Premierenberichte

"Lady Macbeth von Mzensk" in Wiesbaden

21.10.2020 | Die „Lady Macbeth“ von Dmitri Schostakowitsch ist zwar eine Doppelmörderin, aber auch ein Opfer ihrer Lebensumstände: lebenshungrig, jung und schön führt sie ein emotional-dürftiges Leben an der Seite eines Langeweilers als Ehemann und eines Tyrannen als Schwiegervater. Es war Schostakowitschs letzte Oper, von Stalin als „Chaos“ oder „Wirrwarr“ verunglimpft, die dennoch ihren Siegeszug durch die Opernhäuser der Welt antrat und auch heute noch regelmäßig gespielt wird. Am Hessischen Staatstheater inszenierte Evgeny Titov erstmals eine Oper – mit großem Erfolg beim Publikum wie bei der Kritik...Weiterlesen

"Fidelio" in Braunschweig

19.10.2020 | Ludwig van Beethovens „Befreiungsoper“ ist mit ihrer gesellschaftlichen und politischen Botschaft heute mindestens so aktuell wie zu ihrer Entstehungszeit. In Braunschweig stellt man sich auf Coronabedingungen ein: Auf Grundlage verschiedener Harmoniemusiken erklingt Beethovens Oper in einer Fassung für Bläserensemble – ein zu Beethovens Zeiten beliebtes Arrangementverfahren, um die neuesten Erfolgsopern auch in kleinerer Besetzung überall zu Gehör bringen zu können. Diese Fassung aus der Ursprungszeit rettet nun die Braunschweiger Premiere. Die Chorpartie wurde vorab eingespielt – und damit...Weiterlesen

"Die Walküre" an der Deutschen Oper Berlin

16.10.2020 | Schon im August begann die Deutsche Oper, alle „Walküre“-Beteiligten täglich zu testen, „tagesaktuelle“ Ergebnisse eingeschlossen. Ein Sponsor machte diesen Aufwand möglich. Aus diesem Grund konnte Regisseur Stefan Herheim auf eine coronataugliche Inszenierung verzichten, die Figuren durften sich nahe kommen. Eigentlich sollte der „Walküre“ wie gewohnt das „Rheingold“ vorausgehen. Diese Premiere allerdings wurde auf das kommende Jahr verschoben. „Voll gelungen“ lautet das Anfangsfazit der Rezension im rbb. Herheim inszeniere „immer bildgewaltig, aber ohne Effekthascherei“. „Stefan Herheim...Weiterlesen

"The cold heart" am Theater Hof

14.10.2020 | In Kooperation mit dem Theater Freiburg hat das Theater Hof eine Uraufführung auf die Bühne gebracht, nicht etwa auf die Bühne des Theaters, das saniert wird; auch nicht auf die Ausweichbühne, die Baumängel aufweist. Stattdessen entschied man sich, das Musical im Rosenthal-Theater in Selb aufzuführen. Im Märchen „Das kalte Herz“ von Wilhelm Hauff geht es um dem armen Köhler Peter Munk, der reich werden will und sich dafür mit schlechten Mächten abgibt, allerdings auch mit dem guten Glasmännlein, das die Geschichte am Schluss gut ausgehen lässt. Martyn Jaques, Frontmann der „Tiger Lillies“,...Weiterlesen

"Orfeo / Euridice" in Essen

11.10.2020 | Regisseur Paul-Georg Dittrich versteht Christoph Willibald Glucks „Orfeo“ am Aalto Theater als einen inneren Monolog der Titelfigur, eine Reise ins eigene Selbst, wo er verschiedenen Ich-Schichten – in der Person von Euridice und Amor – begegnet. Dittrich stellt die Frage: Was ist eigentlich die Unterwelt? „Am Ende der Reise trifft er auf den anderen Teil, Euridice, eine andere Ich-Schicht von Orfeo“, erklärt Dittrich: „ein Teil, der urplötzlich sagt: Die Hölle ist gar keine Hölle, sondern es ist das Elysium, ein Paradies“. Der Regisseur und sein Team haben sich intensiv mit dem Locked-In-...Weiterlesen

"La voix humaine" in Dessau

08.10.2020 | Eine Frau allein auf der Bühne, eine Stunde lang. Die Sängerin Ania Vegry, neu am Anhaltischen Theater Dessau-Roßlau, verkörpert eine Verlassene, allein mit ihrem Telefon: die einzige Verbindung nach draußen. Wie aktuell in einer Zeit, in der Menschen zu Hause bleiben, oft einsam, und nur noch mittelbar mit anderen kommunizieren. „Die perfekte Oper für unsere Situation!“, erklärt die Sopranistin. Francis Poulenc komponierte diese seine letzte Oper zu einem Text von Jean Cocteau. „Eine ergreifende Oper über äußere und innere Distanz, deren Aktualität sich nicht an den technischen Mitteln...Weiterlesen

"Carmen" am Theater Krefeld-Mönchengladbach

05.10.2020 | „Das ist eine Arbeit, die aus Liebe stattfindet“ erklärt Kobie van Rensburg, der am Theater Krefeld-Mönchengladbach Videoinstallationen zur konzertanten Aufführung von „Carmen“ gestaltet hat. Und: „Meine Aufgabe ist es, einen Raum zu schaffen, in dem diese konzertante Aufführung anders wirken könnte als eine normale konzertante Aufführung.“ Natürlich: corona-bedingt. Aber auch hier gelingt es, aus der Not die Tugend zu machen. „Die Einschränkungen im künstlerischen Leben haben eine sehr besondere Kreativität freigesetzt, die den Opernabend zu einem sehr beeindruckenden Erlebnis macht“,...Weiterlesen

"Die Gärtnerin aus Liebe" in Kiel

30.09.2020 | Mit seiner Jugendoper machte sich Wolfgang Amadeus Mozart bereits einen Namen auch als Musiktheaterkomponist. Die Handlung ist verworren: Wer liebt hier eigentlich wen? Wer begehrt wen um der (vermeintlichen) Stellung willen? Und was hat es mit der Mordverdächtigung auf sich, der sich der Graf Belfiore stellen muss – begangen ausgerechnet an seiner früheren Geliebten (die sich dann allerdings als Sandrina, die „Gärtnerin aus Liebe“, herausstellt)? In einer „coronatauglichen Kurzfassung“, so das Theater Kiel, hat man sich entschlossen, die Fäden dieser komplizierten Liebesbeziehungen durch...Weiterlesen

"Don Pasquale" in Oldenburg

28.09.2020 | Es bleibt nicht aus, dass Berichterstattungen über Musiktheaterpremieren derzeit die Begriffe „Hygiene“ und „Abstand“ stets mit berücksichtigen. In Oldenburg hatte man Mozarts Singspiel „Zaide“ unter Beachtung aller Abstandsregelungen gespielt. Bei „Don Pasquale“ wird anders vorgegangen: Zwar ist das Orchester kammermusikalisch besetzt und spielt zwischen Stellwänden aus Fensterfolie, aber auf der Bühne agieren die Personen ohne Mindestabstand. Dafür haben sich alle Beteiligten freiwillig zur Teilnahme an einem Pilotprojekt bereiterklärt und sich unter strengsten Hygienemaßnahmen selbst eine...Weiterlesen

"Die Räuber" in Hildesheim

23.09.2020 | „Auch das noch“, möchte man sagen: Zu allen coronabedingten aktuellen Schwierigkeiten nun auch noch ein Wasserschaden, der das Theater für Niedersachsen erst einmal wieder seine Tore schließen lassen muss. Zuvor aber erlebten „Die Räuber“ noch ihre Premiere. Das so gut wie unbekannte Werk des Verdi-Zeitgenossen Saverio Mercadante wurde ausgegraben und von Manuel Schmitt inszeniert. „Das Stück ist noch wie ein unbeschriebenes Blatt Papier und man kann neu ansetzen… Diese Reise gemeinsam mit allen Beteiligten zu machen, finde ich aufregend“, erklärt der Regisseur im Interview. Und: „Wir...Weiterlesen

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