"Die Teufel von Loudon" an der Bayerischen Staatsoper

Liebe bis zur Besessenheit, Teufelsaustreibung, politische Intrige, Folter, Hinrichtung: Krzysztof Penderecki hat sich für seine frühe Oper einen heftigen Stoff ausgesucht, basierend auf wahren Begebenheiten aus dem Jahr 1634. Schon Aldous Huxley hat daraus einen literarischen Stoff gemacht, Penderecki hat das Libretto für sein Werk allerdings selbst geschrieben. Eine Nonne, Jeanne, liebt den Geistlichen Grandier, der einerseits Frauenheld ist, sich andererseits den Zorn des mächtigen Kardinal Richelieu zugezogen hat. Dieser will ihn loswerden; da kommen ihm die Anschuldigungen der zurückgewiesenen Jeanne und ihrer Mitschwestern, Grandier habe sie verführt, gerade recht. Sie steigern sich in eine Hysterie hinein, die durch einen Exorzisten bekämpft werden soll. In München ist die Oper 1970 in einer Stuttgarter Produktion gezeigt worden. Nun kam sie erstmals als Eigenproduktion zurück in die bayerische Landeshauptstadt. Regisseur Simon Stone ist begeistert von diesem Werk, das viele kurze Szenen schnell aneinanderreiht. Die Oper sei „gleichzeitig konkret in der Geschichte, aber die Musik ist total expressionistisch. Deshalb muss man immer zwischen Traum und Realität wechseln“, so Stone. „Lernet, was Liebe heißt“, lautet die Botschaft des zum Schafott schreitenden Priesters an die Nonnen. „Grandiers ‚Lernet, was Liebe heißt‘ gilt auch als ‚Lernet, was Gerechtigkeit heißt‘ für unsere Tage“, kommentiert die neue musikzeitung und konstatiert damit die Aktualität des Stoffes. Und: „Über diese moralische Größe hinaus wuchs sich die gesamte Eröffnungspremiere zum hochkünstlerisch anklagenden Faustschlag gegen allen Machtmissbrauch und alle Massenhysterien aus.“ „Die Teufel von Loudon“ ist eine große Choroper, und der Chor durfte sich, wie alle Beteiligten, über viel Applaus am Premierenabend freuen. Das Foto (Wilfried Hösl) zeigt Martin Winkler als Vater Barré, Ausrine Stundyte als Jeanne, Lindsay Ammann als Louise und den Chor der Bayerischen Staatsoper.

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