelt Babylon mit seinen vielen Religionen und Kulturen im Transitraum eines Flughafens an. „Die Oper erfordert einen Raum, der ständig in Bewegung ist“, erläutert die Regisseurin ihre Entscheidung. Das Libretto von Peter Sloterdijk lässt sich nur schwer nacherzählen. Es geht auf der einen Seite um die Liebesgeschichte zwischen Inanna und Tammu, darüber hinaus werden „Liebe, Unschuld, Verlust, Treue, Glaube, Hoffnung, Leben“ verhandelt. „Babylon live zu erfahren ist ein einzigartiges sensorisches Hörerlebnis“, berichtet der musikalische Leiter Albert Horne. Und der Sängerdarsteller Otto Katzameier, der den Tod spielt, sagt im Interview: „Jörg Widmann hat sich ganz babylonisch aller möglichen Stile bedient (…) Eine breit angelegte Spielwiese an kompositorischen Techniken.“ Die Kritiker reagieren positiv auf den Opernabend. „Der Dirigent Albert Horne bringt Ordnung in die musikalische Sprachverwirrung, organisiert das Geschehen, leitet mit großer Übersicht das bis in die Logen verteilte Orchester und den vielfach geteilten Chor“, schreibt die Deutsche Bühne. Von einem „packenden Opernabend“ berichtet die Frankfurter Neue Presse. Und die FAZ schreibt: „Der hauseigene Chor leistet in den häufig ins Exaltierte auskragenden Partien des Volkes freilich Außergewöhnliches. Albert Horne (…) hat die Umsetzung der Partitur mit ihren heftigen Kulminationspunkten und ihren zahllosen (…) Zitaten und Stilbrüchen bewundernswert konzentriert im Griff.“ Das Foto (Karl und Monika Forster) zeigt den Chor des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden.

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