Premierenberichte

"Lolita" in Wiesbaden

05.05.2011 | Uraufgeführt 1994 in Stockholm kam die Oper von Rodion Shchedrin nach dem gleichnamigen Roman von Vladimir Nabokov nun zum ersten Mal auf eine deutsche Bühne: Das Theater Wiesbaden setzte das Werk in der Inszenierung von Konstanze Lauterbach auf den Spielplan. Und sorgte außerdem dafür, dass die Oper erstmals in deutscher Sprache aufgeführt werden konnte. Lange Jahre war dies wegen rechtlicher Einschränkungen nicht möglich gewesen. Der Skandal, den das 1955 erschienene Buch von Nabokov einstmals auslöst, ist heute Stoff für die Geschichtsbücher. Die Leidenschaft des erwachsenen Hauptdarstellers Humbert Humbert für das Mädchen Lolita, das nichtsdestotrotz bereits eine fraulich-erotische Ausstrahlung hat, erregt heute - trotz der thematischen Aktualität - kaum mehr die Gemüter. Der russische Komponist Rodion Shchedrin (geb. 1932) hat Nabokovs Roman schon in den frühen 1960er-Jahren gelesen. Shchedrin empfand den Roman trotz seiner amerikanischen Ausgangssituation als genuin russisch. Seine Musik ist opulent und sinnlich - und wird von Marc Piollet am Pult, Orchester, Herrenchor und Extrachor des Wiesbadener Staatstheaters und den Gesangssolisten spannungsreich dargeboten. Lauterbachs Inszenierung setzt auf eine präzise Bebilderung von Musik und Text und ist ansonsten eher verhalten.Weiterlesen

"Der ferne Klang" in Nürnberg

05.05.2011 | "Ein großer Abend am Nürnberger Staatstheater", urteilt Peter Jungbluth im Bayerischen Rundfunk über die Aufführung der Oper von Franz Schreker. Erzählt wird die Geschichte eines Komponisten, der seine Verlobte verlässt, um sich auf die Suche nach dem "fernen Klang" zu machen. Viele Jahre später erst wird er feststellen, dass er diese Idee nur in der Nähe der Geliebten realisieren kann. 1912 uraufgeführt, hatte dieses spätromantisch-expressive Musiktheater-Werk beim vom Lebensgefühl des Fin de Siècle geprägten Publikum großen Erfolg und war der Startschuss für Schrekers Karriere als Opernkomponist. Bereits 1932 allerdings wurde dieser durch Angriffe der Nationalsozialisten ein Ende gesetzt. Seine Werke gerieten in Vergessenheit und werden erst seit kurzem wieder in die Spielpläne aufgenommen. Regisseurin Gabriel Rech hat das von Schreker erdachte "Spiel im Spiel" durch die Doppelbesetzung einiger Rollen in Szene gesetzt. Durchweg gute bis hervorragende Solisten und der "von Edgar Hykel gewohnt zuverlässig einstudierte Chor" (Donau-Kurier) machen den Opern-Abend zum Erlebnis. Das Foto (von Ludwig Olah) zeigt den Opernchor, Guido Jentjens (Dr. Vigelius), Jochen Kupfer (Rudolf), Astrid Weber (Grete).Weiterlesen

"Vom Meer" in Heidelberg

05.05.2011 | Alexander Munos Oper basiert auf Henrik Ibsens Schauspiel "Die Frau vom Meer". Ibsens Text ist eine komplexe psychologische Ehegeschichte und zugleich ein leidenschaftliches surrealistisches Märchen. Die Uraufführung "Vom Meer" fand nun am Theater Heidelberg statt. "Alexander Muno ist ein Meisterwerk gelungen", heißt es in der Rhein-Neckar-Zeitung. Und: "Ein großer Opern-Schlusspunkt der Intendanz von Peter Spuhler." Die musikalische Leitung der Heidelberger Uraufführung lag in den Händen von Dietger Holm, der - gemeinsam mit dem Orchester - eine großartige Leistung vollbrachte. In der Inszenierung von von Susanne Øglænd saß das Orchester auf der Bühne, die Sänger standen im Parkett - und der Chor sang aus der Ferne. Überzeugende Charaktere wurden überzeugend dargestellt. Das Foto (Markus Kaesler) zeigt Tabea Schattmaier als stumme Ellida.Weiterlesen

"The Voyage" in Trier

05.05.2011 | Die Oper "The Voyage" von Philip Glass entstand 1992 als Auftragswerk der Metropolitan Opera New York zum 500. Jahrestag der Entdeckung Amerikas. Glass interessierte dabei "dem Konzept Entdeckung nachzugehen" und die "Bereitschaft von Leuten, die ihnen bekannte Welt auf der Suche nach einer ihnen völlig unbekannten Welt zu verlassen". Glass schuf eine Oper, die ein fiktives Ereignis aus grauer Vorzeit (genauer: die Eiszeit) mit dem historischen Blick auf die Entdeckungsreise des Christoph Kolumbus und schließlich mit einer Science Fiction-Sentenz verbindet. Immer geht es dabei um die Reise ins Unbekannte. Die Europäische Erstaufführung fand 2002 in Linz statt, in Deutschland wurde die Oper nun erstmals am Theater Trier aufgeführt. Birgit Scherzer übernahm die Regie, setzte dabei auch Tänzer ein und zeigte vor allem mit ihren Choreografien eine ansprechende Leistung, die vom Publikum am Schluss mit begeistertem Beifall auch für die Tänzer gewürdigt wurde. Beifall auch für den stimmkräftigen Opernchor und den Extrachor des Theaters, die von Angela Händel einstudiert worden waren - und für Valtteri Rauhalammi am Pult des Philharmonischen Orchesters der Stadt Trier. Das Foto von Friedemann Vetter zeigt Chor, Extrachor und Statisterie des Theaters.Weiterlesen

"Madama Butterfly" in Essen

28.04.2011 | Auf Grund eines eingeleiteten Untersagungsverfahrens musste die Premiere von "Madama Butterfly" um einen Tag - von Karfreitag auf Gründonnerstag - vorverlegt werden. Das Theater verwies auf die "seit mehr als zehn Jahren herrschende Übung, am Karfreitag Vorstellungen von Oper oder Ballett durchzuführen" und wehrte sich auch gegen die in der Verbotsandrohung geäußerte Kunstauffassung, dass eine Aufführung von "Madama Butterfly" "in erster Linie der Unterhaltung des Publikums" diene. Trotzdem entschloss man sich zur Terminverschiebung. Nichtsdestotrotz gelang die Premiere in allen Bereichen. Regisseur Tilman Knabe verlegte die Handlung in das Asien von heute, seine packende Personenführung überzeugte. Am Dirigentenpult konnte Stefan Soltesz musikalisch mithalten, ebenso die Sänger: Auch Luis Chapa, der als Pinkerton einsprang, füllte die Rolle sängerisch und spielerisch vollkommen aus. Die Tragödie der Japanerin Cio-Cio-San, die den Amerikaner Pinkerton liebt, aber von ihm verlassen wird, ist also - auch am Gründonnerstag - ein Erfolg. "Ein großer Puccini-Abend", ist auf RP-online zu lesen. Das Foto (Jörg Landsberg) zeigt Zurab Zurabishvili als Pinkerton (sang nicht in der Premiere), Mikael Babajanyan als Sharpless, Annemarie Kremer als Cio-Cio-San und Mitglieder des Damenchores.Weiterlesen

"Lucrecia Borgia" in Halle

28.04.2011 | "Mit der ‚Lucrezia Borgia‘ von Gaetano Donizetti hat die Oper Halle einen echten Hit gelandet," schreibt Andreas Hillger in der "Mitteldeutschen Zeitung" und lobt den Chor, einstudiert von Jens Petereit, der seinen Teil zum Gelingen des Abends beiträgt. Dirigent Andreas Henning sprang kurzfristig ein - und bewältigte seine Aufgabe hervorragend. Donizetti greift hier den Mythos des Borgia-Geschlechts aus dem späten 15. Jahrhundert auf, den Victor Hugo ins Drama und Felice Romani anschließend in ein Opernlibretto verwandelt hatte. Die Inszenierung der tragischen Geschichte einer Mutter, die in ihrer Grausamkeit auch vor dem Mord am eigenen Sohn nicht zurückschreckt, hat Saskia Zschoch übernommen. Ihre szenische Gestaltung überzeugt nicht durchgehend, Orchester, Chor und (zum großen Teil aus dem Ensemble kommende) Solisten dafür umso mehr. Das Foto (Gert Kiermeyer, Theater, Oper und Orchester GmbH Halle) zeigt Carlo Cortés als Gennaro und Romelia Lichtenstein als Lucrecia Borgia.Weiterlesen

"Stürmische Höhen" in Magdeburg

21.04.2011 | Nach dem weltberühmten Roman "Wuthering Heights" von Emily Brontë hat Claude-Michel Schönberg, der unter anderem die Musicals "Les Misérables" und "Miss Saigon" geschrieben hat, 2002 sein erstes Ballett komponiert, das nun in Magdeburg seine deutsche Erstaufführung erlebte. In der Choreografie von Gonzalo Galguera erleben die Zuschauer die erschütternde Geschichte vom Findelkind Heathcliff, der sich vom liebenden Freund zum rächenden Unhold entwickelt. Die musikalische Leitung hat Pawel Poplawski. Das Foto (Nilz Böhme) zeigt Pavel Kuzmin, Kirill Sofronov, Eléonore Turri, Jake Burden, Veronika Zemlyakova, Andreas Loos sowie das Ensemble des Theaters Magedburg.Weiterlesen

"Alice im Wunderland" in Kaiserslautern

21.04.2011 | Lewis Carrolls heiter-skurrile Erzählung von Alice im Wunderland hat schon viele Künstler zu eigenen Werken und Produktionen angeregt. Das kleine Mädchen, das von einem weißen Kaninchen ins Wunderland gelockt wird und dort spannende Abenteuer erlebt, gibt immer wieder Anlass zu eigenen Kreationen. Im Jahr 1984 vergab das Hessische Staatstheater Wiesbaden den Kompositionsauftrag für ein Ballett "Alice im Wunderland" an Herbert Baumann. Am Pfalztheater Kaiserslautern nun begeisterten Ballettdirektor Stefano Giannetti und die Tänzer seiner Compagnie mit ihrer Choroegrafie dieses Werks die Zuschauer. Wie einstmals Lewis Carroll entführen sie ihr Publikum in eine wundersame bunte Welt (Bühnenbild von Otmar Alt) - und ebenso wie im Original bleibt der Humor dabei nicht auf der Strecke. Sowohl die Solisten als auch das ganze Ensemble überzeugen durch ihre großartige Leistung wie durch ihre Spielfreude. (Foto: Hans-Jürgen Brehm-Seufert)Weiterlesen

"Idomeneo" in Wuppertal

19.04.2011 | Diese opera seria litt lange Zeit unter dem falschen Urteil, unzugänglich und sperrig zu sein. Doch Mozart hat hier eine seiner besten Opern geschrieben: Alfred Einstein sprach von einem "musikalischen Rausch: eine wahre Explosion musikalischer Erfindungskraft". Es ist die Geschichte von Idomeneo, der - nach einem "Deal" mit dem Meeresgott Poseidon diesem eigentlich seinen Sohn opfern müsste. In Mozarts Oper hat der Gott nach langen Wirren, Ängsten und viel Opferbereitschaft ein Einsehen: Idamante, Idoemeneos Sohn, darf nicht nur am Leben bleiben, sondern auch seine geliebte Ilia heiraten. Bei Mozart siegt die Überzeugung, dass es den vernunftbegabten, lernfähigen freien Menschen gibt, der sich von willkürlichen Spielzügen machtverliebter Götter befreien kann. "Musikalisch hervorragend" nennt das Online Musik Magazin den Chor: "Stimmlich ist der Chor unter der Leitung von Jens Bingert sehr präsent und meistert stimmgewaltig und homogen die für Mozart doch eher untypische umfangreiche Aufgabe." Die Personenregie (Inszenierung: Constanze Kreusch) wird allerdings stark in Frage gestellt, ebenso wie die Kostümauswahl. Musikalisch zumindest war diese von Hilary Griffiths geleitete Premiere aber ein großer Erfolg. Das Foto (Stratmann/ www.wuppertaler-buehnen.de ) zeigt: Joslyn Rechter, Elena Fink, Robert Chafin und Sängerinnen und Sänger des Chores.Weiterlesen

"Die Walküre" an der Staatsoper Berlin im Schillertheater

19.04.2011 | Anerkennung bis Jubel für das Sänger-Team - Buh-Rufe für die Regie: Das ist in aller Kürze die Zusammenfassung der Publikums-Reaktionen auf die "Walküre" an der Staatsoper im Schillertheater in Berlin. Die Inszenierung des belgischen bildenden Künstlers Guy Cassiers, der - gemeinsam mit Enrico Bagnoli - auch das Bühnenbild (mit Videobildern und Laserstrahlen) verantwortet, kam nicht besonders gut an, die Solisten: Iréne Theorin als Walküre, Anja Kampe als Sieglinde und Simon O’Neill als Siegmund bewältigten ihre Partien eindrucksvoll souverän und erhielten stürmischen Applaus. Bejubelt wurde René Pape als Wotan, der in dieser Rolle debütierte. Die Inszenierung ist eine Koproduktion mit der Mailänder Scala und hatte dort bereits im Dezember 2010 Premiere. Musikalisch geleitet wird die Mailänder-/Berliner "Walküre" von Daniel Barenboim. Das Foto zeigt Iréne Theorin, Simon O‘Neill und Anja Kampe (Foto: Monika Rittershaus).Weiterlesen

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