Premierenberichte

"Oscar und die Dame in Rosa" in Freiburg

15.01.2014 | Fabrice Bollon hat seine erste Oper komponiert: "Oscar und die Dame in Rosa" nach der gleichnamigen Erzählung von Eric-Emmanuel Schmitt ist eine Oper für die ganze Familie. Bollon, Freiburger Generalmusikdirektor, hat die Uraufführung an seinem Haus nun auch selbst dirigiert. Oskar ist ein kleiner Junge, der weiß, dass er bald sterben muss. Oma Rosa hilft ihm, damit umzugehen und sich mit dem Tod auseinanderzusetzen. Schließlich begreift der kleine Oskar, so heißt es in der Inhaltsbeschreibung des Theaters, "dass das Sterben wie selbstverständlich zum Leben gehört". Bollons Werk findet Zuspruch in den Medien. "Die manchmal doch etwas betuliche Erzählung gewinnt auf der Opernbühne an Tempo und Witz", schreibt die neue musikzeitung. "Das ist Theatermusik im besten Sinne - packend und berührend, kommentierend und begleitend." Auch Humor attestiert das Schwäbische Tagblatt dem Werk. Und dass der Komponist selbst die musikalische Leitung übernahm, "dürfte kein Schaden gewesen sein", urteilt die Badische Zeitung. "Im Gegenteil: Er umsorgt sein ‚Kind‘ mit größter Umsicht, und einen besseren Geburtshelfer als das Philharmonische Orchester könnte er sich kaum wünschen." Chöre und Kinderchöre erlebt der Kritiker als "ausgezeichnet". Am Ende dieser unterhaltsamen Uraufführung erlebte das Freiburger Theater begeisterte "standing ovations", wie sie in diesem Haus nicht oft zu erleben sind. Das Foto (Maurice Korbel) zeigt Christoph Waltle (in rot) als Popcorn und den Kinderchor.Weiterlesen

"La Forza del Destino" an der Bayerischen Staatsoper

13.01.2014 | Kurz vor Weihnachten hat die Bayerische Staatsoper noch Verdis "Macht des Schicksals" auf den Premierenplan gesetzt. Man könne diese neue Staatsopernproduktion "durchaus als ein packendes und musikalisch üppiges Weihnachtsgeschenk an das Opernpublikum bezeichnen", heißt es dementsprechend im Bayerischen Rundfunk. Die Hauptrollen singen das Verdi-Traumpaar Anja Harteros als Leonora und Jonas Kaufmann als Alvaro. Sie werden vom Publikum stürmisch gefeiert, ebenso wie der Franzose Ludovic Tézier in der Rolle des Carlo, der den Tod des Vaters rächen und den Liebhaber seiner Schwester Leonora zum Duell fordern will. Die "Macht des Schickals" nimmt, wie bekannt, ihren tragischen Lauf. "Die Macht der Musik" hingegen, so berichtet der Bayerische Rundfunk "liegt in den zugkräftigen Händen von Asher Fisch, der die elegischen Passagen manchmal sehr breit nimmt, aber dann das Staatsorchester, den hervorragenden Chor und die fantastisch agierende Solistenriege wieder rasant durch die leidenschaftliche Partitur führt." Im "Kurier" findet Asher Fischs Leistung keinen Gefallen: "Da können Orchester und Chor der Bayerischen Staatsoper noch so gut sein (und das sind sie)…", so der Kommentar. Der religiöse Fanatismus der Familie, in der die Geschwister aufwachsen, manifestiert sich in einer Ganzkörpertaufe Leonoras im schwimmbadgroßen Bassin. "Aufregend, heutig", nennt der Kurier die Inszenierung von Martin Kusej. Und die Thüringische Landeszeitung schreibt: "Dass Intendant Nikolaus Bachler nicht nur diese zentralen Rollen referenzverdächtig besetzt hat, sondern auch sonst mit größter Sorgfalt für vokales Höchstniveau sorgt, darf als ein Gütemerkmal seines Hauses gelten." Das Foto (Wilfried Hösl) zeigt Nadia Krasteva als Preziosilla, Chor und Statisterie der Bayerischen Staatsoper.Weiterlesen

"Gräfin Mariza" in Pforzheim

10.01.2014 | Ein Ohrwurm nach dem anderen begegnet uns in Emmerich Kálmáns "Gräfin Mariza". "Sag ja, mein Lieb, sag ja", "Komm Zigan" oder "Komm mit nach Varazdin" sind nur einige der Melodien, die automatisch zum Mitsingen einladen. Am Silvesterabend hatte die spritzige Operette am Theater Pforzheim Premiere. Wie es sich für eine richtige Operette gehört, bietet die "Gräfin Mariza" Liebe, Täuschung, Verwechslung, Eifersucht - dazu den Glamour der adeligen Gräfin, des verarmten Grafen Tassilo und des Baron Zsupán. Kálmàn schrieb das Werk in den 20er-Jahren, 1924 wurde es am Theater an der Wien uraufgeführt. Die Pforzheimer Zeitung schreibt: "Wie moussierender Champagner kann Emmerich Kálmáns Operette "Gräfin Mariza" schäumen und perlen. Und genau so präsentierte Wolf Widders Inszenierung das Glanzstück der silbernen Operetten-Ära (…): Charmant verspielt in der rhythmischen Verve seiner populären Musik, gespickt mit Ironie und Klamauk, aber auch sentimental als ungarisch-wienerische Melange." Und in der Deutschen Bühne ist zu lesen: "Mit funkelndem Instrumental-Kolorit zünden Martin Hannus (musikalische Leitung) und die Badische Philharmonie die Ouvertüre zum musikantischen Feuerwerk. Im langen, aber kurzweiligen ersten Akt lösen die von rauschenden Chören begleiteten Auftritte der Protagonisten anmutige Reigen und Kinderchöre in ländlicher Idylle ab." Das Foto (Sabine Haymann) zeigt Benjamin-Edouard Savoie als Baron Kolomán Zsupán, Tatiana Larina als Gräfin Mariza, Franziska Tiedtke als Lisa und und Klaus Geber als Fürst Populescu sowie Mitglieder des Chores.Weiterlesen

"Aschenputtel" in Erfurt

08.01.2014 | Rossinis "Aschenputtel" ist eine Märchenoper - die man aber durchaus mit Witz inszenieren kann. Das gelingt in Erfurt auch Regisseurin Lynne Hockney, die die "Cenerentola"-Bearbeitung von Susanne Lütjes in Szene setzte und es dabei an märchenhaften Elementen nicht fehlen ließ. Kurz vor Weihnachten bezauberte sie damit das junge wie das erwachsene Publikum. Ergänzt wurde die Rossini-Premiere durch viele Lieder, die die Handlung ergänzen oder befördern sollten. Aschenputtels Vater Don Magnifico ist in dieser Version ein abgehalfterter Impresario, dessen Theater keine Vorstellungen mehr gibt. Durch diese Konstellation wird die Erfurter "Cenerentola" auch zu einem Theater im Theater, zu einem Märchenstück über Scheinwelten und Träume. "Ein meisterliches Vergnügen" schreibt die Thüringer Allgemeine. "Samuel Bächli entfachte im Philharmonischen Orchester Erfurt ein Fest der Leichtigkeit." Und: "Die Herren des Opernchors erstrahlten mit kraftvoller Homogenität." Das Foto (Lutz Edelhoff) zeigt Florian Götz als Dandini, Tamara Gura als Aschenputtel und Uwe Stickert als Ramiro sowie Herren des Opernchores.Weiterlesen

"Otello" in Bremerhaven

05.01.2014 | Shakespeares Drama von Liebe, Eifersucht, Verrat und Intrige ist bekannt. Giuseppe Verdi hat es vertont, nun erlebte "Otello" in Bremerhaven seine Premiere - genau zehn Jahre, nachdem es dort zuletzt aufgeführt wurde. Wie im Jahr 2003 hatte auch jetzt GMD Stephan Tetzlaff die musikalische Leitung; Regie führt Bruno Berger-Gorski, der in Bremerhaven vor 20 Jahren Giselher Klebes "Das Rendezvous", kombiniert mit Mozarts "Bastien und Bastienne" inszeniert hatte und nun für seinen ersten "Otello" wiederkehrte. Von einer "gelungenen Inszenierung" berichtet der Weserkurier. "Eine spannende und in ihrer Art geschlossene Inszenierung" hat der Rezensent der Kreiszeitung erlebt: "Bremerhavens Theater hat einmal mehr seine Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt." Berger-Gorski legt besonderen Wert auf die Personenführung und lässt - entgegen der Vorlage - den Otello am Ende überleben. Musikalisch überzeugten das Orchester und sein Leiter. "Dass Generalmusikdirektor Stephan Tetzlaff hier sein Leib-und Magen-Stück dirigierte, war deutlich zu spüren", schreibt die Nordseezeitung. Und unter den Sängern stach neben Ray M. Wade jr. in der Titelpartie vor allem Katja Bördener als Desdemona hervor, die "die sängerische Krone verdiente" (Opernfreund). "Nicht ‚Otello‘ - ‚Desdemona‘ müsste Giuseppe Verdis vorletzte Oper im Stadttheater Bremerhaven heißen", schreibt gar die Nordseezeitung in Hinblick auf die Leistung der Sängerin. Stürmischer Applaus am Schluss einer gelungen Premiere. Das Foto (Heiko Sandelmann) zeigt Ray M. Wade als Otello.Weiterlesen

"Don Quichotte" in Gelsenkirchen

27.12.2013 | "Die Geschichte des Don Quichotte (…) ist eine Parabel über äußere und innere Schönheit, über den Rausch des Lebens in Jugend und Alter, den schmalen Grat zwischen Lächerlichkeit und Würde, den Graben zwischen Ideal und Realität." Das lesen wir auf der Webseite des Musiktheaters im Revier anlässlich der Premiere von Jules Massenets Opern-Vertonung des literarischen Meisterwerks von Miguel de Cervantes. Die Uraufführung im Jahr 1910 konnte der Komponist noch erleben, 1912 starb er in Paris. Sein "Don Quichotte" gehört nicht zu den viel gespielten Werken auf deutschen Bühnen, aber: Die "Neuinszenierung am Musiktheater im Revier zeigt, dass sich die Wiederbegegnung mit Massenets Oper (…) lohnt" (WAZ). Von einem "szenisch wie musikalisch dichten Drama über die letzten drei Tage im Leben eines betagten Träumers" berichtet die Recklinghäuser Zeitung, außerdem vom "groß auftrumpfenden, geschickt geführten Chor". Der Regisseurin Elisabeth Stöppler "gelingen große, starke, berührende Momente" (theaterpur), obwohl sie am Schluss auch einige Buh-Rufe über sich ergehen lassen muss. Ganz anders die Solisten und der Chor, der "bestens einstudiert" (WAZ und theater pur) ist. "Auch der von Christian Jeub einstudierte Chor weiß erneut zu überzeugen", schreibt außerdem das opernnetz. Das Foto (Karl Forster) zeigt Almuth Herbst als Dulcinea, Krzysztof Borysiewicz als Don Quichotte sowie Ensemblemitglieder.Weiterlesen

"Die Walküre" in Leipzig

23.12.2013 | Die Tierwelt kommt auf ihre Kosten in dieser Leipziger "Walküre", wie der Eingangsabend "Das Rheingold" inszeniert von der Londoner Regisseurin Rosamund Gilmore, die für jeden Akt ein ganz eigenes Bühnenbild wählt und (Wagner-)biografische Anklänge in die Oper einbaut. 1878 wurde die Oper erstmals in Leipzig gespielt: die erste Aufführung außerhalb von Bayreuth. Nun also ein neuer "Ring", der im Mai mit dem "Rheingold" begann und in der kommenden Spielzeit fortgesetzt werden soll. Die Leipziger "Waküre" sei ein "heikler Fall" und erzähle vor allem davon, wie schwierig es sei, einen "Ring" in den Griff zu bekommen, kommentiert die Frankfurter Rundschau. Richtig überzeugt hat Gilmores Interpretation jedenfalls nicht, weder das Premierenpublikum noch die Kritiker. Kräftige Buhs gab es auch für GMD Ulf Schirmer - auf nmz online lesen wir aber, dass Schirmer ein "verhaltenes Tempo" anschlug. Er "ließ Themen- und Spannungsbögen aber nie zerreißen und baute prachtvoll Wirkung auf". "Musikalisch darf noch geputzt werden", so die nmz. Die Frankfurter Rundschau berichtet von"zum Teil herausragenden sängerischen Leistungen". Diese wurden am Schluss denn auch vom Publikum bejubelt. Das Foto (Tom Schulze) zeigt Eva Johansson als Brünnhilde, Markus Marquardt als Wotan, die Walküren und Tänzer.Weiterlesen

"Tannhäuser" in Dortmund

20.12.2013 | Einen "Abend mit viel Sprengstoff" kündigen die Ruhrnachrichten an. In Dortmund hatte Schauspielchef Kay Voges Premiere als Opernregisseur und wagte sich gleich an Wagners "Tannhäuser". Im Film-Interview der Theater-Webseite lassen sich seine Erfahrungen nachhören. Seine Interpretation ließ niemanden gleichgültig. Er erntete für seine Wagner-Version sowohl Buhs als auch begeisterten Applaus. "Für mich ist dieser ,Tannhäuser' der gelungenste Beitrag zum Wagner-Jahr", schreibt der Rezensent von "Der Opernfreund" - und das will etwas heißen angesichts der diesjährigen Flut von Wagner-Premieren. "Wer seine Lust am Experiment nicht an der Garderobe abgibt, wem Wagner nicht heilig, sondern allzumenschlich ist, der sollte diesem Tannhäuser eine Chance geben. Er hat sie verdient", meint die WAZ. Musikalisch - da sind sich alle einig - ist dieser "Tannhäuser" mehr als geglückt. Und der Chor leistet dazu seinen Beitrag. "Die Dortmunder Philharmoniker und Chöre musizierten diese Dresdner Fassung an diesem Abend klangschön unter der Leitung des neuen GMD Gabriel Feltz", schreibt die deutsche Bühne. "Besonders hervorzuheben ist der von Granville Walker hervorragend einstudierte Chor, der sowohl als Pilger als auch als Festgäste auf der Wartburg mit homogenem und gewaltigem Klang überzeugt", ist im Online Musikmagazin zu lesen. Das Foto (M. Jauk) zeigt den schauspielerisch wie sängerisch herausragenden Daniel Brenna in der Titelrolle.Weiterlesen

"Die Liebe zu den drei Orangen" in Wiesbaden

18.12.2013 | Reichlich grotesk ist die Handlung von Sergej Prokofjews Oper, in der ein depressiver Prinz erst anfängt zu lachen, als er die Zauberin Fata Morgana dabei beobachtet, wie sie im Streit mit dem Narren Truffaldino auf den Rücken fällt. Zugegeben: Das ist nicht sehr nett. Aber muss sie ihm deshalb gleich die Liebessehnsucht ausgerechnet nach drei Orangen anzaubern? Diese skurrile story hat in Wiesbaden Ansgar Weigner inszeniert. "Eine sehr unterhaltsame, plastische, teils drastische Regiearbeit mit schönen, wirkungsvollen Einfällen" attestiert der Wiesbadener Kurier. Und: "Es gibt immer etwas zu sehen!" Der "Opernfreund" findet die Inszenierung "gut gemacht, grell gezeichnet, flott ausgespielt". Das Regie-Tempo halte mit dem Prokofjew-Tempo niveauvoll mit: "Alleine das ist schon eine Kunst." Das Darmstädter Echo lobt die musikalische Leistung: "Der Wiesbadener GMD Zsolt Hamar entfaltet die Kraft dieser Musik wirkungsvoll, zügelt die parodistischen Momente klug und schafft einen durchgehend brillanten, transparenten Klang." Einig sind sich die Kritiker im Lob des Truffaldino-Darstellers. "In einer eigenen Liga spielt Erik Biegel", heißt es in der FAZ. Und der Wiesbadener Kurier schreibt, Biegel sei "ein Hauptgewinn für alles Heitere". Er trage ganz erheblich zum Erfolg der jüngsten Opern-Premiere im Hessischen Staatstheater bei. Foto: Lena ObstWeiterlesen

"Das Rheingold" in Nürnberg

16.12.2013 | Das Wagner-Jahr neigt sich seinem Ende zu, 2014 "dürfen" die Theater auch wieder anderes geben. Das Nürnberger Staatstheater allerdings wird im kommenden Jahr seine "Ring"-Tetralogie fortsetzen, die es soeben mit dem "Rheingold" erfolgreich begonnen hat. Regisseur Georg Schmiedleitner ist ein Neuling im Metier: Er hat zuvor noch nie Oper inszeniert und wagt sich nun gleich an den "Ring". Zwar bekam er einige Buhs, aber auch gute Kritiken in den Medien. "Was für ein praller Theaterabend!" heißt es im Bayerischen Rundfunk. Gelobt wird hier insbesondere die "grandiose Personenregie: Keiner singt bloß, keiner steht bloß rum." Schmiedleitner entlarve "das wahre Wesen dieser mythisch germanisch kostümierten Figuren für unsere Zeit", ist im Deutschlandfunk zu hören. In der Tat siedelt der Regisseur das Geschehen im Hier und Jetzt an. "Mit dieser "Ring"-Eröffnung bezieht Nürnberg entschiedener und anklagend aggressiver Stellung als das Bayreuth des Festspielsommers", findet der Deutschlandfunk-Rezensent außerdem. Dazu trägt auch die musikalische Seite unter der Leitung von GMD Marcus Bosch bei. "Eine Wagner-Interpretation, die auf Erkenntnisse der historischen Aufführungspraxis reagiert und sich vom Ballast eines eingedickten, pathetisch dröhnenden, die Sänger in den Hintergrund drängenden Orchesterklangs befreit", schreibt die neue musikzeitung und berichtet von einem "präzise deklamierenden Wagnerensemble ohne Schwachpunkte". Insgesamt "ein mehr als vielversprechender Auftakt zum neuen Nürnberger Nibelungen-Ring" (BR). Das Foto (Ludwig Olah) zeigt Nicolai Karnolsky (Fafner), Michaela Maria Mayer (Freia), Martin Berner (Donner), Randall Jakobsh (Wotan) und David Yim (Froh).Weiterlesen

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