Vieles von Alessandro Scarlatti werde heute aufgeführt erklärt der musikalische Leiter Alessandro Quarta, einiges liege auch noch in der Schublade. Aber „Il Cambise“ sei die einzige Oper des italienischen Komponisten, die noch nicht wieder ins Leben und auf die Bühne zurückgebracht worden sei. Tatsächlich wurde sie nur ein einziges Mal inszeniert, vor mehr als 300 Jahren, und dann vergessen. Quarta hat in digitalen Bibliotheken gestöbert und die Oper wiederentdeckt. In Kiel erlebte sie nun quasi ihre zweite Uraufführung. Cambise ist Herrscher über die Perser, hat sich aber ins Königshaus der verfeindeten Ägypter eingeschlichen und das Herz der dortigen Königinnen erobert. „Diese Doppelpersonalität herauszuarbeiten ist natürlich das Wesentliche“, erklärt Regisseur Joachim Rathke. Cambise verfolgt nicht etwa kriegerische, sondern durchaus friedliche Ziele. Mit seinem Coup will er den Konflikt zwischen den Völkern beenden. In der Kieler Inszenierung werde die Geschichte rückblickend, aus der Perspektive eines apokalyptischen Heute erzählt, erläutert Rathke. Außerdem wird die barocke Oper durch ein Urban-Dance-Ensemble ergänzt, eine mutige Kombination, die offenbar aufgeht. „In dieser Melange (…) ist die Barocksprache mitreißend, vor allem durch die so engagierte wie differenzierte Leitung von Alessandro Quarta“, berichtet die neue musikzeitung. Und: „Mit der Aufführung von Alessandro Scarlattis 'Il Cambise' ist Kiels Oper etwas Besonderes gelungen.“ Das Foto (Olaf Struck) zeigt Tatia Jibladze (Ernesto), César Cortés (Orconte), Jenny „Tweetie“ Freitag-Praxmarer (Tänzerin), Shakèd Bar (Rossane), Maria Elena Pepi (Mirena), Elin Karlsson (Tänzerin), Adriana di Paola (Cambise), Nicole „Nickelbuck“ Kuhfeld (Tänzerin).