Premierenberichte

"Frau Luna" in Gelsenkirchen

22.09.2020 | Vom kleinen ins große Haus wird Paul Linckes „Frau Luna“ am Musiktheater im Revier transportiert – um Musiktheater auch in Corona-Zeiten möglich zu machen. An aktuellen Anspielungen mangelt es dieser Inszenierung von Thomas Weber-Schallauer nicht: Auf dem Mond angekommen, werden die drei Freunde Fritz Steppke, Lämmermeier und Pannecke samt Vermieterin Frau Pusebach – als Asylsuchende – angehalten, biologische Mülltrennung zu beachten und – wie sollte es anders sein – den Mindestabstand zu halten. Allerdings ist der Virus, um den es hier geht, ein Computervirus. Überhaupt ist die Reise zum...Weiterlesen

"Il Trovatore" in Saarbrücken

17.09.2020 | Erstaunlich ist es schon, wie schnell sich Regisseure und Choreografen künstlerisch den Abstandsregeln nicht nur anpassen, sondern inszenatorische Ideen daraus entwickeln. In Saarbrücken singen alle Solisten in ihrer eigenen Kammer, nebeneinander, ohne sich gegenseitig zu sehen oder gar nahe zu kommen. „Es ist ein bisschen wie in einer Zoom-Konferenz“, beschreibt es Pauliina Linnosaari, die Sängerin der Leonora, im SWR-Interview. Aber der Abstand ist Programm in Tomo Sugaos Inszenierung. Der Chor sitzt separat im Chorsaal, in gebührendem Abstand, wird per Monitor dirigiert und auf die Bühne...Weiterlesen

"Der Barbier von Sevilla" in Wiesbaden

15.09.2020 | „Endlich wieder Oper“ – und „Aus der Not eine Tugend machen“: Beide Überschriften würden zum „Barbier“ am Hessischen Staatstheater Wiesbaden passen. Vor nur 200 Zuschauern wurde gespielt und musiziert. Tilo Nest, als Opernregisseur ein Neuling, geht mit den Hygieneregeln offensiv um, nutzt den gesamten Bühnenraum, karge Kulissen und Requisiten. Alle, auch Orchester und Chor, halten sich an vorgegebene Abstände, was dem Erfolg des Abends keinen Abbruch tut. Wir wünschen uns keine „Normalisierung“ dieser künstlerischen Einschränkungen – aber der Wiesbadener „Barbier“ konnte trotz dieser...Weiterlesen

"Molto agitato" in Hamburg

11.09.2020 | Alle Theater planen im Moment ein Programm in Reaktion auf Corona. Eine große Choroper wie „Boris Godunow“, als Eröffnungspremiere der Hamburgischen Staatsoper geplant, passt nicht in ein solches Programm. Das Hamburger Leitungsteam reagierte und stellt nun ein ganz neues Musiktheater auf die Bühne, bestehend aus Werken so verschiedener Komponisten wie Kurt Weill, György Ligeti, Johannes Brahms und Georg Friedrich Händel. 4 Sängerinnen und Sänger sowie eine Schauspielerin sind in diesen Musikwerken präsent, werden teilweise live gefilmt und – versetzt –auf Leinwände projiziert: vielleicht ein...Weiterlesen

"Die Entführung aus dem Serail" in Dortmund

08.09.2020 | Ein kleiner Junge liegt im Himmelbett, darüber schwebt ein Segelschiff: kein Szenario, das man sofort mit Mozarts Oper über die Entführung und Rettung Konstanzes und Blondes in Verbindung bringen würde. Aber Nikolaus Habjan, seit kurzem Hausregisseur an der Dortmunder Oper, hat sich eine Rahmenhandlung ausgedacht, in der Vater und Sohn das Bühnengeschehen kommentieren und/oder erklären. Das Geschehen wiederum wird durch Puppen dargestellt: eine Inszenierungsidee, die den Corona-Abstandsauflagen geschuldet ist und offenbar gelingt. Die Puppen wurden extra für diese Inszenierung hergestellt,...Weiterlesen

“7 Deaths of Maria Callas” an der Bayerischen Staatsoper

04.09.2020 | Mit 14 Jahren hörte die Künstlerin Marina Abramović zum ersten Mal die Callas im Radio. Seitdem ist sie fasziniert von der legendären Sängerin und zeigte mit den „7 Toden der Callas“ diese Faszination jetzt auf der Bühne der Bayerischen Staatsoper. Diese könnte mit ihrem Aufführungs- und Hygienekonzept zum Modell werden. Immerhin 500 Zuschauer sind zugelassen. Auf der Bühne singen 7 Sängerinnen „Todesarien“, die die Callas (unter anderem) berühmt gemacht haben. Abramović selbst stellt die Todesszenen filmisch nach, tritt schließlich auch selbst auf – zur Musik des serbischen Komponisten Marko...Weiterlesen

"Ariadne auf Naxos" in Weimar

20.04.2020 | Gleichzeitigkeit von komischer wie ernster Oper sind in der Vorlage von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal schon vorgegeben, denn zwei vom reichsten Mann der Stadt beauftragten Truppen dürfen aus Zeitgründen ihr Repertoire nicht nacheinander zum Besten geben. Regisseur Martin G. Berger hat am Nationaltheater Weimar diese Gleichzeitigkeit auf die Spitze getrieben, indem er nach der Pause an verschiedenen Orten des Theaters spielen lässt und das, was anderswo passiert, per Video auf die jeweils anderen Bühnen übertragen lässt. Es sei ein bisschen so, als ob Anna Netrebko eingeladen sei,...Weiterlesen

"Ich wollt', ich wär' ein Huhn!" an der Komischen Oper Berlin

14.04.2020 | „Eine wilde, echt Berliner Melange“: So kündigt die Komische Oper diesen Abend an: Tatsächlich haben der musikalische Leiter, Adam Benzwi, und die Sängerin Anne Sofie von Otter, Lieder ausgesucht, die keiner „politischen Linie“ folgen, sondern ein breites Spektrum aus der Zeit der 1920er- und 1930er-Berliner Jahre repräsentieren, geschrieben und/oder interpretiert sowohl von durch die Nazis verfolgten Künstlern, als auch von solchen, die sich ans System anpassten. Von Ottens Partner ist dabei der Schauspieler Wolfram Koch, der durchaus auch als Sänger reüssiert. „Von seiner Stimme verlangt...Weiterlesen

"Häuptling Abendwind" in Hof

08.04.2020 | Diese Burleske von Johann Nestroy und Jacques Offenbach ist auf den deutschen Spielplänen nicht allzu häufig zu sehen. Im Offenbach-Jahr hat das Theater Hof eine für Klavier und Cello arrangierte Fassung auf die Bühne gebracht. Die Geschichte klingt reichlich absurd: Es geht um zwei Kannibalen-Häuptlinge, die nicht nur einer des anderen Ehefrau verspeist haben (wie sich erst im Verlauf des Stücks herausstellt); vielmehr ist auch der Sohn des einen, Biberhahn, vermeintlich im Kochtopf des anderen, Abendwind, gelandet – zubereitet im Übrigen vom Koch Ho-Gu, dessen Name, französisch...Weiterlesen

"Norma" in Hamburg

06.04.2020 | Die gallische Priesterin Norma führt ein Doppelleben: Als Geliebte des feindlichen römischen Prokonsuls Pollione hat sie mit diesem in aller Heimlichkeit zwei Kinder. Deshalb möchte sie den Krieg zwischen Galliern und Römern vermeiden. Als sie aber von der Liebesbeziehung Polliones mit einer anderen Priesterin erfährt, erwacht ihre Wut und Rachsucht. Hin- und hergerissen zwischen diesen Gefühlen und ihrer Mutterliebe gibt sie schließlich das Signal zum Kampf – präsentiert sich selbst aber als Opfergabe, um die Götter günstig zu stimmen. Pollione geht schließlich mit Norma in den Tod. Das...Weiterlesen

Seiten

Premierenberichte abonnieren