"Aida" in Karlsruhe

„Wir werden dem europäischen Krieg nicht entgehen, und er wird uns verschlingen. Er wird nicht morgen kommen, aber er kommt“, schreibt der erklärte Kriegsgegner Verdi in einem Brief am 30. September 1870. Da war der deutsch-französische Krieg schon im Gange. In Verdis „Aida“ wiederum herrscht Krieg zwischen Ägypten und Äthiopien. Die Oper zeigt den Krieg in seiner ganzen Schrecklichkeit, aber auch sehr innige Szenen von Liebenden, die ihre Liebe bis zuletzt nicht verraten und gemeinsam in den Tod gehen. Am Badischen Staatstheater nimmt Regisseurin Jasmina Hadžiahmetović Abstand von einer allzu naturalistischen Darstellung. Ägypten wird hier erkennbar und beabsichtigt lediglich zur Theaterkulisse. Die weiß geschminkten Gesichter der Protagonist*innen sollen das Zeitlose der Handlung betonen. „Die Auswirkungen des Politischen auf das Private stehen im Mittelpunkt der szenischen Interpretation der Regisseurin“, hören wir in der Einführung des Staatstheaters. Die Inszenierung löst begeisterte Reaktionen aus. Von einer „dramaturgischen Klarheit und zugleich einer Bildkraft, die diese Produktion besonders auszeichnen“, lesen wir auf Bachtrack. Auch von der musikalischen Umsetzung (musikalische Leitung: Johannes Willig) wird hier regelrecht geschwärmt: „Höchst differenziert singt der Chor, hart und unerbittlich in der Rolle der kriegstreibenden Priester, mitfühlend weich, wenn die Frauen um Milde für die Gefangenen bitten und mystisch unnahbar aus dem unsichtbaren Tempel der Gottheit.“ Dass endlich wieder volle Chöre auf der Bühne auftreten dürfen, ist nach Corona etwas Besonderes. "Und das feierten Chor und Extra-Chor laut, sinnlich und mitreißend", berichten die Badischen Neuesten Nachrichten. Und: "Der erste Kapellmeister und stellvertretende Generalmusikdirektor malt aus der Palette an Chorstimmen und Instrumenten ein Feuerwerk an Klangfarben mit fantastischen Steigerungen und großer Dramatik.„Lange musste das Badische Staatstheater in Karlsruhe auf eine große Chor-Oper verzichten. Nun überzeugt Verdis ‚Aida‘ mit dramatischem Ausdruck“, schreibt die Rheinpfalz. Auch das Publikum jubelte den Beteiligten am Ende dieses Premierenabends zu. Foto: Felix Grünschloß

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