Premierenberichte

"Luisa Miller" in Erfurt

23.06.2022 | „Warum gerade diese Oper?“ werden Protagonisten der Erfurter Inszenierung im Kurzvideo gefragt. Die erste spontane Antwort laute, so – lächelnd – Federico Longhi, der den Miller spielt: „Indem Sie Miller kennenlernen, lernen Sie mich kennen.“ Aber auch wegen der grandiosen Musik, fährt er – „seriöser“ – fort. Erfurts Intendant und Regisseur Guy Montavon wiederum erklärt, die Musik alleine sei so sensationell, dass man die Oper genießen könne, ohne jegliches Verständnis dafür, was auf der Bühne abgehe. Es sei eine Geschichte, die auch junge Menschen anspreche, „immer relevant“, erklärt die...Weiterlesen

"The Belle of New York" in Hildesheim

17.06.2022 | Adolph Kerker, 1857 in Herford geboren, wanderte zehnjährig mit seiner Familie nach Amerika aus. Dort wurde er nach Kompositions- und Dirigierstudien musikalischer Leiter des Casino Theatre am Broadway – und ein erfolgreicher Operettenkomponist. Sein Werk ist heute in Deutschland so gut wie vergessen. Florian Ziemen entdeckte "The Belle of New York" für das Theater für Niedersachsen in Hildesheim und dirigierte nun die konzertante Aufführung, die trotz „fehlender“ Szene zu einem sehr flotten und unterhaltsamen Abend wurde. Die Handlung ist recht simpel: Der junge Harry Bronson wird von seinem...Weiterlesen

"Eugen Onegin" in Hannover

14.06.2022 | Peter I. Tschaikowsky wollte sich von exotisierenden Klischees, wie er sie in Verdis „Aida“ erlebte, befreien. Also entschied er sich, die in Russland sehr bekannte Romanvorlage von Alexander Puschkin als Oper, oder besser als „Lyrische Szenen in drei Akten“ zu vertonen. Von der bei Puschkin erlebbaren Ironie bleibt bei Tschaikowsky nichts übrig. Er identifiziert sich vor allem mit der weiblichen Hauptfigur Tatjana. „Ich suche (...) ein intimes, aber starkes Drama, das auf Konflikten beruht, die ich selbst erfahren oder gesehen habe, die mich im Innersten berühren können“, schrieb er über...Weiterlesen

"Il Cambise" in Kiel

09.06.2022 | Vieles von Alessandro Scarlatti werde heute aufgeführt erklärt der musikalische Leiter Alessandro Quarta, einiges liege auch noch in der Schublade. Aber „Il Cambise“ sei die einzige Oper des italienischen Komponisten, die noch nicht wieder ins Leben und auf die Bühne zurückgebracht worden sei. Tatsächlich wurde sie nur ein einziges Mal inszeniert, vor mehr als 300 Jahren, und dann vergessen. Quarta hat in digitalen Bibliotheken gestöbert und die Oper wiederentdeckt. In Kiel erlebte sie nun quasi ihre zweite Uraufführung. Cambise ist Herrscher über die Perser, hat sich aber ins Königshaus der...Weiterlesen

"Die Liebe der drei Könige" in Lübeck

07.06.2022 | 1913 an der Mailänder Scala uraufgeführt, war „Die Liebe der drei Könige“ zwar die erfolgreichste Oper des italienischen Komponisten Italo Montemezzi, verschwand dann aber trotzdem von den Spielplänen – mit einer Ausnahme Anfang der 1990er-Jahre in Kassel bis heute. Das Theater Lübeck hat sie nun ausgegraben. „Die musikalische Sprache bewegt sich zwischen zwei Polen – Richard Wagner und Claude Debussy“, lesen wir auf der Webseite des Theaters. „Sie wirkt eigenständig und nimmt gefangen“, findet die neue musikzeitung (nmz). Die „drei Könige“, der in Altura despotisch herrschende Archibaldo,...Weiterlesen

"Babylon" in Wiesbaden

02.06.2022 | Erst zum dritten Mal wagt sich ein Theater an dieses Mammutwerk von Jörg Widmann. Das Hessische Staatstheater hat mit der Umsetzung Daniela Kerck (Regie und Bühne) beauftragt. Sie siedelt Babylon mit seinen vielen Religionen und Kulturen im Transitraum eines Flughafens an. „Die Oper erfordert einen Raum, der ständig in Bewegung ist“, erläutert die Regisseurin ihre Entscheidung. Das Libretto von Peter Sloterdijk lässt sich nur schwer nacherzählen. Es geht auf der einen Seite um die Liebesgeschichte zwischen Inanna und Tammu, darüber hinaus werden „Liebe, Unschuld, Verlust, Treue, Glaube,...Weiterlesen

"Der Schatzgräber" an der Deutschen Oper Berlin

30.05.2022 | Franz Schreker schrieb seine Oper am Ende des Ersten Weltkriegs; in den 1920er-Jahren erlebte sie einen immensen Erfolg, wurde mehr als 40 Mal inszeniert und begeisterte das Publikum. Mit Beginn der Nazi-Herrschaft wurde das Werk verboten; eine kleine Renaissance gab es erst in den 1980er-Jahren. Aber bis heute wird die Oper selten gespielt. „Jetzt wagt sich die Deutsche Oper Berlin an das anspruchsvolle Werk. Und gewinnt.“ So fasst es der rbb zusammen. Es geht um zwei Menschen am Rande der Gesellschaft, Elis und Els. „Ihre Geschichten geraten zum Traumspiel in einer Welt voller Gier, Mord...Weiterlesen

"Béatrice et Bénédict" in Köln

24.05.2022 | „Heiraten? Gott behüte!“. Das sagt Bénédict in Berlioz‘ opéra comique und streitet sich mit der ihm an Spott- und Streitlust ebenbürtigen Béatrice munter durch fast das ganze Stück – bis sie am Ende eben doch in Liebe zusammenfinden. Hector Berlioz war ein Verehrer William Shakespeares. Nachdem er sich zuvor in einer symphonischen Kantate bereits dem „Romeo und Julia“-Stoff gewidmet hatte, wählte er als Stoff für eine Oper Shakespeares Komödie „Viel Lärm um nichts“ und schrieb selbst das Libretto. Die Reaktionen auf die Uraufführung 1862 in Baden-Baden fielen eher mau aus. Die Kritiker, die...Weiterlesen

"Maskarade" in Leipzig

19.05.2022 | „Alles in allem eine respektable Produktion. Und doch bleibt die Frage: Muss man dieses Werk aufführen?“, fragt der Rezensent der neuen musikzeitung (nmz). Die Oper Leipzig findet: Ja, „denn Nielsen schrieb hier Musik, die zunächst einfach erscheint, aber unter der heiteren Oberfläche eine erstaunliche Tiefenstruktur aufweist und somit weit über die Grenzen eines seichten Unterhaltungstheaters hinausführt.“ Die story ist denkbar einfach: Zwei junge Menschen, die sich nicht kennen, sollen nach dem Willen ihrer Väter heiraten, weigern sich, verlieben sich beide – wie es scheint – anderweitig,...Weiterlesen

"Der Mordfall Halit Yozgat" in Hannover

16.05.2022 | 2006 wurde Halit Yozgat, geboren in Kassel und Sohn eines türkischstämmigen Vaters, in seinem kurz zuvor eröffneten Internet-Café im Alter von 21 Jahren erschossen und war damit das letzte Opfer des so genannten Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU). Die Umstände seines Todes sind bis heute ungeklärt. Ein Mitarbeiter des Verfassungsschutzes, Andreas Temme, war im Café anwesend, sagte aber später aus, von der Tat nichts mitbekommen zu haben. Ursprünglich der Tat selbst verdächtigt, blieb seine Rolle unklar, die Akten wurden für 30 Jahre verschlossen. Eine unabhängige Forschergruppe,...Weiterlesen

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