Premierenberichte

"Aus einem Totenhaus" an der Bayerischen Staatsoper

06.06.2018 | „Aus einem Totenhaus“ ist Leoš Janáčeks letzte Oper. Er erzählt hier weniger eine durchgehende Geschichte; vielmehr orientierte er sich an Dostojewskis „Aufzeichnungen aus einem Totenhaus“, in denen dieser eigene Erfahrungen in einem Arbeitslager verarbeitete. Die Oper zeigt verschiedene Szenen aus einem Sträflingslager, in dem die Insassen vor allem ihre Geschichten erzählen. „Es ist ein sehr düsteres Werk. Tragisch, tragikomisch, politisch“, erklärt Dirigentin Simone Young. Regie führt – erstmals an der Bayerischen Staatsoper – Frank Castorf und erntet unterschiedliche Reaktionen, im...Weiterlesen

"Argo" in Mainz

04.06.2018 | Der Komponist José M. Sánchez-Verdú wurde im äußersten Süden Spaniens geboren und interessiert sich gerade deshalb für „das Mittelmeer als Raum der Begegnungen, der Bewegungen, der Suche, des Austauschs, der Kulturen und Religionen, aber auch der Katastrophen, des Krieges und des Todes.“ (Originalzitat) Sein musikalisches Drama „Argo“ wurde jetzt am Staatstheater Mainz (fast) uraufgeführt (vorher war es in gleicher Besetzung bereits in Schwetzingen gespielt worden). Jasons Fahrt mit der „Argo“ auf der Suche nach dem Goldenen Vlies ist bestens bekannt: Der Verführung durch die Sirenen erliegt...Weiterlesen

"Moskau, Tscherjomuschki" in Braunschweig

30.05.2018 | Wohnungsnot, Korruption und Zwischenmenschliches. Dmitri Schostakowitschs 1959 uraufgeführte Operette hat offenbar wenig an Aktualität verloren. In Moskau werden in der Altstadt lebende Menschen ins neue „Vorzeigeviertel“, eine Trabantenstadt am Stadtrand umquartiert. Deutliche Spitzen gegen eine korrupte Parteiführung sind nicht zu überhören. „Mit musikalischem Witz bündelt Schostakowitsch in dieser russischen Operette individuelle Träume und demonstriert liebevoll die Stärke der Gemeinschaft in Zeiten prekärer Umstände“, schreibt das Staatstheater Braunschweig. Dort steht das Werk jetzt auf...Weiterlesen

"Cosí fan tutte" in Saarbrücken

28.05.2018 | „Und so komponierte Mozart zwar eine vollendet schöne Musik zum erotischen Modellversuch Partnertausch, doch lässt er das gesamte Werk unter einem merkwürdigen Frösteln leiden.“ So beschreibt das Saarländische Staatstheater Mozarts Oper, die in Zeiten von „MeToo-Debatten“ vielleicht eine neue Interpretations-Dimension erhalten könnte. Immer schon bot die – vordergründig komische – Geschichte um die beiden Paare, den nicht bestandenen Treuetest der beiden Frauen und das – wiederum vordergründige – Happy End verschiedenste Möglichkeiten der Auslegung. Regisseurin Jean Renshaw hat sich in...Weiterlesen

"L'elisir d'amore" in Gelsenkirchen

24.05.2018 | „Der Liebestrank“ ist wohl eine der bekanntesten und meistgespielten Oper von Gaetano Donizetti, der insgesamt immerhin mehr als 70 Musiktheaterwerke komponiert hat. Am Musiktheater im Revier hat sich Intendant Michael Schulz des Werks angenommen, und er entdeckt, so die Recklinghäuser Zeitung, „hinter der witzigen Buffo-Fassade ein komödiantisches Kleinod“. Denn die Geschichte vom Bauernjungen Nemorino, der sich unsterblich in die schöne und gesellschaftlich über ihm stehende Adina verliebt, bei ihr aber keine Chancen hat – bis er einen unbedingt wirksamen Liebestrank erhält (in Wirklichkeit...Weiterlesen

"La Cenerentola" in Oldenburg

22.05.2018 | Sehr märchenhaft geht es nicht zu in Axel Köhlers Inszenierung von Rossinis „Aschenputtel“-Oper in Oldenburg. Die Cenerentola ist hier ein moderner Underdog, mit Parka und Mütze; sie muss den Hinterhof kehren, während ihre zwei schrillen Stiefschwestern sich vergnügen. Die Geschichte läuft dann, wie jeder weiß, besser für die „gute“ Schwester; aber Köhler gönnt der Handlung kein wirkliches Happy End – und verstört damit das eigentlich begeisterte Publikum ein wenig; das sei fast „wie ein Schlag in den Magen“, so die Nordwestzeitung. „‘La Cenerentola‘ ist eine Mischung aus heiterer und ernster...Weiterlesen

"La Liberazione" in Wuppertal

18.05.2018 | 1625 schrieb Francesca Caccini, als erste weibliche Komponistin eine Oper, die jetzt an den Wuppertaler Bühnen aufgeführt wurde. Barock trifft hier auf Moderne: Interaktion mit Hilfe von Smartphones oder Tablets (eine eigene App müssen die Zuschauer dafür zuvor herunterladen) ist angesagt. Es scheint, dass die Digitalisierung endgültig im Opernhaus angekommen ist. „La liberazione di Ruggiero dall’isola d’Alcina“ lautet der komplette Titel des Werks. Alcina ist eine Zauberin, die eine „faszinierende Welt der Lust und Leidenschaft, des Rausches, der Verführung und Versuchung“ (Programmtext)...Weiterlesen

"Die Soldaten" in Köln

16.05.2018 | Bernd Alois Zimmermanns Oper ist anlässlich des 100. Geburtstags des Komponisten an ihren Uraufführungsort zurückgekehrt. 1965 wagte sich Michael Gielen in Köln an das bis dahin als unspielbar geltende Werk, ein Opernereignis, das noch heute als „epochal“ gilt. Nach wie vor ist die Realisierung höchst aufwändig, inzwischen wurden die „Soldaten“ aber mehrfach gespielt, jetzt also wieder in Köln, allerdings im Ausweichspielort Staatenhaus, was der Inszenierung (La Fura dels Baus) offenbar zugute kam. Zimmermanns Idee einer „Kugelgestalt der Zeit“, in der die gängigen Zeit-Dimensionen aufgehoben...Weiterlesen

"Everest" in Hagen

14.05.2018 | 1996 starben acht Bergsteiger bei einem Schneesturm am Mount Everest. Immer wieder kommen Menschen dort um. Trotzdem gibt es immer wieder Männer und Frauen, die den höchsten Berg erklimmen wollen. Davon handelt Joby Talbots Oper, 2015 uraufgeführt und nun vom Theater Hagen zur europäischen Erstaufführung gebracht. Nicht nur den Menschen, auch dem Berg selbst wollte Talbot mit seiner Musik eine Stimme geben. Das ist gelungen – und wurde in Hagen eindrucksvoll umgesetzt. Der besondere Ort des Geschehens veranlasst die Menschen (vier Protagonisten), sich existenzielle Fragen zu stellen, nicht...Weiterlesen

"Ein Maskenball" in Wiesbaden

11.05.2018 | An der Inszenierung von Beka Savic am Staatstheater Hessischen Staatstheater zur Eröffnung der Maifestspiele in Wiesbaden scheiden sich die Geister. Savic verlegt die Handlung in eine amerikanische Großstadt der 1920er-Jahre und siedelt die Geschichte um Amelia und die Freunde Ricardo und Renato sowie deren tödlich endenden Zwist im Mafia-Milieu an; Drogen, Verbrechen, Prohibition und Schmuggel kennzeichnen dieses Ambiente. Eigentlich eine reizvolle Idee!. „Nur bleibt vieles eben Dekor, erzählt Savić artig und ohne tiefergehendes Konzept an der Handlung entlang“, lesen wir auf FAZ online. Von...Weiterlesen

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