Premierenberichte

"Jenufa" an der Deutschen Oper Berlin

09.03.2012 | Die Premiere von Janàceks "Jenufa" an der Deutschen Oper Berlin hat ein überwältigendes Presse- und Medienecho hervorgerufen. Mit wenigen Aussagen kritischer Stimmen ist die Reaktion auf die Inszenierung Christof Loys wie auf die musikalische Gestaltung durch Donald Runnicles anerkennend bis überschäumend begeistert. Die düstere Geschichte (im kargen Bühnenbild) von der unerwiderten Liebe Jenufas, ihrer ungewollten Schwangerschaft, ihrer Schande bis hin zum Kindsmord durch die Stiefmutter (welche Christof Loy in seiner Deutung in den Mittelpunkt des Geschehens rückt) wurde in Berlin kunstvoll und erfolgreich auf die Bühne gebracht. "Seltenes Glück: Christof Loy beschert der Deutschen Oper Berlin mit ‚Jenufa‘ eine restlos gelungene Regie", titelt die FAZ. Die ZEIT lobt den Dirigenten Donald Runnicles, der die Partitur "von Anfang an mit jenem Drang realisiert, der Details hervorbringt statt überfährt". "… eine Erholung, ein Labsal, eine Freude", schreibt die Berliner Zeitung, und würdigt die Chor-Leistung: "Das Orchester der Deutschen Oper und der sehr klar agierende und intonierende, von William Spaulding einstudierte Chor des Hauses zeigt sich unter Leitung von Donald Runnicles in bester Form." Geradezu aus dem Häuschen klingt die Kritik der Berliner Morgenpost: Das Publikum "applaudierte die Aufführung hinauf auf den Gipfel eines schier einzigartigen Erfolgs", heißt es da, und "das Prachtorchester" verwandele "die Oper (…) geradezu in eine Menschheitssinfonie, die träumen und fürchten macht". Der Kritiker des rbb urteilt: "Tatsächlich der rundesten Abenden einer, die ich an Berliner Opernhäusern überhaupt erlebt habe." Donald Runnicles Dirigat gilt hier eine leichte Kritik: "Nicht immer rhythmisch auf den Punkt, was anfangs auch für den sonst wundervollen Chor gilt." Das Foto (Monika Rittershaus) zeigt Michaela Kaune in der Titelrolle.Weiterlesen

"Blaubart" in Bremen

06.03.2012 | "Barbe-Bleue": eine Figur, die immer wieder Literaten wie Komponisten beschäftigt und zu neuen Deutungen der Ursprungs-Geschichte veranlasst hat. Dabei changiert vor allem das vermittelte Frauenbild: Von dem alles Übel verursachenden neugierigen Weibsbild bis hin zur emanzipierten und eigenständigen Frau, die sich aus der Dominanz der Männer befreit. Das Theater Bremen hat sich des Stoffes gleich in zwei Werken (und einem sich mit dem "Blaubart"-Stoff auseinandersetzenden, die Premiere begleitenden Symposium) angenommen. Béla Bartók hat seine einzige Oper ("Herzog Blaubarts Burg") dem Stoff gewidmet und die Unvereinbarkeit der Geschlechter in den Mittelpunkt gerückt. Seine Frauenfigur Judit verlangt nach Erkenntnis - und landet schließlich deshalb (wie ihre Vorgängerinnen) hinter Schloss und Riegel. Franz Hummel hingegen beschreibt in seiner Oper "Blaubart" die Befreiung der Protagonistin Dora von gleich drei Männern: ihrem Vater, dem Ehemann und von Sigmund Freud, dessen Behandlung sie - selbstbewusst - abbricht.Weiterlesen

"Sturmhöhe" in Freiberg

05.03.2012 | Der Roman "Wuthering Heights (Sturmhöhe) von Emily Bronte gilt als Klassiker der Weltliteratur. Es ist die Geschichte vom Findelkind Heathcliff und seiner Liebe zur Stiefschwester Catherine, welche nicht gelebt werden kann, von der Zerstörung zweier Familien und schließlich von einer Versöhnung in der dritten Generation. Carlisle Floyd, 1926 geborener amerikanischer Komponist, hat aus dem ersten Teil von Brontes Roman eine Oper gemacht (Libretto wie Musik stammen aus seiner Feder), die nun am Mittelsächsischen Theater (Freiberg-Döbeln) ihre europäische Erstaufführung erlebte: eine mutige Entdeckungsleistung, die sich gelohnt hat. Kleinere Theater zeigten oft viel mehr Entdeckerfreude als die großen Häuser, sagt auch Antje Müller vom Verlag Boosey das berichtet der MDR. Und konstatiert: "Zumal man gerade am Mittelsächsischen Theater auf eine regelrechte Ausgrabungs-Tradition verweisen kann." Komponiert wurde das Werk Ende der 1950er-Jahre. Carlisle Floyd hat sich dabei an Komponisten seines Jahrhunderts orientiert, man erkennt Einflüsse Puccinis und Mahlers ebenso wie Kurt Weills. "Wuthering Heights" war Floyds zweite Oper, er schrieb sie, nachdem ihm mit "Susannah" ein sehr erfolgreicher Einstieg in das Genre gelungen war. Mit dem Folgewerk konnte er nicht an den ersten Erfolg anschließen; gerade deshalb ist das Verdienst des Mittelsächsischen Theaters zu würdigen, dieses eingängige wie eigenständige Werk des Amerikaners in Europa auf die Bühne zu bringen. Das Foto (Detlev Müller) zeigt Lilia Milek als Cathy) und Zsuzsanna Kakuk als Nelly).Weiterlesen

"Griselda" in Kassel

29.02.2012 | "Liebe wird hier zur Zumutung", schreibt das Staatstheater Kassel auf seine Webseite. Damit ist der Inhalt von Alessandro Scarlattis "Griselda", erst vor wenigen Jahren wiederentdeckt, nicht schlecht beschrieben. König Gualtiereo nimmt das Hirtenmädchen Griselda zunächst zur Frau, reagiert dann aber auf die Unmutsbekundungen aus dem Volk, verstößt und demütigt sie. Schließlich stellt sich heraus: Die schlechte Behandlung seiner Ehefrau war als Prüfung zu verstehen. Griselda steht trotzdem zu ihrem Mann und zu ihrer Liebe. Ob das hier vermittelte Frauenbild den aktuellen Ansprüchen der Frauenbewegung genügt, mögen andere entscheiden. Das Urteil in der Presse über die Kasseler Umsetzung der Oper ist einmütig positiv. "Eine meisterliche Umsetzung des spröden Opernstoffes" attestiert die TLZ dem Theater, "eine bestens disponierte Sängerschaft, das barock entflammte Staatsorchester Kassel unter Jörg Halubek und ein schnörkelloses, kraftvoll modern anmutendes Spiel in der zwingend ernsten Regie von Stephan Müller." Und die HNA meint: "Barockoper auf der Höhe der Zeit. Dynamisch. Szenisch und musikalisch stark. Hingehen!" Das Foto (N. Klinger) zeigt Nina Bernsteiner als Griselda und Elias Schuhmann als Everardo mit dem Bewegungschor.Weiterlesen

"Ariodante" in Ulm

25.02.2012 | Als "vielleicht virtuoseste und brillianteste Oper Händels" wird "Ariodante" im Programmtext des Ulmer Theaters bezeichnet. Die Uraufführung im Jahr 1735 fand im ersten Jahr statt, welches der Komponist an der Londoner Covent Garden Opera verbrachte, und gilt als Beginn seiner beeindruckenden Karriere in England und über die Grenzen hinaus. Aber erst in den 1970er-Jahren wurde es für die Bühne neu entdeckt. Erzählt wird die Geschichte der schottischen Königstochter Ginevra und ihrer Liebe zu Ariodante. Intrige, Lüge, Todesgefahr: Alle Unbillen werden schließlich überwunden, die Liebenden dürfen heiraten und die Königsherrschaft übernehmen. Am Ende wird die Bühne musikalisch mit dem Zuschauerraum verbunden: Doppelchöre erklingen von der Empore herunter und bewegen sich auf Sänger und Instrumentalisten auf der Bühne zu. Als "Ulmer Musiktheaterknüller" bezeichnet die Augsburger Allgemeine die Aufführung in der Inszenierung von Igor Folwill. Und: "Dabei besticht die Oper durch feingliedrige Instrumentalpartien, die Nils Schwekendiek seinen spritzigen Ulmer Philharmonikern auch ohne Taktstock bis in die zarten Verästelungen der Rezitative klangschön entlocken kann." Der SWR wiederum berichtet von der "erstaunlichen Leistung" aller Sänger und hat ansonsten positive Zuschauerstimmen eingefangen. Das "ging so richtig unter die Haut", meinte eine Besucherin. Und eine andere fand die Aufführung einfach "genial". Das Foto (Hermann Posch) zeigt (v.li.) Rochus Bliesener, Jeoung-Su Seo, Katarzyna Jagiello, Mitglieder der Statisterie und Yosemeh Adjei a.G.Weiterlesen

"Alessandro" in Karlsruhe

22.02.2012 | Eine große Herausforderung stellt die Rolle des Alessandro (Alexanders des Großen) für jeden Countertenor dar. Wohl auch deshalb wird die Händelsche Oper sehr selten gespielt, und wenn, dann meist gekürzt. Jetzt hat sich das Badische Staatstheater im Rahmen seiner Händel-Festspiele mit dem amerikanischen Countertenor Lawrence Zazzo an das "Dramma per musica in drei Akten" gewagt; begleitet wurde das Sängerensemble von den Deutschen Händel-Solisten. Die Regie trage "mit wenig Aktionismus die Musik auf Händen", schreibt die Rhein-Neckar-Zeitung. Und auch die Badischen Neuesten Nachrichten finden lobende Worte für die zurückhaltende Inszenierung: "Ganz sachte und unaufdringlich zogen der junge Regisseur Alexander Fahima und die Bühnenbildnerin Claudia Doderer in eine Szenerie aus abstrakter Kunst mit wohldosierten expressiven Gesten und symbolischen Details." Die deutsche Bühne online zieht den Vergleich zu anderen Händelfestspielen: "Damit hat das kleinste und jüngste der deutschen Händelfestspiele die Latte für die beiden älteren, routinierten Schwesterunternehmen ziemlich hochgelegt." Und noch einmal die Rhein-Neckar-Zeitung zur musikalischen Leistung: "Michael Form ist als Dirigent dieser Produktion in Bestform". Die Premiere wurde entsprechend bejubelt. Das Foto (Markus Kaesler) zeigt Rebecca Raffell als Cleone) und Lawrence Zazzo in der Titelrolle.Weiterlesen

"Die Fledermaus" in Halle

21.02.2012 | "Die Krone der Operetten" wird sie genannt und gilt als meist inszenierte Operette auf der ganzen Welt. Dennoch gelingt es Regisseuren immer wieder, der "Fledermaus" neues Leben zu geben. So auch Axel Köhler, dem Intendanten der Oper Halle, dessen Inszenierung in die Stadt Halle selbst führt. "Diese für Halle maßgeschneiderte Version funktioniert insgesamt fabelhaft", schreibt dazu die Leipziger Volkszeitung. Im Übrigen "auch, weil die erste Garnitur des Ensembles nicht nur exzellent sing, sondern auch hinreißend spielt". Die bekannte Geschichte vom Kommunalpolitiker Gabriel von Eisenstein und seinem Zwist mit Dr. Falke, der sich für erlittene Schmach rächen möchte, bietet immer wieder neue Gelegenheit, Witz und Spielfreude, aber auch musikalisches Können zu zeigen. So lobt die Mitteldeutsche Zeitung sowohl den "hervorragenden Gesang" wie die schauspielerischen Leistungen. "Geschickt versteht Regisseur Axel Köhler die Gratwanderung zwischen Politkabarett und Operettenseligkeit auszubalancieren", heißt es dort. Und "opernfreund.de" weiß zu berichten: "Sie alle" [gemeint sind die Solisten] "und der Chor der Oper Halle (Einstudierung: Jens Petereit) werden von Andreas Henning am Pult der Staatskapelle Halle zu schmissigem Gesang und flottem Tempo, aber auch der nötigen Walzerseligkeit inspiriert. Das Foto (Gert Kiermeyer) zeigt Marie Friederike Schöder, Gerd Vogel und Ásgeir Páll Ágústsson.Weiterlesen

"Das Fräulein von S." in Stuttgart

16.02.2012 | Die Werke von E.T.A. Hoffmann scheinen es dem Choreografen Christian Spuck angetan zu haben. Nachdem er vor sechs Jahren in Stuttgart den "Sandmann" choreografierte, machte er nun einen der ersten Kriminal-Klassiker zur Vorlage seiner neuesten Choreografie: "Das Fräulein von Scuderi"; bei Spuck heißt die Titelheldin kurz das "Fräulein von S.". Mit der Geschichte um die Dichterin Madeleine de Scudéry, die mysteriöse Morde, begangen vom Goldschmied Cardillac, aufdeckt und damit dessen zunächst verdächtigten Gehilfen vor der Todesstrafe rettet, feiert der gefeierte Choreograf seinen Abschied von Stuttgart. Er wechselt als Ballettdirektor nach Zürich. Die Figur des Fräulein von S. teilt Spuck in eine Tanz- und eine Schauspielrolle, wobei niemand geringeres als Marcia Haydée den getanzten Part übernimmt. "Dass Christian Spuck einer der originellsten zeitgenössischen Tanzkalligraphen ist, bezeugt sein ‚Fräulein von S.‘ über weite Strecken", urteilt die SZ. In der Stuttgarter Zeitung ist zu lesen: "Die Spannung bleibt (…) über die neunzig Minuten der Aufführung nahtlos erhalten." Über die Tänzer heißt es dort: "Ob Solisten oder Corps de ballet: das gesamte Ensemble tanzt ungeheuer ausdrucksstark und technisch brillant." Foto: Stuttgarter BallettWeiterlesen

"Träumer.Tanzen.Lieder" in Dortmund

15.02.2012 | An einen zweiteiligen Ballettabend mit Choreografien von Mauro Bigonzetti und Christian Spuck hat sich das Theater Dortmund gewagt. "Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer. Schreckliche. Aber auch liebenswerte. Sie alle irren durch das Spiegelkabinett der Träume auf der Suche nach ihrer Wirklichkeit." So beginnt die Beschreibung des Abends im Programmtext des Theaters. Bigonzetti ist dem Dortmunder Publikum bereits bekannt: Seine "Hommage à Bach" und die "Rossini Cards" sind dort noch in bester Erinnerung. Jetzt zeigte er also seine "Cantata", in der die Tänzer auf mehreren Ebenen gefordert sind: Sogar singen müssen sie. Und Folklore fehlt auch nicht in seiner Choreografie, die er als Hommage an die Kultur seiner Heimat Italien versteht. Christian Spuck hingegen verwandelt die Tänzer in "Sleepers Chamber" in Heuschrecken. Der Tanzabend sei "das Ungewöhnlichste, was bislang zu sehen war. Und ungewöhnlich gut getanzt", heißt es in der Emsdettener Volkszeitung. Und auch das Online Musik Magazin findet lobende Worte für die Choreografien wie für die Leistung der Tänzer: "Das Dortmunder Ballett zeigt, dass es auch singen und schauspielern kann, und belegt erneut, dass es mit einer großen Fangemeinde die Dortmunder Oper zu füllen weiß." Und: "Im Tanz zeigt das Ensemble pure Lebensfreude und steckt voller Energie." Das Publikum dankte es den Künstlern mit begeisterten "standing ovations". Foto: Bettina StößWeiterlesen

"Elektra" in Regensburg

14.02.2012 | Die tragische Geschichte von der Rache der Tochter Elektra an ihrer Mutter Klytämnestra nimmt auch in Regensburg kein gutes Ende, das Inszenierungs-Abenteuer allerdings schon. "Die Geschichte der Tochter Agamemnons, die den Mord an ihrem Vater rächen will, inszenieren Regisseur Kay Metzger und Dirigent Tetsuro Ban in Regensburg musikalisch wie szenisch hochspannend und schlüssig mit einer erstklassigen Besetzung", lautet das Fazit auf Deutschlandradio Kultur. Wieder einmal hat das Stadttheater Regensburg bewiesen, dass auch kleinere Häuser große Aufgaben in künstlerisch hochwertiger Manier bewältigen können. Das Bühnenbild, (fast) schwarz-weiß gehalten, erweckt den Eindruck eines Films aus den 30er- oder 40er-Jahren. Die Mutter Klytämnestra im roten Kleid sticht daraus hervor. Insgesamt bietet der Abend eine musikalisch durchgehend überzeugende Leistung mit einer herausragenden Sabine Hogrefe in der Titelrolle. Besonderes Lob aber gilt dem Orchester: "Heimlicher Protagonist des Abends ist freilich das Philharmonische Orchester: GMD Tetsuro Ban steuert das fabelhaft aufgelegte Kollektiv mit rhythmischer Präzision und detailgenauer Ruhe durch die Strauss’schen Klangeruptionen", schreibt der Donaukurier. Das Publikum reagierte - zur Recht - begeistert. Das Foto (Zitzlsberger) zeigt Sabine Hogrefe als Elekra und Manuela Bress als Klytämnestra.Weiterlesen

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