Premierenberichte

"Pique Dame" in Halle

19.05.2014 | "Noch heute von ungebrochener Wirkung" sei Tschaikowskis "Pique Dame", schreibt die Oper Halle in ihrer Programmankündigung. Nach einer Novelle von Alexander Puschkin schrieb der russische Komponist seine Oper in nur sechs Monaten. Kritische Untertöne zum russischen Umgang mit Homosexuellen sind in Christian Schullers Inszenierung durchaus erkennbar, was umso überzeugender ist, als Tschaikowski selbst homosexuell war. Der Regisseur hat sich bei dem Drama um die junge Lisa, den Spieler Hermann und seine vergebliche Bemühung um die drei gewinnbringenden Karten der alten Gräfin auf das Innenleben der drei Hauptfiguren konzentriert. Im MDR wird von einer "sehr eindrucksvollen Inszenierung, die durch handwerklich präzise Personenführung überzeugt", berichtet. "Alltägliches, Mysteriöses, Heutiges, Historisches vermischen sich da immer wieder", heißt es dort. Auch die Mitteldeutsche Zeitung lobt die Regiearbeit und spricht von einer Inszenierung, "die mit starken Bildern, Deutungsanspruch und dem Ehrgeiz aufwartet, nicht nur eine gängige Nacherzählung zu liefern". Musikalisch gibt es ebenfalls Positives: "Alles in allem eine beglückende Besetzung, die keinen Wunsch offen lässt", ist im MDR zu hören. "Der Chor tritt mal als Altenheimpersonal auf, mal wie ein antiker Chor und singt übrigens ganz hervorragend". Und die Mitteldeutsche Zeitung schreibt: "Robbert van Steijn sorgt am Pult der Staatskapelle für den großen dramatisch tragenden Ton, den Tschaikowsky (…) komponiert hat." Das Foto (Mikesh Kaos) zeigt das Ensemble und den Chor der Oper Halle.Weiterlesen

"Don Giovanni" in Krefeld

18.05.2014 | Don Giovanni im New York der 1920er-Jahre: Regisseur Kobie van Rensburg, der mit "Le Nozze di Figaro" schon im Jahr 2011 Mozart auf die Krefelder Bühne gezaubert hatte, versucht sich nun am "Don Giovanni" - und erntet begeisterten Applaus beim Premierenpublikum wie bei der Presse. Die Geschichte des Frauenhelden und seines Untergangs wird hier mit Hilfe von Video-Elementen in einer rasanten Inszenierung präsentiert, die keine Wünsche offen lässt. "Wer das erlebt hat, was sich heute Abend auf der Bühne in Krefeld abgespielt hat, wird immer wieder in die Oper rennen - um so was noch einmal zu erleben", schreibt das opernnetz. Und setzt noch einen drauf: "Für den, der Oper nicht mag, weil er sie in erster Linie gar nicht kennt, ist dieser Don Giovanni Pflichtbesuch." Die stehenden Ovationen des Publikums "galten den Sängern, den makellos aufspielenden Sinfonikern unter Alexander Steinitz, vor allem aber einer Regie-Idee, die viel wagt und am Ende alles gewinnt", schreibt die Westdeutsche Zeitung. Und die Rheinische Post: "Van Rensburg spielt mit allen Möglichkeiten und zahllosen symbolträchtigen Details. Aber er verzettelt sich nie, sondern pumpt jede Figur mit Leben voll." Alle Sänger leisten Bestes, "die Crew spielt voller Feuer" (Rheinische Post). Ein voller Erfolg für das Gemeinschaftstheater, im Oktober 2014 wird der "Don Giovanni" auch in Mönchengladbach gezeigt. Foto: Matthias StutteWeiterlesen

"Elegie für junge Liebende" in Wiesbaden

14.05.2014 | Hans Werner Henze gehöre zu Wiesbaden, erklärt der scheidende Intendant Manfred Beilharz im Interview mit dem Wiesbadener Kurier. Der Komponist sei zwei Spielzeiten lang Kapellmeister am Staatstheater gewesen und habe von dort aus seine große Komponistenkarriere begonnen, so Beilharz. Es ist also kein Zufall, dass Henzes Oper "Elegie für junge Liebende" als Eröffnungswerk für die diesjährigen Maifestspiele ausgewählt wurde. Inszeniert hat die Geschichte um den Dichter Gregor Mittenhofer, der seine junge Geliebte Elisabeth zusammen mit dem Sohn seines Freundes in die Berge schickt, um sich von deren Überlebenskampf bzw. Tod künstlerische Eingebung zu holen, Dietrich Hilsdorf. "Dietrich Hilsdorfs Inszenierung zeigte die Qualitäten eines intensiven Kammerspiels von hohem komödiantischem Potenzial", schreibt der Wiesbadener Kurier. Die neue musikzeitung urteilt: "Dietrich Hilsdorfs Inszenierung sorgt für eine minutiöse, mitunter überpointierte Erkundung der Interessens- und Gefühls-Lagen der sieben handelnden Personen." "Statt Opulenz zum Abschied vom Ensemble ein eher leises Servus, das seine Wirkung nicht verfehlt", beschreibt die Allgemeine Zeitung das Ende der Beilharz-Ära in Wiesbaden. Am Schluss gab es viel Beifall: "Für das Staatsorchester, das unter der Leitung seines Generalmusikdirektors Zsolt Hamar Henzes Klangfarbenreichtum in exquisiten Solobeiträgen von Violine und Bratsche bis zu Englischhorn und Flöte leuchten lässt" und auch "für das Sänger-Ensemble". (Allgemeine Zeitung). Das Foto (Martin Kaufhold) zeigt Sébastien Soules als Gregor Mittenhofer, Ute Döring als Carolina, Sharon Kempton als Elisabeth, Markus Francke als Toni und Bernd Hofmann (oben) als Wilhelm Reischmann.Weiterlesen

"Jesus Christ Superstar" in Hof

12.05.2014 | Als "Rockoper" bezeichneten Andrew Lloyd Webber und Tim Rice ihr gemeinsames Werk "Jesus Christ Superstar". Was vor über 40 Jahren musikalisch wie inhaltlich einschlug wie ein Blitz, hat auch heute noch Durchschlagskraft, wenn es auf deutsche Bühnen kommt. So wie jetzt am Theater Hof, wo "Regisseur Roland Hüve und ein kraftvolles Ensemble das Publikum" mit Webbers musikalisch hochwertiger Christus-Erzählung begeistern, wie die Frankenpost berichtet. Erzählt wird auch eine gesellschaftspolitische Geschichte von einem unter einer Besatzungsmacht stehenden Volk und von religiösen einander sich bekämpfenden Parteien. Und erzählt wird schließlich die Geschichte des Jüngers Judas, der am Ende nicht mehr an seinen Heiland glauben kann und ihn verrät. "Kein Sandalenfilm auf der (…) Bühne, kein Historienschinken, kein verkappter Gottesdienst à la Oberammergau. Die Gattungsbezeichnung Rockoper nimmt Regisseur Hüve so ernst wie Musikdirektor Ivo Hentschel", so die Frankenpost. In Hof agierten nicht, wie in einer früheren Inszenierung, Schauspieler, sondern Sänger auf der Bühne. Szenisch und choreografisch wurden diese gut einstudiert. Musikalisch überzeugten sie sowieso. Das Foto (Mariko Junge) zeigt Christian Venzke als Jesus von Nazareth, Chris Murray als Judas Ischariot und Ensemblemitglieder.Weiterlesen

"Die Meistersinger von Nürnberg" in Karlsruhe

09.05.2014 | Man hat fast den Eindruck, Richard Wagners "Meistersinger" seien im Jubiläums-Trubel des Wagner-Jahres 2013 ein wenig zu kurz gekommen. Jetzt aber hatten sie am Staatstheater Karlsruhe Premiere. GMD Justin Brown setzte damit seinen Wagner-Zyklus fort. Regie führt Tobias Kratzer. Er pflastert den Bühnenvorhang mit Programmheften, Besetzungszetteln und Plattencovern von älteren Inszenierungen des Werks. Das stellt Hans Sachs, so die neue musikzeitung, wenn er sein Loblied auf die Kunst der Meister vor geschlossenem Vorhang singt, "schon rein optisch in den Kontext der Rezeptionsgeschichte". "Tobias Kratzer hat ... in Karlsruhe eine höchst vergnügliche und unterhaltsame Deutung ersonnen", berichten die Badischen Neuesten Nachrichten. "Die Inszenierung von Tobias Kratzer ist Persiflage, sie ist Kitsch, aber sie ist auch eine Verneigung vor der Tradition", hört man im SWR. Gab es für die Regie neben viel Jubel auch einige Buhs, so wurde die musikalische Leistung allseits begeistert aufgenommen: "Justin Brown und die Badische Staatskapelle liefern eine Glanzleistung an diesem Abend" (SWR). "Justin Brown sorgte am Pult der Badischen Staatskapelle für einen herrlich perlenden Klangfluss" (Deutschlandfunk). Das Fazit der Rheinpfalz: "Die Premiere (…) war ein musikalisch und sängerisch gelungener Abend." Das Foto (Falk von Traubenberg) zeigt Mitglieder des Ensembles sowie den Badischen Staatsopernchor.Weiterlesen

"Jenufa" in Görlitz

06.05.2014 | "‚Jenufa‘ ist eine der schönsten Opern, die je geschrieben wurden… Musik, die so viel Liebe in sich trägt, ist äußerst selten. Sie sollte jeden Tag gespielt werden." Dieses Zitat des Dirigenten Ingo Metzmacher nutzt das Theater Görlitz, um auf seine jüngste Premiere aufmerksam zu machen. Leoš Janáčeks Oper erzählt in der Tat von Liebe, aber auch von der Dominanz gesellschaftlicher Konventionen, die die Küsterin, Stiefmutter Jenufas, zur Kindsmörderin macht. Am Schluss aber bleibt die Liebe. Janáčeks Geburt jährt sich in diesem Jahr zum 160. Mal. Einige Jubiläumspremieren sind also noch zu erwarten. Das Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz hat seine Premiere erfolgreich absolviert. Mit einem eindrucksvollen Bühnenbild, in dem ein riesiges Kreuz dominiert, welches die Stiefmutter schließlich unter sich begräbt. Von einer "sehr schlüssigen Inszenierung" berichtet der MDR. "Diese ‚Jenufa‘ist tragisch und gleichzeitig mitreißend", schreibt die Sächsische Zeitung. Und die Musik? "Die Neue Lausitzer Philharmonie, der Chor und alle Solisten wachsen unter der Leitung von Andrea Sanguineti zu einem beeindruckenden Ensemble musikalisch höchster Ausstrahlung zusammen." (Sächsische Zeitung) Der Besuch der Folgevorstellungen empfiehlt sich auf jeden Fall, meint der Kritiker im MDR. Das Foto (Marlies Kross) zeigt Patricia Bänsch als Jenufa und Yvonne Reich als Küsterin Buryja.Weiterlesen

"Pelléas et Mélisande" in Coburg

02.05.2014 | Einmal mehr überzeugt das Landestheater Coburg mit einer bemerkenswerten Opern-Premiere. Ließen sich einige wenige Besucher irritieren durch eine ungewöhnliche Interpretation von Debussys "Pelléas et Mélisande", so bejubelte der Großteil des Premierenpublikums die Aufführung lautstark und lang anhaltend. Als "psychologisch fein verästeltes Kammerspiel" bringe Regisseur Jakob Peters-Messer das Werk auf die Bühne, schreibt das Coburger Tageblatt. Dazu passt das Bühnenbild von Markus Meyer: Labyrinth-artig, ohne Ausweg verästeln sich Treppen und Türen und führen schließlich ins Nichts. "Die Qualität einer Opernaufführung hat bisweilen nur sehr wenig zu tun mit der Größe einer Bühne. Das beweist das Landestheater Coburg immer wieder seit Intendant Bodo Busse und Generalmusikdirektor Roland Kluttig künstlerisch die Richtung vorgeben", schwärmt das Coburger Tageblatt. Jakob Peters-Messer sei "eine faszinierend intensive Deutung mit ausdrucksstarken Sängerdarstellern" gelungen. Auch die Neue Presse berichtet begeistert: "Das Landestheater Coburg verblüfft einmal mehr mit einer grandiosen Inszenierung." Und: "GMD Roland Kluttig am Pult illustriert jede der Stimmungen, die an diesem Abend über der äußeren Handlung stehen. Mit "sublimem musikalischen Farbreichtum" charakterisierten die Musiker Moment um Moment. Foto: Andrea KremperWeiterlesen

"Lady Macbeth von Mzensk" in Kaiserslautern

30.04.2014 | Dmitri Schostakowitschs Oper "Lady Macbeth von Mzensk" findet sich häufig auf den Spielplänen der deutschen Theater. Eindrücklich erzählt sie die Geschichte der schönen, aber frustrierten Katerina Ismailowa. Gelangweilt von ihrem Ehemann, drangsaliert vom Schwiegervater, nimmt sich Katerina erst einen Liebhaber, tötet erst Schwiegervater, dann Ehemann und muss schließlich - nach Entdeckung der Tat - gemeinsam mit dem inzwischen angetrauten Sergej ins Straflager. Als sie schließlich die Untreue des Geliebten entdeckt, reißt sie dessen neue Geliebte mit sich in den Tod. Eine düstere Geschichte, die in Kaiserslautern von Intendant Urs Häberli umgesetzt wurde. Dieser zieht eine Parallele zwischen Boris, dem Schwiegervater, und dem Diktator Stalin. Nach dessen Besuch der Oper war das Werk seinerzeit von den russischen Spielplänen verschwunden… "Ein szenisch wie musikalisch aufregender und packender Abend", schreibt die Rheinpfalz. Von einer "spektakulären Kaiserslauterer Neuinszenierung" berichtet die Mainzer Allgemeine, die auch von der musikalischen Leitung überzeugt war: "Uwe Sandner führt Orchester und Chöre so plastisch wie souverän durch alle Härten, Reibungen und soghaften Passagen der rhythmisch oft unerhört mitreißenden, doppelbödigen Partitur." Ähnlich die Rheinpfalz, die schreibt: "Der Generalmusikdirektor des Pfalztheaters, Uwe Sandner, entfesselte nachgerade orgiastische Klanggewalten im Orchestergraben." Das Foto (Jörg Heieck) zeigt Daniel Böhm als Polizeichef und Mitglieder des Chores.Weiterlesen

"Salome" in Würzburg

28.04.2014 | Keine erbauliche Geschichte hat Oscar Wilde mit seiner "Salome" geschrieben. Richard Strauss wählte Wildes Text als Basis für seine Oper, die - nach ihrer Uraufführung in Dresden - in Wien nicht, wie geplant, wiederholt werden durfte. "Die Darstellung von Vorgängen, die in das Gebiet der Sexualpathologie gehören, eignet sich nicht für unsere Hofbühne", erklärte der Wiener Hofzensor. In der Tat fing "der Komponist in seiner Partitur (…) auch die schwüle Erotik und die flirrende Magie heißer orientalischer Nächte ein", so die Webseite des Würzburger Mainfranken Theaters, das die "Salome" nun im Strauss-Jahr auf die Bühne brachte. Im Gegensatz zur biblischen Geschichte fordert Salome den Kopf des Jochanaan von ihrem Stiefvater Herodes aus eigenem Antrieb, nicht auf Verlangen ihrer Mutter. Am Schluss bezahlt sie ihre Herzlosigkeit mit dem eigenen Tod. "Eine künstlerische und musikalische Glanzleistung" beschreiben die Fränkischen Nachrichten in ihrer Berichterstattung von der Würzburger Bühne. "Eine äußerst spannende und in sich völlig stimmige Inszenierung" hat auch der opernnetz-Rezensent erlebt. "Eine Inszenierung die durch ihre stringente Personenregie besticht", lobt der Opernfreund. Und: "Alexander von Pfeils spannende Auseinandersetzung mit Strauss’ Oper gehört mit zum Besten, was die Rezeptionsgeschichte des Werkes zu bieten hat." "Spannend von der ersten bis zur letzten Szene", meint die Bayerische Staatszeitung. Und der "Neue Merker" schließlich urteilt: "Ein Abend, der unter die Haut geht…". Das Foto (Nico Manger) zeigt Mitglieder des Musiktheaterensembles des Mainfrankentheaters.Weiterlesen

"Tannhäuser" an der Berliner Staatsoper

24.04.2014 | Eine Premiere der besonderen Art präsentierte die Berliner Staatsoper im Schillertheater. Deren musikalischer Chef Daniel Barenboim bot der von der Berliner Kulturpolitik stark "gekürzten" Choreografin Sasha Waltz eine Bühne: Gemeinsam präsentierten sie einen "Tannhäuser" und verweigerten im Vorfeld jedwede Information. Klar war nur: Es wird getanzt… Entsprechend hoch waren die Erwartungen. Das Ergebnis spaltete Zuschauer wie Kritiker. Waren die einen ganz begeistert von Waltz‘ Interpretation, so musste sich die Star-Choreografin auch Buhs aus dem Publikum und Kritik in den Medien gefallen lassen. Gleich zu Beginn präsentieren sich die 18 Tänzerinnen und Tänzer der Compagnie in einem Trinkgelage, in dem die einen (Rheinische Post) hohe "erotische Spannung" erkennen, die anderen (Deutschlandfunk) hingegen "keine Sinnlichkeit". "Daniel Barenboim und Sasha Waltz, das passt gut. Ihre erste Zusammenarbeit an der Berliner Staatsoper, Richard Wagners ‚Tannhäuser‘, ist ein Triumph", schreibt der Tagesspiegel. Die Berliner Zeitung dagegen bemängelt: "Zum ausdrucksvollen Ganzen wird es an diesem Abend nicht kommen." Und später: "Ansonsten wird das Stück so brav wegerzählt wie ein Heinz-Rühmann-Film." Einig sind sich die Kommentatoren über die Qualität der musikalischen Leistung. "Die Staatskapelle unter Daniel Barenboim zeigt sich in Hochform, lässt zarten Büßerschmelz ebenso hören wie Sinneslust," meint die Berliner Zeitung. Und die Rheinische Post urteilt: "Barenboim setzt mit seiner Staatskapelle bewusst auf langsame, genüssliche Tempi und höchste Präzision." Das Foto (Bernd Uhlig) zeigt Marina Prudenskaya als Venus, Peter Seiffert als Tannhäuser und Tänzerinnen und Tänzer.Weiterlesen

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