Premierenberichte

"Moskau Tschermojuschki" in Hamburg

16.07.2019 | Dass Dmitri Schostakowitsch eine Operette geschrieben hat, wissen längst nicht alle Freunde des Musiktheaters. Er komponierte sie 1957 und 1958, 1959 kam sie im Moskauer Operettentheater zur Uraufführung. Erzählt werden eine Menge Episoden aus einer frisch aus dem Boden gestampften Trabantenstadt am Rande der russischen Hauptstadt – wie sie gerade in der Chruschtschow-Ära nicht unüblich waren. Aber die reine Freude, die die Neubewohner hier erleben sollen, wird immer wieder durchkreuzt: „Die Türen verschlossen, die Beamten korrupt, die Obdachlosigkeit ein schwebendes Damoklesschwert über den...Weiterlesen

"Ein Hauch von Venus" an der Staatsoperette Dresden

11.07.2019 | Kurt Weill war, anders als andere Künstlerinnen und Künstler, auch im Exil in den USA erfolgreich als Komponist. „One Touch of Venus“ wurde zu seinem erfolgreichsten Broadway-Stück und hielt einige bis heute bekannten Ohrwürmer parat. An der Staatsoperette Dresden stand die „musical comedy“ jetzt auf dem Programm: die letzte Premiere des scheidenden Intendanten Wolfgang Schaller, der sich am 7. Juli vom Haus verabschiedete. Es geht um den Friseur Rodney, der den für seine Freundin gedachten Verlobungsring aus Übermut einer Venusstatue an den Finger steckt. Diese wird daraufhin lebendig – und...Weiterlesen

"Les Huguenots" an der Sächsischen Staatsoper

09.07.2019 | Gekürzt, aber immer noch fast vier Stunden lang: Giacomo Meyerbeers große Oper über die historische Bartholomäusnacht, angereichert mit einer Liebesgeschichte, die ebenso wie das Gemetzel zwischen Katholiken und Hugenotten ein böses Ende nimmt, wurde an der Semperoper von Peter Konwitschny inszeniert, der damit nach fast 20 Jahren „Abstinenz“ an das Haus in Dresden zurückkehrte. „Eine sehr politische Oper“ sei das Werk, erklärt Konwitschny im Making-of-Video. Und: „Ich inszeniere Opern so, dass der Zuschauer nicht nur einen Genuss hat, sondern auch reicher das Theater verlässt, reicher an...Weiterlesen

"Chicago" in Magdeburg

05.07.2019 | Musik der 1920er-Jahre, jazzig-fetzig, eine Handlung, die Regisseur Ulrich Wiggers ins Heute verlegt: Das passt, denn es geht um Manipulation der Presse, um Verbreitung von „fake news“, um den Sieg des Scheins über das Sein. Das alles in einem Musical von John Kander und Fred Ebb, das auf der Grundlage eines satirischen Theaterstücks (nach einer wahren Begebenheit in den 1920er-Jahren) entstand: 2 Frauen, als Mörderinnen angeklagt, schaffen es mit Hilfe eines gewieften Anwalts, nicht nur frei, sondern auch noch auf die große Showbühne zu kommen. Nachdem das Musical im deutschsprachigen Raum...Weiterlesen

"Guercœur" in Osnabrück

02.07.2019 | Albéric Magnard: ein Name, den wohl nur wenige Musikliebhaber kennen. Er selbst kam 1914 durch deutsche Soldaten ums Leben, sein Haus mit zahlreichen Kompositionen wurde in Brand gesetzt. Magnards Kollege Ropartz rekonstruierte die verlorenen Akte der Oper „Guercœr“ – und nun setzte das Theater Osnabrück sie als deutsche Erstaufführung auf den Spielplan. Der Titelheld, bereits verstorben, darf noch einmal ins Leben zurückkehren, ist aber enttäuscht von dem, was er vorfindet, und landet schließlich wieder im Jenseits. „Wirklich ein beglückender Opernabend mit einem Stück, das man nun...Weiterlesen

"Die Krönung der Poppea" in Kiel

01.07.2019 | „Eines der besten Textbücher der Operngeschichte trifft auf die Vertonung eines der größten Genies des Musiktheaters.“ So schreibt es das Theater Kiel zur Einführung von Claudio Monteverdis Oper mit dem Libretto von Giovanni Francesco Busenello. Dieses zähle „zum Schonungslosesten, was es in der Musiktheatergeschichte nicht nur des 17. Jahrhunderts zu finden“ gebe. Es geht um den Sieg von Amoral und Machtgier im alten Rom: Poppea, die Verführerin, wird am Ende zur Kaiserin gekrönt, ihre Widersacherin wird verbannt, der Philosoph Seneca, der ihr Vorhaltungen macht, gar in den Selbstmord...Weiterlesen

"La Traviata" in Lübeck

28.06.2019 | Kurz bevor Christian Schwandt, Geschäftsführender Direktor des Theaters Lübeck, ankündigte, dass er das Haus verlassen werde, weil es vom Land Schleswig-Holstein kaputt gespart werde, bewies das Theater noch einmal seine Qualität mit der Premiere der „Traviata“. „Giuseppe Verdis Oper ist zeitnah – zu jeder Zeit, in der das Leben im Bann von Eros, Macht und Kapital steht“, schreibt das Theater auf seiner Webseite. Regisseur Lorenzo Fioroni versteht es offenbar, dies auf der Bühne umzusetzen. „Lorenzo Fioronis Inszenierung besticht durch ihre Stringenz und ihre eindringlichen Bilder“, schreiben...Weiterlesen

"Mariechen von Nimwegen" in Bremerhaven

26.06.2019 | Kaum jemand kennt diese Oper des tschechischen Komponisten Bohuslav Martinů. Für das Stadttheater Bremerhaven ist dies nicht die erste Ausgrabung eines selten gespielten Musiktheaterwerks. Die Oper sei, so das Theater in seiner Programmankündigung, „halb Mythus, halb Märchen, halb Spiel, aber in jedem Falle großartiges Musiktheater voller mitreißender Klänge“. Große Chornummern prägen das Werk, der Chor tritt in der Inszenierung von Intendant Ulrich Mokrusch an verschiedenen Stellen auf, singt schon mal vom Balkon oder auch von den Seiten des Zuschauerraums. „Das Ergebnis“, so der Opernfreund...Weiterlesen

"Madame Pompadour" an der Musikalischen Komödie Leipzig

19.06.2019 | Die Marquise von Pompadour, eine reale historische Person, verstand es nicht nur, vielen Männern den Kopf zu verdrehen und sie zu verführen (sie brachte es immerhin zur Maitresse des Königs), sondern auch heikle Situationen für ihre eigenen Interessen zu nutzen. Leo Fall machte sie zur Hauptfigur einer Operette mit amourösen Abenteuern, Intrigen und jeder Menge komischen Situationen. Klaus Seiffert hat die Operette nun an der „MuKo“ inszeniert. „‚Madame Pompadour‘ ist ja sehr kabarettistisch in der Vorführung männlicher Macht und Bigotterie“, erklärt er im Interview mit der Leipziger...Weiterlesen

"Götterdämmerung" in Würzburg

17.06.2019 | „Götterdämmerung“ in einem Museum – ausgestellt sind hier die „Requisiten“ der Vorgeschichte, die Wager in seiner Tetralogie erzählt, die in Würzburg aber nicht gespielt wird. Auf diese Weise stellt Regisseur Tomo Suago die Verbindung zur Nibelungen-Erzählung in Gänze her. Am Schluss sind die Museums-Vitrinen umgestürzt und leer. „Tomo Sugao gelingt das Unmögliche: Immer wieder bricht er die erhabene Tragik mit liebenswürdigen und kundigen Ironisierungen, ohne dem Ganzen die Tiefe zu nehmen“, schreibt die Main Post. Paul Zoller habe dafür „unter optimalem Einsatz von Drehbühne und Licht (...Weiterlesen

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