Premierenberichte

"Andrea Chénier" in Braunschweig

10.03.2015 | Umberto Giordanos Oper „Andrea Chénier“ ist nicht sehr häufig auf deutschen Bühnen zu sehen. Es geht darin um eine Liebe kurz vor und während der Französischen Revolution. Es geht um den Gegensatz zwischen Aristokratie und Volk, der in der Braunschweiger Inszenierung durch ein bildliches „Oben“ und „Unten“ dargestellt wird. Der Dichter Chénier und seine Geliebte, die Adelige Maddalena de Coigny, unterliegen am Ende dem Machtspiel des Dieners Gérard. Dessen Eifersucht bringt sie auf das Schafott. In Braunschweig allerdings kann, anders als im Libretto vorgesehen, Maddalena gerettet werden...Weiterlesen

"Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" in Rostock

08.03.2015 | „Vor allem aber achtet scharf, dass man hier alles dürfen darf.“ So lautet die goldene Regel der Stadt Mahagonny. Voraussetzung: Man hat Geld. Dass die Brecht-/Weill-Oper ausgerechnet drei Tage nach dem unsäglichen Beschluss der Rostocker Bürgerschaft ebendort Premiere hatte, passte perfekt. Das Theater darf eben schon lange nicht mehr alles, demnächst soll es nur noch Orchester und Schauspiel dürfen – weil es angeblich kein Geld gibt… Sagen jedenfalls Kulturminister Brodkorb und OB Methling. Das Theaterpublikum war anderer Meinung und spendete standing ovations. In der Schlussszene zeigten...Weiterlesen

"Le grand Macabre" in Essen

04.03.2015 | Eine „Anti-Anti-Oper“ hat György Ligeti seine Oper genannt. Inspiriert wurde er durch die literarische Vorlage von Ghelderode mit dem Titel „Balade du Grand Macabre“. Dieser „Grand Macabre“ heißt Nekrotzar, der erscheint, um das Ende der Welt sowie den nahenden Tod der Menschen zu verkünden. Diese zeigen sich wenig beeindruckt und gehen weiter ihren grotesk-skurrilen Aktivitäten nach. Am Schluss gelingt es dem betrunkenen „Macabre“ auch nicht, den Weltuntergang wirklich durchzuziehen. Unverrichteter Dinge zieht er wieder ab. Das Thema der Angst vor dem Tod wird in dieser Oper parodiert; das...Weiterlesen

"Joseph Süß" in Münster

02.03.2015 | Im knallroten Barockkostüm hebt er sich von der farblosen Masse ab: Joseph Süß, eine historische Figur, die durch Lion Feuchtwangers 1925 erschienenen Roman als „Jud Süß“ Eingang in die Literatur fand und wenige Jahre später – unter dem Nazi-Regime – in Veit Harlans Film auf schlimmste Weise verhetzt wurde. Detlef Glanert hat aus dem Stoff 1999 eine Oper gemacht, die nun in Münster Premiere hatte. Der Jude Joseph Süß, einst höchst einflussreicher Finanzrat Herzog Karl Alexander von Württembergs, wird nach dessen Tod in den Kerker geworfen (in Münster: mit Wänden, die nur aus Goldbarren...Weiterlesen

"Don Pasquale" in Halberstadt

28.02.2015 | Eine böse Geschichte hat der alternde Don Pasquale sich da eingebrockt! Wollte er doch eigentlich nur die schöne und sanfte Sofrina heiraten. Stattdessen bekommt er Norina, die eigentlich seinem Neffen versprochen ist. Diese Ehe jedoch wollte der böse Onkel verhindern. Jetzt hat er den Salat: ein bitterböses Weib, launisch, verschwenderisch und untreu. Am Schluss ist der Hereingelegte froh, dass er die Frau wieder loswird und überlässt sie dem Neffen Ernesto. In Quedlingburg hatte Gaetano Donizettis komische Oper nicht nur komische Seiten. Nicht nur Komödie, sondern auch (allerdings nicht...Weiterlesen

"La forza del destino" in Halle

23.02.2015 | Ein „fatales Geflecht aus seelischer Abhängigkeit und zerstörerischer Obsession“ liege Verdis vielleicht düsterster Oper zu Grunde, so die Oper Halle in ihrer Programmankündigung. In der Tat wird hier erzählt, wie weder Liebe noch Freundschaft die tragischen Ereignisse und Verflechtungen aufhalten können. Das Rachebedürfnis für den vermeintlichen Mord am Vater treibt Don Carlo an, nunmehr selbst zu töten: ausgerechnet den Geliebten seiner Schwester und schließlich auch diese selbst. „Alles in allem: ein traumhaft düsterer Genuss“ findet die BILD-Zeitung, die sich naturgemäß an den grausamen...Weiterlesen

"Abends am Fluss" und "Hochwasser" in Heidelberg

20.02.2015 | „Ich war, ich bin, ich werde sein.“ Das schrieb Rosa Luxemburg kurz vor ihrer Ermordung, sich auf Ferdinand Freiligrath beziehend. Die Revolutionärin der 1910er-Jahre ist selbst Mittelpunkt von Johannes Harneits Oper „Abends am Fluss“, ebenso aber präsentiert diese Oper auch den „Fluss“ der jüngeren deutschen Geschichte (so zum Beispiel Luxemburg selbst, die tot aus dem Fluss gezogen wird, Attentäter, die aus dem Publikum heraus einen Anschlag auf ein Kaufhaus verüben oder Teile der DDR-Flagge…) – ohne wirklich zusammenhängende Handlung. Die zweite Harneitsche Oper dieses Heidelberger...Weiterlesen

"I Masnadieri" in Weimar

18.02.2015 | „Nosügida“ steht auf einer Folie an der Rückwand des Theaters. Auf einer anderen: „Wir werden überrannt von Afrikanern und Asiaten.“ Hoch aktuell hat Volker Lösch Verdis Oper nach den Schillerschen „Räubern“ inszeniert. Mit Vertretern der gewaltbereiten rechten Szene in Thüringen wurden Interviews geführt, Bilder und Texte aus diesen Begegnungen hinter die klassische Handlung auf Folien gelegt oder in Sprechblasen vergrößert. Der Opernchor übernimmt die Rolle der gewaltbereiten Menge, „im entsprechenden Outfit“ und „höchst überzeugend“, wie die taz schreibt. „Lösch und sein Team haben Verdi...Weiterlesen

"Otello" in Chemnitz

16.02.2015 | Acht Jahre lang hatte Verdi keine Oper mehr geschrieben, felsenfest überzeugt, dass die „Aida“ sein letztes Werk fürs Musiktheater gewesen sei. Da schickte ihm sein Verleger 1879 Arrigo Boitos Libretto zum „Otello“. Verdi war äußerst angetan, begann aber erst 1884 mit dem Komponieren. 1887 erlebte das Werk seine Uraufführung. Heute gehört die Shakespeare-Vertonung zu den beliebtesten Opern. In Chemnitz inszenierte Michael Heinicke den „Otello“ und damit bereits seine vierte Verdi-Oper am sächsischen Haus. Die „story“ geht unter die Haut: der kluge und gute Feldherr Otello fällt auf die...Weiterlesen

"Das Rheingold" in Dessau

13.02.2015 | Den „Bauhaus-Ring“ nennt man die Dessauer Wagner-Tetralogie, die jetzt mit dem „Rheingold“ ihren Abschluss fand – denn sie wurde in umgekehrter Reihenfolge produziert. Und „Bauhaus-Ring“ heißt die Inszenierung des scheidenden Intendanten André Bücker nicht nur, weil sie in eben der Bauhaus-Stadt gespielt wird, sondern auch, weil sie viele Elemente dieses Kunst- und Baustils verwendet. Begeisterte Stimmen waren über diese Premiere zu hören. Nicht nur das Publikum jubelte, sondern auch die Kritiker. Sogar Spaß, Ironie und Witz hat Bücker in das Götterdrama einfließen lassen. „So ist ein...Weiterlesen

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