Premierenberichte

"Verlobung im Traum" in Karlsruhe

Foto: Markus Kaesler
31.10.2014 | Viel beachtet fand am Badischen Staatstheater die Premiere der Oper "Verlobung im Traum" von Hans Krása - nach Dostojewskis Novelle "Onkelchens Traum" - statt. Die Begeisterung war einhellig und bezog sich sowohl auf die Wiederentdeckung einer quasi unbekannten Oper wie auf die Realisierung. Als "entarteter" Komponist wurde Krása von den Nazis ermordet, seine Musik verschwand großenteils in der Versenkung. Aber "Verlobung im Traum" "hat das Zeug zum modernen Publikumsrenner", wie die Rheinpfalz schreibt. "Hier wurde nun eines der unbekannten Meisterwerke des 20. Jahrhunderts entdeckt, und man spürte die Überraschung des begeisterten Premierenpublikums", berichtet die Frankfurter Rundschau. Erzählt wird eine Farce über einen betagten Fürsten, zur Heirat mit einer jungen schönen Frau getrieben, welche aber einen anderen liebt. "Einen vergnüglichen und zugleich sehr bereichernden Opernabend, der völlig zurecht üppig umjubelt wurde", berichten die Badischen Neuesten Nachrichten. Und die Pforzheimer Zeitung reiht sich ein in den "Chor" der Begeisterten: "Die Badische Staatskapelle unter Justin Brown und der Opernchor (Leitung: Ulrich Wagner) sind mit Engagement bei der Sache."Weiterlesen

"Katja Kabánova" in Meiningen

Foto: Michael Reichel
31.10.2014 | Leos Janácek hat sich in seinen Opern oft auf weibliche Charaktere konzentriert. So auch in seiner "Katja Kabánova", die von der Sehnsucht einer jungen Frau erzählt, welche davon träumt, der Enge ihrer dörflichen und häuslichen Gemeinschaft zu entfliehen. Allerdings vergeblich. Von ihrer mächtigen Stiefmutter, die auf sie eifersüchtig ist und den schwachen Sohn nicht "freigibt", kann sie sich am Schluss nur durch Selbstmord befreien. Ansgar Haag hat in Meiningen Regie geführt - mit Erfolg. Er "greift in seiner recht realistischen Inszenierung die Anliegen von Janá[<&#269;>]ek auf", findet das "opernnetz". Ansgar Haags Konzept sei aufgegangen, "vor allem, weil er ein phänomenales Ensemble beisammen hat", schreibt die neue musikzeitung. Die Thüringer Allgemeine berichtet von einer "aus einem guten qualitativen Guss daherkommenden Aufführung" und weiß auch Gutes vom Orchester zu berichten: "Philippe Bach und die Meininger Hofkapelle (…) musizierten diesen Janácek mit Empathie und recht schönen Klangfarben." Das Premierenpublikum feierte neben den Solisten "auch die übrigen Mitwirkenden, wie den sanft klingenden Chor der Landleute, die Statisten und vor allem das Regieteam" (opernnetz).Weiterlesen

"Das schlaue Füchslein" in Dresden

27.10.2014 | Ein echter Fuchs spaziert am Schluss dieser Inszenierung von Leos Janáceks Alterswerk über die Bühne. Zuvor haben die Sänger Menschen wie Tiere verkörpert - und das haben sie gut gemacht. So ist "mit Sergei Leiferkus (…) diese Rolle grandios besetzt, unangreifbare Stimmkraft trifft da auf leidenschaftliches Spiel", so die neue musikzeitung (nmz). Die Füchsin werde "von Vanessa Goikoetxea herausfordernd lasziv gegeben, aufreizend und selbstbewusst". Janácek war bereits über 70, als er seine Oper schrieb: über das Werden und Vergehen der Natur, über Menschen und Tiere, ihre Sehnsüchte und Träume. "Die Sehnsucht eines alten Mannes und ein echter Fuchs. Ob das zusammengeht? In der Oper? Auf der Bühne?! Aber ja, aber wie!", meint die nmz. In Regisseur Frank Hilbrichs Version gehe "es mitunter recht rustikal zur Sache, beispielsweise wenn der als Hühnerhaufen auftretende Frauenchor vom Fuchs massakriert wird", berichtet die SZ. "Wie üppig diese Traumwelten klingen konnten, bewies die Sächsische Staatskapelle einmal mehr unter dem tschechischen Gastdirigenten Tomáš Netopil." (nmz) Am Schluss gab es viel Beifall für alle Beteiligten. Die SZ: "Auch das Inszenierungsteam wurde einhellig bejubelt - in Dresden hat das durchaus Seltenheitswert." Das Foto (Matthias Creutziger) zeigt Sergei Leiferkus als Förster, Gerald Hupach als Gastwirt Pásek, Jürgen Müller als Schulmeister, Tomislav Lucic als Pfarrer und Mitglieder der Komparserie.Weiterlesen

"Faust (Margarethe)" in Leipzig

Foto: Bettina Stoeß
24.10.2014 | Charles Gounods "Faust" passt gut nach Leipzig, wo "Faust"-Autor Johann Wolfgang von Goethe studiert hat und zur Szene in Auerbachs Keller angeregt wurde. Gounods Werk orientiert sich am Goetheschen Schauspiel, setzt aber andere Akzente. Faust ist hier ein alter Mann, der Vieles erreicht hat, der aber noch einmal jung sein und lieben will. Mephisto hilft ihm dabei - aber wie zu erwarten geht das für den Verführten nicht gut aus. Mephisto sei hier "Taschenspieler und Verführer der Massen, gewitzter Sympathieträger und rücksichtsloser Spielführer von Krieg, Tod und Verderben gleichermaßen", erklärt die Leipziger Oper. Er spielt in dieser Inszenierung im wahrsten Sinne mit dem Feuer. "Regisseur und Bühnenbildner Michiel Dijekma und Kostümbildnerin Claudia Damm haben die Gounodsche Version spektakulär auf die Bühne der Oper Leipzig projiziert", schreibt das opernnetz. Im Zentrum der Regiearbeit stehe "eine differenzierte und komplexe Personenregie, die die fatalen Beziehungsgeflechte der Protagonisten untereinander zur Geltung bringt". "Neben den Gesangsleistungen von Chor und Extrachor (Einstudierung Alessandro Zuppardo) stechen dessen individuell geführte Rollen hervor", berichtet die neue musikzeitung. Auch das opernnetz bestätigt: "Der Chor der Oper Leipzig, bestens einstudiert und präpariert von Alessandro Zuppardo, bringt sich stark in die Aufführung ein."Weiterlesen

"Samson et Dalila" in Koblenz

23.10.2014 | Die Frage, ob man ein Stück, das die Auseinandersetzung des Volkes Israel mit den Bewohnern von Gaza thematisiere, angesichts des gerade wütenden Konflikts angemessen auf die Bühne bringen könne, beantwortet die Rhein-Zeitung gleich selbst: "Man kann, wenn man es so respektvoll und klug anstellt wie Waltraud Lehner." Die Regisseurin erlaubt sich kein Urteil über die einander bekriegenden Gruppierungen, die Zugehörigkeit zu der einen oder anderen scheint fast zufällig zu sein. Samson, der starke Anführer der Hebräer, führt sein Volk erst aus der Gefangenschaft, lässt sich dann aber von Dalila, der Priesterin des Gottes Dagon, verführen und wird von ihr zum Sklaven gemacht. Er fleht für sein Volk - und erhält am Ende seine Stärke zurück. Diese kriegerische Oper von Camille Saint-Sa[<&#1105;>]ns hatte nun in Koblenz Premiere und feierte auch musikalische Erfolge. Dirigent Joseph Bousso habe sein bisher bestes Dirigat am Haus gezeigt, heißt es in der Rhein-Zeitung. "Und eigentlich hat die Oper noch eine dritte Hauptperson: den Chor. Er legt in der Einstudierung von Ulrich Zippelius Ehre ein: Haus- und Extrachor präsentieren sich prächtig präpariert und spielfreudig." Das Foto (Matthias Baus) zeigt Jongmin Lim als Abimelech, Monica Mascus als Dalila, den Opernchor und den Extrachor.Weiterlesen

"Die schöne Helena" an der Komischen Oper Berlin

Foto: Iko Freese/drama-berlin
22.10.2014 | Eine der radikalsten und wichtigsten Operetten sei Jacques Offenbachs "Schöne Helena" sagt Barrie Kosky. Der soeben verlängerte Intendant der Komischen Oper Berlin inszenierte wieder einmal selbst - und das mit gewohnter Spritzigkeit und waghalsigem Tempo. Das ist Klamauk vom feinsten: Wenn die - extrem geforderten - Tänzer in knackigen (und Vieles offenbarenden) Lederhosen herumhüpfen, auf Rollschuhen die Bühne queren oder in Badeanzügen gymnastische Übungen machen. Wenn der wunderbar lebendige Chor in allen möglichen Kostümen das Geschehen begleitet, wenn der völlig verfettete Augur Kalchas seine Pirouetten dreht, wenn die alten Herren der griechischen Sage in Rollstühlen daher kommen… Wenn die ziemlich durchgeknallte Helena, die sich mit ihrem vertrottelten Gatten zu Tode langweilt und auf Abenteuer aus ist, Piafs "Je ne regrette rien" zum Besten gibt oder eben derselbe mit "Ne me quitte pas" pariert. Wenn der "Schäfer" Paris, der hier eher ein Cowboy ist (die Mundharmonika darf natürlich nicht fehlen), als Schönling die Frauenherzen höher schlagen lässt. Und wenn schließlich die schönste Frau der Welt mit ihrem als hoher geistlicher Würdenträger verkleideten Entführer entschwindet. All das ist Unterhaltung pur - das Publikum reagierte vergnügt und begeistert.Weiterlesen

"La Traviata" in Ulm

20.10.2014 | Kleidungsstück, Schutzraum, Gefängnis, Kampfarena, Sterbebett: Der Reifrock beherrscht das Bühnenbild in der Ulmer „Traviata“ und steht im Zentrum jeden Aktes. „Matthias Kaiser packt für seinen glanzvollen Spielzeit-Auftakt am Theater Ulm die ganz große Oper in die zeitlose Allegorie des mittelalterlichen Totentanzes“, schreibt die Neu-Ulmer Zeitung. Der Tod wird hier personifiziert. Er begegnet Violetta schon im Vorspiel, gewährt ihr aber noch ein wenig irdisches Leben und wartet geduldig darauf, sie mit sich zu nehmen. Eine „überzeugende Regie“ beschreibt die Südwestpresse, das „opernnetz“ berichtet von einer gelungenen Konzeption: „Matthias Kaiser ist eine Inszenierung gelungen, die für jeden Geschmack etwas bereithält.“ Musikalisch gibt es ebenfalls Positives: „Timo Handschuh und die Philharmoniker musizierten einen gediegenen Verdi-Abend“, urteilt die Südwestpresse. Und das „opernnetz“ konstatiert: „Eine beachtliche Leistung erbrachten GMD Timo Handschuh und das Philharmonische Orchester der Stadt Ulm… Wieder einmal war zu konstatieren, dass der Dirigent mit dem Orchester in den letzten Jahren eine vortreffliche Aufbauarbeit geleistet hat.“ Viel Beifall am Ende. Das Foto zeigt Edith Lorans als Violetta, Andre Nevans als Germont sowie Herren des Opern- und Extrachors des Theaters Ulm.Weiterlesen

"Tristan und Isolde" in Regensburg

17.10.2014 | Nach 62 Jahren gab es - im Nach-Wagnerjahr - in Regensburg erstmals wieder eine Aufführung von "Tristan und Isolde". Regisseurin Lotte de Beer lässt die beiden Protagonisten nach ihrem Tod aus der Distanz auf ihr Leben zurückblicken: Sie müssen ihre Geschichte noch einmal verarbeiten, sich erinnern bevor sie sich ganz vom Leben lösen beziehungsweise zu neuem Leben erwachen können. "Tristan und Isolde" als mittelalterlicher Totentanz mit buddhistischer Heilsbotschaft, das ist optisch wie inhaltlich höchst anspruchsvoll und trifft den Kern von Wagners Werk", heißt es im Bayerischen Rundfunk. Gleichzeitig bringt de Beer Tristan und Isolde als Double auf die Bühne und kann so auch die Vorgeschichte der beiden in ihrer Jugend erzählen. "Das Theater Regensburg zeigt Wagners Werk als Oper für Einsteiger: in gut erzählten Bildern und mit einer beachtlichen musikalischen Leistung", schreibt die Mittelbayerische Zeitung. Ziel sei es, auch jüngeres Publikum mit Wagners Oper vertraut zu machen. Das Geschehen spielt im Mittelalter, was an den Kostümen unschwer zu erkennen ist. Das Philharmonische Orchester Regensburg spielte laut einer Kritik der neuen musikzeitung "unter Tetsuro Ban ziemlich gut, ziemlich laut und ziemlich geheimnislos". Im BR ist zu hören: "Musikalisch überzeugte vor allem Dirigent Tetsuro Ban. Seine Energie war ungeheuer, sein Elan fast furchteinflößend, gegen Ende stachelte er das Philharmonische Orchester Regensburg derart auf, dass Instrumentalisten wie Sänger buchstäblich aus der Kurve flogen." Insgesamt ein gelungenes Wagner-Projekt in Regensburg, das vom Publikum ordentlich beklatscht wurde. Das Foto (Jochen Quast) zeigt Michelle Völkl als Isoldes Double und Mikhail Gubsky als Tristan.Weiterlesen

"Friedenstag" in Kaiserslautern

15.10.2014 | „Friedenstag“ gehört zu den selten gespielten Opern von Richard Strauss. Im Jubiläumsjahr des Komponisten kombinierte das Pfalztheater Kaiserslautern diese Oper, die am Vorabend des Zweiten Weltkriegs entstand und bis zum Ausbruch desselben von den Nationalsozialisten für Propagandazwecke genutzt wurde, mit den kurz vor Kriegsende entstandenen „Metamorphosen“, die einen Eindruck der in Ruinen liegenden Welt vermitteln. Erzählt die Oper also von dem ersehnten Frieden, so zeugt das Instrumentalwerk eher von der durch den Krieg verursachten Zerstörung. Am Schluss erlebt man die Chorsänger, die ihre weißen Friedensbinden abnehmen: „ein Bild voll beklemmender Aktualität“, so sieht es das „opernnetz“. Eine „intelligente, reflektierte Inszenierung“ erlebte der Rezensent der Deutschen Bühne, „die durch ein stimmiges Gesamtkonzert und eine psychologisch durchdachte Personenführung sowohl der engagiert agierenden Hauptdarsteller wie auch des individuell gezeichneten Chores überzeugt und zutiefst berührt“. „Dank der Regie von Kerstin Maria Pöhler und dem Dirigat von Generalmusikdirektor Uwe Sandner gelang eine szenisch wie musikalisch überzeugende Produktion der selten gespielten und nicht unbedingt im besten Ruf stehenden Oper ‚Friedenstag‘“, berichtet die Rheinpfalz. Und „musikalisch ist diese Produktion des Pfalztheaters ebenfalls ein Glanzlicht“, so die Deutsche Bühne.Weiterlesen

"Die Walküre" in Dessau

13.10.2014 | In Dessau wird der "Ring des Nibelungen" derzeit rückwärts aufgeführt. Nach der "Götterdämmerung" und "Siegfried" folgte nun die "Walküre". Dass über das Anhaltische Theater endlich auch wieder inhaltlich berichtet wird, ist erfreulich. In den letzten Wochen und Monaten war eher die schwierige finanzpolitische Situation und Meldungen über nicht verlängerte Verträge Gegenstand der Berichterstattung. Und auch jetzt wird immer wieder der Bezug zur kulturpolitischen Situation hergestellt - wie hier in der neuen musikzeitung: "Selbstbewusst erinnert Andre Bücker damit daran, dass Dessau und sein Theater ein wichtiger Teil der Wagner- und deutschen Stadttheaterwelt bisher waren. Und es, trotz aller Anstrengungen vereinigter politischer Inkompetenz, noch sind. Stehende Ovationen im und für das Dessauer Theater!" Und das "Neue Deutschland" meint: "Wenn unter solchen Bedingungen der Vorhang dennoch für ein so ambitioniertes Projekt wie geplant hochgeht und eine alles in allem beeindruckende ‚Walküre‘ ihre Premiere erlebt, dann ist das per se schon ein Riesenerfolg." Kritische Stimmen mischen sich mit begeisterter Berichterstattung über die Inszenierung. Der neue Merker schwärmt: "Mit dieser [Inszenierung] ist Regisseur André Bücker sein Meisterstück gelungen." Musikalisch war die Premiere unter der Leitung von Antony Hermus ein voller Erfolg. "Zu immer neuen Farben mischen sich die Leitmotive, die Hermus nicht vorführt und abhakt, sondern subtil entwickelt und belebt", schreibt die Leipziger Volkszeitung". Die Anhaltische Philharmonie habe sich "von Anfang an wiederum als Wagnerorchester von Format" erwiesen, urteilt die nmz. Foto: Claudia HeyselWeiterlesen

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