Peter I. Tschaikowsky wollte sich von exotisierenden Klischees, wie er sie in Verdis „Aida“ erlebte, befreien. Also entschied er sich, die in Russland sehr bekannte Romanvorlage von Alexander Puschkin als Oper, oder besser als „Lyrische Szenen in drei Akten“ zu vertonen. Von der bei Puschkin erlebbaren Ironie bleibt bei Tschaikowsky nichts übrig. Er identifiziert sich vor allem mit der weiblichen Hauptfigur Tatjana. „Ich suche (...) ein intimes, aber starkes Drama, das auf Konflikten beruht, die ich selbst erfahren oder gesehen habe, die mich im Innersten berühren können“, schrieb er über seine Wahl. Regisseurin Barbora Horáková allerdings bringt den Humor aus der Vorlage zum Teil wieder zurück auf die Bühne, wie der Deutschlandfunk berichtet. Horáková lässt sich inspirieren von der osteuropäischen Welt der 1970er- und 80er-Jahre. Denn sie selbst ist in einem Mehrgenerationenhaushalt in Prag aufgewachsen; diese Erfahrung bringt sie in ihre Inszenierung ein. Die Begeisterung des Publikums kennt kaum Grenzen, gleiches gilt für die Kritiker. „Die Opernfans standen, schrien vor Begeisterung und feierten (…) eine in jeder Hinsicht gelungene Produktion. (...) Die musikalische Seite des Abends ist große Klasse und passt so wunderbar zu dem, was auf der Bühne zu sehen ist“, kommentiert die HAZ. Die Cellesche Zeitung schwärmt: „Tschaikowskis ‚Eugen Onegin‘ wird zur Sternstunde an der Staatsoper Hannover. (...) So hat man diese Oper noch nie gehört, aber so überwältigt sie vom ersten Moment an. (...) Meisterhaft.“ Der NDR zitiert die Regisseurin: „Deswegen ist auch der Chor auf der Bühne - als jemand, der eigentlich die Gefühle von den anderen immer observiert und auch kommentiert.“ Und der Chor singt und spielt, dass es eine Freude ist. Das Foto (Sandra Then) zeigt Monika Walerovic als Larina, Ruzana Grigorian als Olga und den Chor der Staatsoper Hannover.