Premierenberichte

"Tosca" in Plauen

12.01.2012 | Vor ausverkauftem Haus zeigte das Theater Plauen eine der beliebtesten Opern des Repertoires: Die "Tosca" von Giacomo Puccini, die von Macht- und Intrigenspiel, aber auch von der Liebe der Sängerin Tosca zum Maler Mario Cavaradossi handelt. Um ihn zu retten, zeigt sie sich schließlich bereit, sich dem bösen Polizeichef Scarpia hinzugeben. Das tödliche Finale bleibt - wie bekannt - nicht aus. Regisseur Roland May hat sich entschlossen, die Oper in der historischen Originalzeit anzusiedeln, also um das Jahr 1800. "Das gefällt", schreibt "Der Zwickauer", "zumal der Stoff selber hochaktuell ist und keine modernen Kostüme braucht." "Eine betäubende Mischung aus Sex, Politik und dem Muff alter Hüte lag in der Luft", urteilt die "Freie Presse" und attestiert den Sängern: Ihnen "gelingt es, die Emotionalität der sich förmlich überschlagenden Arien bis in den letzten Winkel des Gehörgangs zu transportieren." Das Publikum dankte dem Regisseur, dem musikalischen Leiter Lutz de Veer, und den Musikern mit leidenschaftlichem Applaus. Das Foto (Peter Awtukowitsch) zeigt Ricardo Tamura als Cavradossi.Weiterlesen

"Riemannoper" in Halle

09.01.2012 | 1988 uraufgeführt, widmet sich die Oper von Tom Johnson einem zunächst vermeintlich untauglichen Opernthema: Basis der "Handlung" ist Hugo Riemanns 1882 erstmals herausgegebenes und seither ständig neu aufgelegtes und aktualisiertes Musiklexikon. Die vier Sänger führen einzelne von Johnson aufgegriffene Lexikon-Artikel musikalisch und durchaus auch spielerisch vor, wobei der Komponist Regisseur und Darstellern recht freie Hand in der Interpretation lässt. Der Künstlerische Leiter der Oper Halle, Axel Köhler, hatte die nahe liegende Idee, das Stück zu einer Farce zu gestalten, die den aktuellen Musiktheaterbetrieb - angesichts allüberall drohender Einsparungen - aufs Korn nimmt. Die vier Sänger werden zu Konkurrenten und verlieren sich in ihren Rivalitäten und Streitereien ebenso wie in Liebesverwicklungen. Höchst aktuell singen sie gegeneinander, um ihre Position zu festigen und nicht weggespart zu werden. "In der spartanischen Ausstattung von Petra Ziegenhorn und unter der musikalischen Leitung der Pianistin Katrin Wittrisch singen und spielen sich Marie-Friederike Schöder, Sandra Maxheimer, Michael Smallwood und Gerd Vogel mit selbstverständlichem Können und sichtlichem Vergnügen durch die Seiten des Buches", schreibt die Mitteldeutsche Zeitung. Das Publikum dankte der gelungenen, durchaus auch kabarettistisch geprägten Vorstellung, mit großem Beifall. Foto: Gert KiermeyerWeiterlesen

"La Traviata" in Bremerhaven

30.12.2011 | Die Geschichte der kurzen Liebe zwischen der Kurtisane Violetta und dem aus bürgerlichen Kreisen stammenden Alfredo Germont - basierend auf der "Kameliendame" des französischen Alexandre Dumas und vertont von Giuseppe Verdi - hat Generationen von Opernliebhabern berührt und gefesselt. Obwohl sie erkennt, was die wahre Liebe von der käuflichen unterscheidet, kann Violetta ihr Glück nicht finden. Verzicht und Krankheit hindern sie daran, mit Alfredo glücklich zu werden. In Bremerhaven überzeugte die Regie-Arbeit von Kirsten Uttendorf ebenso wie die musikalische und darstellerische Leitung der Solisten. Aber auch der Chor begeistert, vor allem in der Maskenball-Szene nach der Rückkehr Violettas in ihr altes Leben: "Der Opernchor des Stadttheaters zeigt an dieser Stelle einmal mehr, was er kann", berichtet Radio Bremen - und zieht das Fazit: "Zweieinhalb Stunden romantischer Opernstoff, dem die Macher seine Aktualität ohne überzeichnete Modernismen mühelos abgewinnen können - unbedingt sehenswert."Weiterlesen

"Cinderella" in Augsburg

30.12.2011 | Gleich mit fünf bösen Stiefschwestern muss sich Aschenputtel in der Augsburger "Cinderella"-Version (Choreografie: Mauro de Candia) herumschlagen. Und mit einer Stiefmutter, die von Erich Payer mit großer Lust und einer gehörigen Portion Humor dargestellt wird. Als Pendant zu den zickigen Schwestern setzt der Choreograf dem schönen Prinzen fünf Minister an die Seite, die Hektik und Leere des königlichen Hofes aufs Schönste demonstrieren. Beide - Prinz und Aschenputtel - passen nicht in ihre Umgebung und versuchen im Lauf des Abends, sich daraus zu befreien, zu Selbstbestimmung und zueinander zu finden. Dieses Zueinanderfinden gipfelt in einem anrührenden Pas de deux der beiden Protagonisten. Das beliebte Handlungsballett von Sergej Prokofjew wurde vom Augsburger Publikum enthusiastisch gefeiert. "Die Augsburger Ballett-Compagnie begeistert nicht nur mit hohem tänzerischen Niveau, sondern auch durch Schauspielvermögen und Gespür für feine Komik ohne plumpen Klamauk", schreibt die Augsburger Allgemeine. Und "a3 Kultur" lobt die Leistung des Choreografen: "Auffallend musikalisch und mit modern geprägter choreografischer Handschrift setzte Mauro de Candia als Gast sein erstes Handlungsballett auf die Bühne des Augsburger Theaters."Weiterlesen

"Hänsel und Gretel" in Lüneburg

28.12.2011 | In Lüneburg verlagert Regisseur Friedrich von Mansberg die altbekannte Märchenhandlung "Hänsel und Gretel" in die Gegenwart - und ins Reich der Träume. Die beiden Geschwister waren unvorsichtig und haben den Staubsauger kaputt gemacht. Der allein erziehende (und überforderte) Vater droht mit der bösen Hexe, die unartige Kinder holt - und prompt dringt diese in die Träume der Kinder ein. Bei allen Ängsten wissen die beiden, dass sie sich aufeinander verlassen können. Und: Irgendwann geht jeder (Alb-)Traum zu Ende - so auch dieser. Die Lüneburger Inszenierung thematisiert aktuelle Probleme, so das Fehlen der (früh verstorbenen) Mutter in der Familie, aber auch die Frage, wie Menschen miteinander umgehen und füreinander einstehen. "Franka Kraneis (Gretel) und Yaroslava Romanova (Hänsel) spielen mit Arthur Pirvu (Vater) die Familie und singen alle großartig", schreibt die Lüneburger Zeitung. "Bereichert wird die Aufführung vom Kinderchor der Musikschule, den Deborah Coombe prächtig eingestellt hat." Ein nachdenklich stimmendes Kinderoper-Erlebnis. Immerhin: Trotz Verlagerung in die Moderne bleibt es beim märchenhaften Happy End. Das Foto zeigt Yaroslava Romanova (Hänsel) und Marcus Billén als Hexe.Weiterlesen

"La Traviata" in Weimar

22.12.2011 | Regisseur Karsten Wiegand weiß seiner Weimarer "Traviata" neben dem Drama im Privaten auch eine politische Dimension abzugewinnen. Dass die Liebe zwischen der Lebedame Violetta und dem aus bester Familie stammenden Alfredo keine Aussicht haben wird, schwingt hier von der ersten Szene an mit - und das lässt im Publikum des Deutschen Nationaltheaters niemanden kalt. Die Zuschauer reagierten begeistert, die Presse lobte die Inszenierung, vor allem aber auch die musikalische Qualität des Abends. In der Leipziger Volkszeitung werden - neben den herausragenden Solisten - die Kollektive hervorgehoben: "Der Eindruck ist vollkommen - auch, weil Stefan Solyom wieder einmal mit seiner Staatskapelle zaubert, und der von Markus Oppeneiger einstudierte Opernchor so geschlossen agiert, dass nichts zu wünschen bleibt. Musikalisch spielt Weimar in Mitteldeutschland längst ganz vorne mit, und diese Traviata ist ein weiterer Beweis dafür", heißt es dort. Und in der Thüringischen Landeszeitung war zu lesen: "Ja, man muss diese Traviata erlebt haben. Das Publikum war tief bewegt. Dann toste es." Foto: Erhard DrieselWeiterlesen

"Das Liebesverbot" in Meiningen

22.12.2011 | Zur Wiedereröffnung des sanierten Südthüringischen Staatstheaters Meiningen nach fast 18 Monaten war eine Rarität zu erleben: Richard Wagners Jugendwerk "Das Liebesverbot", das der Komponist als 22-Jähriger nach der literarischen Vorlage von Shakespeares "Maß für Maß" schrieb. Wagner verlegt die Handlung nach Palermo, Regisseur (und Intendant) Ansgar Haag allerdings hat sich für Nürnberg als Ort des Geschehens entschieden und lässt vor der Kulisse des Reichsparteitags spielen. Es geht um den Versuch, in einer sittenlosen Gesellschaft die Tugend wieder zu beleben. Stellvertretend für alle Laster wird der Karneval verboten, jedes Vergehen "des Trunkes sowie der Liebe" soll mit dem Tod bestraft werden. Der für das Verdikt verantwortliche Statthalter aber hält sich nicht an die eigenen Regeln. Am Schluss ersetzt eine "Liebesrevolution" das Liebesverbot. Nicht durchweg positiv wird die Meininger Inszenierung in den Medien bewertet, das Verdienst allerdings, das selten aufgeführte Frühwerk des Meisters auf die Bühne zu bringen, wird allgemein gewürdigt. Die musikalische Leistung (am Pult steht GMD Philippe Bach) findet durchweg große Anerkennung. "So nimmt die musikalische Seite dieser Leistung des Ensembles grundsätzlich für sich ein", heißt es auf nmz online. "Die oft großartigen Sänger und das Orchester spielen alle Zweifel einfach weg", schreibt der Tagesspiegel. Am Ende großer Applaus für eine gelungene Wiedereröffnung.Weiterlesen

"Luci mie traditrici" in Passau

21.12.2011 | Eine Oper wie Salvatore Sciarrinos "Luci mie traditrici (Die tödliche Blume)" aufs Programm zu setzen, ist für ein Theater wie das Landestheater Niederbayern sicher als Wagnis zu bezeichnen. Das 1998 in Schwetzingen uraufgeführte Werk des 1947 geborenen italienischen Komponisten hatte im Passauer fürstbischöflichen Opernhaus Premiere. Erzählt werden die dramtaischen Geschehnisse eines einzigen Tages (in der Inszenierung von Roland Schwab spielen sie sich in einem Motel, Stil 70er-Jahre, ab) aus dem Leben des Renaissance-Komponisten Gesualdo, der aus Eifersucht den Geliebten seiner Frau und danach auch sie selbst tötet. Eine düstere Geschichte, aus der Sciarrino eine subtile Kammeroper geschaffen hat. Das Passauer Wagnis, das kann man sicher sagen, ist mehr als gelungen. Das Publikum, dem diese Art Musik vermutlich größtenteils fremd war, dankte mit viel Applaus. Die Presseberichte teilen diese Begeisterung: "Eine musikalisch wie szenisch beeindruckende Produktion" hat der Rezensent der Süddeutschen Zeitung erlebt, er lobt Schwabs "ausgefeilte Personenregie" und die musikalische Gestaltung "Wie Kai Röhrig seine 20 Musiker mit den Singstimmen verzahnt; wie er eine phantastische Balance zwischen Bühne und Graben erreicht; wie jede Floskel, jeder Akkord plastisch, sinnlich und als stilisierte Theatermusik hörbar wird (…), verdient höchsten Respekt." Auch die neue musikzeitung meint, dass Kai Röhrig "das 27-köpfige Orchesterensemble fabelhaft für diese heikle Aufgabe präpariert" habe und beschreibt "einen in seiner szenischen wie musikalischen Kompetenz beeindruckenden Premierenabend". Und die Passauer Neue Presse jubelt: "Es ist ganz sicher eine der aufregendsten Inszenierungen und ein Höhepunkt dieser Saison." Das Foto (Peter Litval) zeigt Mandie de Villiers-Schutte (La Malaspina) und Roland Schneider (L'Ospite).Weiterlesen

"Der Nussknacker" in Nürnberg

19.12.2011 | E.T.A. Hoffmanns Erzählung "Nussknacker und Mausekönig” lieferte die Grundlage für den Ballett-Klassiker "Der Nussknacker", zu dem Peter Tschaikowski seine "Ohrwurm"-Komposition schuf. Schon bei der literarischen Vorlage mag man sich fragen, ob dies nun eigentlich eine Geschichte für Kinder oder - angesichts ihrer Skurilität und ihrer teils düsteren Inhalte - doch eher eine für Erwachsene ist. Die Ballettversion - besonders beliebt auf den Spielplänen der Vorweihnachtszeit - wurde meistens entsprechend gestaltet: familienfreundlich und mit mehr romantischen als erschreckenden Zügen. Goyo Montero hat in Nürnberg nun auch die dunklen Seiten der Geschichte auf der Bühne realisiert. Die vorherrschende Farbe ist Schwarz. "Goyo Montero treibt mit seiner Version (…) dem Stoff all das Pralinenhafte und Süßliche aus", heißt es in der Nürnberger Zeitung, die die Aufführung nichtsdestotrotz als "absolut empfehlenswert" beurteilt. Auch andere Medien rezensieren die Nürnberger Ballett-Aufführung positiv bis begeistert. Am deutlichsten vielleicht die Nürnberger Nachrichten: "Eine Klassiker-Deutung voller poetischer Kraft und kreativer Fantasie: Mit Peter Tschaikowskys ‚Der Nussknacker‘ landete das Nürnberger Ballett einen Riesenerfolg", ist hier zu lesen - und: "Goyo Montero lieferte mit dem ‚Nussknacker‘ nicht nur die Krönung seiner bisherigen choreografischen Arbeit, sondern auch ein starkes Plädoyer für die absolute, weil faszinierende Berechtigung eines eigenen Ballettensembles." Und der Bayerische Rundfunk würdigt die Leistung des Ensembles, das "prächtig agiert als ungelenke Festgesellschaft" und "großes schauspielerisches Können zeigt". Das Foto (Jesús Vallinas) zeigt Mitglieder des Ensembles.Weiterlesen

"Macbeth" in Leipzig

14.12.2011 | Chef-Regisseur Peter Konwitschny hatte vor der Leipziger Premiere eine Art Burnout und konnte seine Inszenierung nicht zu Ende führen. Die Regieassistentinnen Heide Stock und Verena Graubner übernahmen die Aufgabe. Ob es daran lag, dass die Pressestimmen nicht gerade begeistert klangen? Shakespeares von Verdi vertontes Königsdrama, in welchem die drei Hexen schon vor Beginn die Schicksale der Menschen bestimmen und eine grausame und machtbesessene Lady Macbeth zu Gunsten ihres Mannes die Fäden zieht, fand durchaus auch kritische Stimmen. Die "Bild-Zeitung" allerdings urteilt positiv und spricht von einem "glänzend aufgelegten Gewandhausorchester": "Musik und Gesang klingen herrlich; sämtlichen Akteuren hat dieses exquisite Kasperletheater Vergnügen bereitet - und dem Publikum auch!" Und der Rezensent von nmz online hat genau auf die Chorsolisten gehört: "Als erstaunlich gelungen blieben drei Chorsoli im Ohr, die sich neben den überwiegend eingekauften Solisten gut zu behaupten verstanden." Foto: Andreas BirkigtWeiterlesen

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