Premierenberichte

"Peter Grimes" in Trier

17.04.2012 | Eine neue Inszenierung der großen Oper von Benjamin Britten über den Fischer Peter Grimes, der in Verdacht gerät, einen Lehrling fahrlässig getötet, den zweiten misshandelt und schließlich ebenfalls getötet zu haben, hat jetzt das Theater Trier gewagt. Die Oper des englischen Komponisten, uraufgeführt unmittelbar nach dem Ende des zweiten Weltkriegs in London, steht in dieser Spielzeit auf dem Spielplan mehrerer mittlerer und kleiner Häuser. Sie alle haben bisher bewiesen, dass große Choropern nicht den "Großen" vorbehalten bleiben sollten. Mit viel Engagement und großem Erfolg hat die Bühne in Trier diese Herausforderung gemeistert. Von "einem Theater-Abend, der nur Superlative verdient," berichtet der "Volksfreund". Von einem "Glücksfall, rundherum" und von einem "umwerfend starken Chor (Leitung: Angela Händel), dem in dieser Oper entscheidende Bedeutung zukommt". "Der Chor singt und spielt mit Feuer und Begeisterung, bewältigt aber auch präzise alle Tücken der enorm schwierigen Partitur", heißt es in der gleichen Kritik. Der Kritik von "Opernfreund" mag man gleich entnehmen, dass der Chor hier die Hauptrolle spielt: so ausführlich wird dessen Rolle selten gewürdigt. "… überhaupt der Chor! Peter Grimes ist eine großartige Choroper, was der mit dem Extrachor verstärkte Opernchor (Einstudierung: Angela Händel) eindrucksvoll belegte", ist die Quintessenz dieser Betrachtungen. Für die Titelrolle konnte das Theater Trier den Tenor Gianluca Zampieri gewinnen, der der Figur nicht nur musikalisch, sondern auch szenisch zu großer Leuchtkraft verhilft. Regisseur Matthias Kaiser ebenso wie Dirigent Victor Puhl durften sich über einen durch und durch gelungenen Opern-Erfolg freuen. Das Foto (Friedemann Vetter) zeigt Carlos Aguirre als Ned Keene sowie Mitglieder des Opernchors und des Extrachors des Theaters Trier.Weiterlesen

"Die Sache Makropulos" in Frankfurt

17.04.2012 | Schon die deutsche Erstaufführung von Leos Janáceks Oper "Die Sache Makropulos" fand in Frankfurt statt. Nach einer weiteren Interpretation durch Ruth Berghaus und Michael Gielen im Jahr 1982 nahm sich nun, 30 Jahre später, der englische Regisseur Richard Jones in Frankfurt des Stoffes an. Erzählt wird die Geschichte einer jungen Frau, die vor mehr als 300 Jahren als Testperson für einen lebensverlängernden Trank herhalten musste und seitdem in verschiedenen Figuren durchs Leben geht. Gespielt wird die Figur - von Elina Makropulos bis Emilia Marty - von Susan Bullock, die die Partie meisterhaft bewältigt. Aber auch ihre Mitstreiter auf der Bühne machen ihre Sache gut: "Neben ihr [Bullock] ein großartiges Ensemble", schreibt die FAZ. Und weiter: "Richard Jones übersetzt seine Gedanken zu dem Werk in klare Bilder und Aktionen… Aber er arbeitet auch mit den Sängern deren Rollenprofile einprägsam heraus." Unter der musikalischen Leitung von Friedemann Layer erhielt auch das Orchester großes Lob: "Unter dem Dirigat des versierten Friedemann Layer fand das Frankfurter Opern- und Museumsorchester zu einem dichten, geschlossenen Klangbild, das die individuelle Tonsprache Janáceks glänzend ins Licht rückte", schreibt die Gießener Allgemeine. Viel Beifall für eine unterhaltsame Inszenierung! Das Foto (Barbara Aumüller) zeigt Susan Bullock (Emilia Marty) und Paul Groves (Albert Gregor).Weiterlesen

"Parsifal" in Kassel

16.04.2012 | Kontroverse Eindrücke vermittelte die "Parsifal"-Inszenierung von Helen Malkowsky am Staatstheater Kassel. Schon während des Vorspiels erlebt das Publikum blutige Filmprojektionen: Es ist das Blut von Amfortas, dem König der Gralsburg, dessen nicht verheilende Wunde nur ein "reiner Tor" heilen kann. Jahre des Umherirrens vergehen, bis es Parsifal endlich gelingt, Amfortas zu retten und selbst König der Gralsburg zu werden. Die Regieführung hinterließ gemischte Gefühle, musikalisch überzeugte das Kasseler Ensemble: "Dem Rätselraten über den Sinn dieser Inszenierung kann man sich aber ziemlich schnell entziehen, wenn man sich der Sogwirkung der Wagnerschen Musik hingibt. Die lässt Generalmusikdirektor Patrik Ringborg am Dirigentenpult wärmstens glühen und strömen", heißt es im Göttinger Tageblatt. Der neue Merker hat lobende Worte für den Chor: "Präzise, dynamisch exakt und, wenn nötig, gewaltig sangen Chor und Extrachor in der Einstudierung von Marco Zeiser Celesti." Und auch die HNA meint: "… Zumal auch der Opern- und Extrachor sowie der Kinderchor Cantamus bestens agierten." Neben dem Chor überzeugten die Solisten, allen voran Christian Elsner in der Titelpartie: "Eine Klasse für sich" urteilt die HNA. Die Westfälischen Nachrichten immerhin lassen auch die Inszenierung gelten: "Das Staatstheater Kassel hat am Karfreitag eine aufsehenerregende Deutung von Wagners Spätwerk herausgebracht." Am Ende gab es einhelligen Applaus für die musikalische Leistung, gespaltene Meinungen zur Regie. Das Foto (N. Klinger) zeigt Damen des Staatsopernchors.Weiterlesen

"Lohengrin" in Karlsruhe

13.04.2012 | Lohengrin im Fußballstadion: das ist zumindest gewöhnungsbedürftig. Regisseurin Reinhild Hoffmann überzeugte mit ihrer eigenwilligen Deutung der Wagnerschen Oper, die - laut Ankündigung des Badischen Staatstheaters - den Auftakt zu einem Wagner-Zyklus in Karlsruhe bildete, nicht unbedingt. Immerhin, die Badischen Neuesten Nachrichten urteilen: "Nicht zuletzt aufgrund der schlüssigen Personenführung, des von [Justin]Brown großartig durch alle Stimmungslagen geführten Chors und Orchesters (…) ist man ja gewillt, sich auf das ‚Spiel‘ zwischen Sportplatz und Turnhalle einzulassen." Weiter heißt es dort: "Brown bezieht die Partitur sensibel auf die Szene, verliert sich niemals in der Eigendynamik." Lohengrin, der traurige Held, wird von Lance Ryan gesungen, der einige Jahre Mitglied des Karlsruher Ensembles war, bevor er eine Welt-Karriere startete. Seine künstlerische Leistung war unangefochten, als "Star des Abends" bezeichnet die Stuttgarter Zeitung allerdings den Bariton Jaco Venter, der den Telramund sang. Dass eine eher statische Inszenierung der Leistung des Chors keinen Abbruch tun konnte, vermerkt der Mannheimer Morgen: "Von der legendären Folkwang-Choreographin hatte man zumindest einen guten Umgang mit den (in Karlsruhe gewaltigen) Chormassen erwartet. Fehlanzeige: aufs Podest gestellt wird somit immerhin die musikalische Wirkung des exzellenten Chorgesangs (Einstudierung: Ulrich Wagner)." Ein durchwachsener Abend mit musikalischen Spitzenleistungen! Das Foto (Jochen Klenk) zeigt den Badischen Staatsopernchor, Jaco Venter als Telramund und Lance Ryan als Lohengrin.Weiterlesen

"Lulu" an der Staatsoper Berlin

11.04.2012 | David Robert Coleman, Komponist und musikalischer Assistent der Berliner Staatsoper, hat aus dem Material, das Alban Berg zu seiner unvollendeten Oper "Lulu" hinterließ, eine eigene Ergänzungs-Fassung für die Staatsoper geschrieben. Diese kam nun im Ausweichquartier im Schillertheater zur Aufführung. Regisseurin Andrea Breth, die im Jahr 2011 schon den "Wozzeck" für das Haus inszenierte, übernahm nun - wiederum erfolgreich - die Regie bei der zweiten Oper Alban Bergs über die verführerische Lulu, die die Männer fasziniert, ihnen aber nur Unglück bringt. Reihenweise gehen sie zugrunde, bevor Lulu selbst einen gewaltsamen Tod erleidet. Der Hauptfigur wird sängerisch wie spielerisch eine Menge abverlangt. Mit Mojca Erdmann hat man eine mehr als würdige Besetzung gefunden. Die Sängerin, die auch für zeitgenössische Werke als Spezialistin gilt, begeisterte auf ganzer Linie. "Wahrscheinlich hat Alban Berg selbst nicht geglaubt, dass irgendeine Sängerin alles singen kann, was er in die Rolle seiner Lulu hineingeschrieben hat. Er kannte Mojca Erdmann nicht", schreibt die taz. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung erweitert das Lob auf das gesamte Ensemble: "Das Sängercasting ist absolut osterfestspielwürdig", heißt es dort. Die Süddeutsche Zeitung lobt die musikalische Leistung des Orchesters unter Dirigent Daniel Barenboim: "Die Staatskapelle agiert prägnant und solistisch wie ein Kammerensemble, dröhnt aber auch, tänzelt, lockt, droht, kreischt, betört, täuscht…" Lobende Worte auch über die Inszenierung: "Andrea Breths Inszenierung gehört zum Intensivsten, was zur Zeit auf Berliner Opernbühnen zu sehen ist", ist in der Frankfurter Rundschau zu lesen. Foto: Bernd UhligWeiterlesen

"Sacre" und "Verklärte Nacht" in Eisenach

10.04.2012 | Das Landestheater Eisenach steht vor dem Aus. SPD und CDU streiten im Land Thüringen erbittert und schieben sich den Schwarzen Peter gegenseitig zu. Derweil müssen die Eisenacher Bürger um ihr Theater bangen, weil die Kommune den Eigenanteil von 2 Millionen Euro nicht mehr tragen kann, das Land diesen Finanzierungspart aber nicht übernehmen will. So war es bei der Premiere von Andris Plucis Ballettabend im Landestheater, einer Kombination von Strawinskys "Sacre" mit Schönbergs "Verklärte Nacht" sicher in erster Linie die Begeisterung über das künstlerische Ergebnis, daneben aber auch eine Solidarerklärung der Zuschauer, als sie am Ende Stehende Ovationen und begeisterte Beifallsbezeugung für die Akteure bereit hielten. "Ja, das kleine Landestheater kann wirklich große Dinge schaffen", ist auf "Südthüringen.de" zu lesen, und: "So überzeugend-gewaltig wie bei Plucis und Ptashnikov kommt das ‚Sacre‘ selbst auf größten Bühnen nicht rüber." Die Thüringer Allgemeine konstatiert: "Die Kunst besteht darin, Kunst zu zeigen auch unter diesen Bedingungen. Eisenachs Ballettkompanie beherrscht ihre Kunst: Sie zeigt einen starken Tanztheaterabend, dem keinerlei routiniertes ‚The show must go on‘ anzumerken ist." Auch die Landeskapelle Eisenach zeigte eine herausragende Leistung. Sie "macht das Beste aus ihrer chronischen Unterbesetzung" (Thüringer Allgemeine). Nur in einer speziell genehmigten Fassung konnte ‚Le Sacre du Printemps‘ mit dem vergleichsweise kleinen Orchester realisiert werden. Für den erkrankten Eisenacher GMD Carlos Domínguez-Nieto übernahm Oleg Ptashnikov die musikalische Leitung. Foto: C. HöltingWeiterlesen

"Tristan und Isolde" in Würzburg

05.04.2012 | Gespaltene Reaktionen ruft die Neu-Inszenierung von "Tristan und Isolde" am Mainfrankentheater Würzburg hervor - beim Publikum, das Buh- wie Bravo-Rufe für das Regieteam bereit hielt wie in der berichtenden Presse. Von "befremdlichen Bildern der Regie" ist im Bayerischen Rundfunk zu hören. Die Fränkischen Nachrichten wiederum schreiben: "Es war eine düstere Deutung der Tristan-Handlung durch Hermann Schneider, der ein durchdachtes Konzept zugrunde lag." Gleichgültig ließ diese Inszenierung niemanden. Das große Liebesduett im 2. Akt zeigt eher die ersehnte denn die reale Liebe: Tristan und Isolde schauen sich kaum an, berühren sich nicht, die Liebe bleibt für den Zuschauer Imagination. Lob gab es für die musikalische Leistung. Im BR hieß das so: "Musikalisch gerät der Abend zu einer kleinen Sensation. GMD Enrico Calesso ringt der Partitur mit dem Philharmonischen Orchester Würzburg Phrasen von solcher Innigkeit ab, von Rauschhaftigkeit und zugleich einem Zauber, einer Zartheit, die sonst von großen Orchestern zu erwarten ist." Die Mainpost berichtet von "heftigen Applaus für Sänger, Männerchor, Orchester und Dirigenten". Und das abschließende Fazit der Fränkischen Nachrichten klingt geradezu euphorisch: "Würzburg hat mit ‚Tristan und Isolde‘ unüberhörbar ein (weiteres) Juwel in seinem Repertoire." Foto: Falk von TraubenbergWeiterlesen

"Peter Grimes" in Münster

03.04.2012 | An "Peter Grimes", Benjamin Brittens große Choroper, wagen sich in dieser Spielzeit gleich mehrere Häuser, die nicht zu den "Großen" gehören. Jetzt haben auch die Städtischen Bühnen Münster in einer Inszenierung von Andreas Baesler die düstere Geschichte vom Fischer Peter Grimes und seinen Lehrjungen ins Repertoire aufgenommen - mit großem Erfolg. Peter Grimes, der Außenseiter, dessen Lehrjunge auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen ist und der deshalb von der Dorfgemeinschaft angeklagt wird, ist eine zwielichtige Gestalt, dessen Schuld oder Unschuld nicht bis ins Letzte geklärt werden kann. Der Komponist Benjamin Britten hat in seiner Oper vor allem den "Kampf des Einzelnen gegen die Masse" gesehen. Das Stück endet in der Katastrophe - nicht so die Premiere in Münster, die vom Publikum und von der Presse bejubelt wurde. Wenn in einer Rezension der Chor als "Held" bezeichnet wird, will das etwas heißen: "Eigentlicher ‚Held‘ der Aufführung ist allerdings der Chor - und was Dirigent Fabrizio Ventura mit ihm und dem Orchester veranstaltet", schreiben die Westfälischen Nachrichten. Und: "Der von Karsten Sprenger brillant präparierte Chor mit Extrachor der Städtischen Bühnen füllt das Haus mit einer Wucht, die einen tatsächlich um den armen Grimes bangen lässt." Auch die Münstersche Zeitung findet lobende Worte für den Chor: "Die Chöre bewältigen ihre mörderischen Aufgaben mit Bravour", ist dort zu lesen. Auch die Sänger, das Orchester und die Inszenierung stoßen auf einhellige Würdigung. Ein geglücktes Wagnis in Münster! Das Foto (© Michael Hörnschemeyer) zeigt Gundula Schneider als Mrs. Sedley, Chor- und Ensemblemitglieder.Weiterlesen

"Susannah" in Hagen

30.03.2012 | Carlisle Floyds Oper "Susannah" wurde nach de Uraufführung 1955 mehr als 800 mal gezeigt und war damit nach Gershwins "Porgy and Bess" die zweiterfolgreichste amerikanische Oper überhaupt. Schon zu Lebzeiten des Komponisten war sie fester Bestandteil im Kanon des Musiktheaterrepertoires. In Hagen wurde jetzt eine schlichte, reduzierte Inszenierung von Roman Hovenbitzer gezeigt und mit Standing Ovations begeistert gefeiert. Im Zentrum steht die naive und unschuldige Susannah, deren Schönheit ihr zum Verhängnis wird, weil Missgunst, Eifersucht und sexuelle Phantasien sie verfolgen. Die junge amerikanische Sopranistin Jaclyn Bermudez bewältigte die Rolle in Hagen perfekt. "Bermudez vereint jugendliche Frische und lyrische Ausdruckstiefe in der Stimme mit großer Präsenz und Leidenschaft auf der Bühne", schreiben die Ruhrnachrichten. Die Regieleistung wird von der "Deutschen Bühne" gelobt: "Vater des Erfolgs ist Regisseur Roman Hovenbitzer", heißt es dort. Und vor Begeisterung sprüht der Kommentar auf "Der Westen": "In dieser Produktion stimmt einfach alles: Ein herausragendes, hochmotiviertes Ensemble, eine kluge Regie und ein geniales Bühnenbild verbinden sich zu einem nachhaltig berührenden Abend." Das Foto (© theaterhagen | Foto Kühle) zeigt Jaclyn Bermudez in der Titelrolle und Rainer Zaun als Wanderprediger Olin Blitch.Weiterlesen

"Brundibar" in Gera

27.03.2012 | "Ihr müsst auf Freundschaft bau´n, den Weg gemeinsam geh´n, auf eure Kraft vertrau´n und zueinander steh´n." Das ist die Schlussbotschaft in der Kinderoper "Brundibár", deren Historie allein schon berührt: 1938 von dem tschechisch-deutschen Komponisten Hans Krása komponiert erlebte sie ihre Uraufführung im jüdischen Kinderheim in Prag. Anschließend wurde sie mehr als 50 Mal im Konzentrationslager Theresienstadt durch die dort eingesperrten Kinder aufgeführt und gab ihnen einen kleinen Teil ihrer Lebensfreude und ihrer Hoffnung zurück. In den 1990-Jahren wieder belebt wird die Oper, die den Sieg der Kinder Aninka und Pepiček und ihrer Freunde über den bösen Leierkanstenmann Brundibár erzählt, heute vielfach aufgeführt. So auch in Gera am TheaterWeiterlesen

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