Premierenberichte

"Der geduldige Sokrates" am Staatstheater am Gärtnerplatz in München

01.07.2011 | Die Barockoper hat in den vergangenen Jahren wieder Einzug ins Repertoire der deutschen Theater und Opernhäuser gefunden. Vieles gibt es da neu zu entdecken. Jetzt hat das Theater am Gärtnerplatz für die Münchner Erstaufführung der komischen Oper "Der geduldige Sokrates" von Georg Philipp Telemann gesorgt. Das Libretto geht auf ein Satire von Aristophanes zurück: Um für genügen Nachschub an Kriegern zu sorgen, muss sich der Philosoph Sokrates gleich mit zwei Ehefrauen herumschlagen: der bekannt-grantigen Xantippe und der nicht weniger zänkischen Amitta. Gleichzeitig hat Sokrates diverse andere Probleme am Hals: Liebesdinge zwischen jungen Mitgliedern der Aristokratie, faule Schüler und den trunksüchtigen Phito, den er in seine Schranken zu weisen hat. Die Oper war zu Telemanns Zeiten durchaus auch Kritik am subalternen Hofschranzentum und vor allem eine Infragestellung der mit bürgerlichen Idealen ausgepolsterten Gelehrtenidylle. Inszeniert hat Axel Köhler, der - sowohl als Sänger als auch als Regisseur - als Experte für die Barockoper gilt. Die musikalische Leitung übernahm der Chordirektor des Staatstheaters am Gärtnerplatz, Jörn Hinnerk Andresen, der sich ebenfalls in dieser Sparte schon hervorgetan hat. Das Foto (Hermann Posch) zeigt Thérèse Wincent als Amitta, Heike Susanne Daum als Xantippe und zwischen den beiden Stefan Sevenich als leidgeprüften Sokrates.Weiterlesen

"Musik Musik Musik" in Wuppertal

29.06.2011 | Ganz verschiedene Leute treffen sich in der Lobby eines Hotels: Die Diva und ihr Manager zerstreiten sich über die Frage nach dem angemessenen Auftrittsort. Ein durch Viehhandel reichgewordener Millionär und ein Rennfahrer hängen an der Bar ab. Ein Fußballspieler stößt dazu und eine rein weibliche Reisetruppe sorgt für Aufregung. Außerdem trifft sich ein Zwillingspaar wieder und stiftet ganz schön Verwirrung. Und die Hotelpagen wissen nicht mehr wohin mit all den Koffern... Es entstehen Begegnungen, kleine Geschichten, stille Momente in diesem integrativen Theaterprojekt der Wuppertaler Bühnen, das am 29. Juni im Kleinen Schauspielhaus Premiere hatte und das behinderte und nichtbehinderte Menschen gemeinsam auf die Bühne bringt. Aus den Lieblingsliedern der Teilnehmer ist ein Theaterabend entstanden, voll von komischen, traurigen und absurden Szenen. Und über allem liegt ein Hauch von Musik. Regie führt Markus Höller. Das Foto (Pillboxs) zeigt Wolf Dietrich.Weiterlesen

"Dialog der Karmelitinnen" an der Komischen Oper Berlin

29.06.2011 | Calixto Bieito kam für die Inszenierung von Francis Poulencs "Gespräche der Karmelitinnen" bereits zum vierten Mal als Regisseur an die Komische Oper Berlin. Die Oper handelt von einer Gruppe von Frauen, die eher in den Tod gehen als das eigene Glaubens¬bekenntnis zu verraten. Selbst der zentralen Figur der Oper, der jungen Blanche de La Force, gelingt es, ihre immerwährenden Ängste zu überwinden. Freiwillig folgt sie ihren verurteilten Ordensschwestern auf das Schafott. Sie bekennt sich damit zu ihrem Glauben und schafft es vielleicht erst auf diese Weise, zu sich selbst zu finden. Der Handlung liegt ein reales Geschehen aus dem Jahr 1794 zugrunde, von dem Francis Poulenc so beeindruckt war, dass er wie besessen an seiner Oper schrieb. Für Regisseur Calixto Bieito und sein Team thematisiert Poulencs Werk die existentiellste Emotion jedes Menschen: die Todesangst sowie ihre Kehrseite, die Angst vor dem Leben. "Calixto Bieito nimmt sich der Frauen mit einem tiefen Verständnis an", hieß es in einem Kommentar von Deutschland Radio Kultur. Und auch die musikalische Leitung der letzten Neu-pro¬duk¬tion dieser Spielzeit, die in den Händen von Stefan Blunier liegt, findet Lob: "Stefan Blunier, der Bonner Generalmusikdirektor, findet mit dem zum Saisonende blendend disponierten Orchester der Komischen Oper Berlin einen soghaften Zugriff auf Poulencs Partitur." Einstimmiger Beifall am Schluss für alle Beteiligten! Foto: Monika RittershausWeiterlesen

"Kylián / Duato / Montero" in Nürnberg

26.06.2011 | Für die dritte Produktion der Spielzeit hat Nürnbergs Ballettchef Goyo Montero zwei der wichtigsten zeitgenössischen Choreographen - Jiri Kylián und Nacho Duato - gewonnen, um mit ihnen zusammen einen dreiteiligen Ballettabend herauszubringen. Zu Musik von Wolfgang Amadeus Mozart, Claude Debussy, Richard Wagner zeigten die drei jeweils eine Choreographie für den Nürnberger Ballettabend: Jiri Kyliáns Beitrag: "Sechs Tänze" von 1984 auf Mozarts "Deutsche Tänze", die dank ihres unterhaltsamen Charakters besonders beliebt sind. Der Spanier Nacho Duato zeigte "Duende" (die Uraufführung datiert von 1991) nach Musik von Claude Debussy. Der spanische Ausdruck "Duende" steht dabei im wörtlichen Sinne für "Gespenst" oder "Kobold" - und meint im übertragenden Sinne die Energie, den Charme und die Magie, die einer Form, einem Ausdruck oder einem Klang innewohnen. Goyo Monteros Uraufführung schließlich heißt "Im Treibhaus" nach einem Titel der "Wesendonck-Lieder" von Richard Wagner und ist auch von weiteren Werken des Bayreuther Meisters inspiriert. "Grandioses Finale, jubelnder Beifall für den dreiteiligen Ballettabend am Samstag im Nürnberger Opernhaus, bei dem sich das junge Ensemble mit begeisterndem Elan und staunenswerter Könnerschaft präsentierte", heißt es in der Süddeutschen Zeitung. Auch die weiteren Kritiken lassen es nicht an Lob fehlen und berichten über die Beifallsstürme am Schluss, die den Choreographen ebenso wie dem Ensemble des Nürnberger Staatstheaters galten. Das Foto zeigt das Ensemble mit "Duende" von Nacho Duato (Foto: Jesús Valinas).Weiterlesen

"La Cenerentola" in Aachen

26.06.2011 | Rossinis komische Oper "La Cenerentola" verwendet einen der bekanntesten Märchenstoffe, die sich im abendländischen Raum finden: Das Märchen vom Aschenputtel, das vom Vater gegenüber seinen Stiefschwestern gedemütigt und zum Dienstmädchen degradiert wird, das darüber aber sein gutes Herz nicht verliert und schließlich dem Mann seiner Träume begegnet, ausgerechnet einem waschechten Prinzen, den es - nach einigen Wirren und Ränken - auch bekommt. In Aachen hatte die "Cenerentola" unter der Musikalischen Leitung von Péter Halász und in der Inszenierung von Joan Anton Rechi Premiere. "Turbulent, spritzig und rasant", urteilt das "Radio am Alex". Und: "Das Publikum erwartet ein Feuerwerk für die Ohren." Das Foto (Wil van Iersel) zeigt Tansel Akzeybek als Don Ramiro und Leila Pfister als Angelina.Weiterlesen

"Candide" an der Berliner Staatsoper im Schillertheater

26.06.2011 | "Schöner geht’s nicht", urteilt Frederik Hanssen im Berliner Tagesspiegel - und hält die Inszenierung von Leonard Bernsteins Musical "Candide" an der Staatsoper im Schillertheater für "eine der schönsten Inszenierungen der vergangenen Jahre überhaupt". Auch der Chor wird gelobt. Bernstein hat den Voltaires Roman "Candide" als Grundlage seines Musicals verwendet. Voltaire setzt sich hier ironisch-satirisch mit den philosophischen Ideen seines Zeitgenossen Gottfried Wilhelm Leibniz auseinander und stellt vor allem seine Idee von der Theodizee in Frage: Die These, dass wir in der "besten aller möglichen Welten" leben, wird durch die Erlebnisse des naiven Romanhelden Candide, seines Lehrers Pangloss und der schönen Cunegonde immer wieder in Frage gestellt. Bernstein nannte sein "Candide" eine Liebeserklärung an die europäische Musik und verwendet vorzugsweise europäische Tanzformen in seiner Komposition. Konventionen der europäischen Oper werden ihrem musikalischen Gestus nach zitiert und karikiert: Ein Fest für einen kreativen Regisseur - Vincent Broussard erntete für seine spritzige und ästhetische Inszenierung viel Beifall. Foto: Clärchen und Matthias BausWeiterlesen

"Lulu" in Erfurt

16.06.2011 | Lulu verschlingt die Männer reihenweise. Sie lockt, verführt, treibt einige ihrer Auserwählten in den Selbstmord, wird selbst zur Mörderin und am Ende sogar Opfer ihres sozialen Abstiegs. Das ist die Geschichte, die Frank Wedekind in seinem Schauspiel erzählt. Vertont von Alban Berg hat die Oper in Erfurt nun erstmals auf eine thüringische Bühne gefunden. Lulu ist unersättlich. Die Männer sind ihr reihenweise verfallen, schließlich treibt sie nicht nur diese, sondern auch sich selbst in den Abgrund. Mit Lulu schuf der Dichter Frank Wedekind eine der schillerndsten und zugleich geheimnisvollsten Frauenfiguren des Theaters. Alban Berg hat diese Figur genial musikalisch umgesetzt. In Erfurt platziert Regisseurin Saskia Kuhlmann die Geschichte in einer Zirkusarena der 20er-Jahre. Julia Neumann in der Titelrolle meistert die Aufgabe musikalisch wie spielerisch exzellent. Große Begeisterung auch für die außerordentliche Leistung des Orchesters unter der musikalischen Leitung von Samuel Bächli.Weiterlesen

"Macbeth" an der Deutschen Oper Berlin

16.06.2011 | "Regisseur Robert Carsen ist schon ein raffinierter Geschichtenerzähler", schreibt die Berliner Morgenpost anlässlich der "Berliner Premiere" einer ursprünglich Kölner Inszenierung des "Macbeth". Graues Mauerwerk bestimmt das Bühnenbild - Carsen hat die Oper von Verdi ins 20. Jahrhundert verlegt. Wieder einmal sind sich die Rezensenten einig, wenn es um den Auftritt des Chores der Deutschen Oper in der Einstudierung von William Spaulding geht: Im "Tagesspiegel" ist vom "fabelhaft einstudierten, innerlich allzeit bewegten und hoch präzisen, klangerotischen" Chor die Rede. In einem Bericht des rbb heißt es: "Also kann man diesen Macbeth gefahrlos buchen. Schon wegen des großartigen Chors, der kräftig Zunder gibt, ohne zu vergröbern." Unter der musikalischen Leitung von Roberto Rizzi Brignoli musiziert auch das Orchester der Deutschen Oper beeindruckend. (Foto: Bettina Stöß im Auftrag der DEUTSCHEN OPER BERLIN)Weiterlesen

"War Requiem" am Musiktheater im Revier

06.06.2011 | Benjamin Brittens "War Requiem" gilt als eines seiner Hauptwerke und wurde am 30. Mai 1962 in der neugebauten Kathedrale von Coventry uraufgeführt. Deren Vorgängerbau war im Zweiten Weltkrieg durch die Bombardierung der Deutschen zerstört worden. Britten widmete sein Reqiuem denn auch den Millionen Toten der beiden zurückliegenden Weltkriege. Das Musiktheater im Revier realisierte nun die erste szenische Aufführung. Die Inszenierung ist Regisseurin Elisabeth Stöppler zusammen mit dem für die Live-Videos verantwortlichen Andreas Etter eindrucksvoll gelungen. "Am Ende der Gelsenkirchener Premiere: langes, stummes Ergriffensein - und dann überwältigender Jubel", schreibt die Ruhr-Zeitung. Die Recklinghäuser Zeitung spricht vom "blendend einstudierten, noch im Piano traumhaft sicheren, um den Gelsenkirchener Kinderchor ergänzten Opernchor". Foto: Pedro MalinowskiWeiterlesen

"20.000 Meilen unter dem Meer" in Eisenach

06.06.2011 | Eine Musical-Uraufführung in Eisenach nach dem berühmten Roman "20.000 Meilen unter dem Meer" von Jules Vernes. Der Hamburger Komponist Jan Dvořák hat daraus eine packende Bühnenshow mit einem bunten Unterwasser-Bühnenbild (Ausstattung: José Luna ) gemacht. Eingängige Musical-Songs überzeugten das Publikum, das begeistert applaudierte. Ebenfalls überzeugend: die Choreografie von Andris Plucis. Jan Dvořák, der auch das Libretto schrieb, hat sich gegenüber dem Romanvorbild inhaltliche Freiheiten herausgenommen. So hat er zum Beispiel neue Frauenfiguren geschaffen. "Gewiss ist hingegen, dass dem Landestheater Eisenach mit diesem Großprojekt ein künstlerischer Paukenschlag gelungen ist, der nachdenken lässt über die Theatersparpolitik in Thüringen und ihre zuweilen ausgesprochen schönen Blüten", kommentiert die Südthüringer Zeitung. Und die Thüringer Allgemeine hat auch einen Satz für den Chor übrig: "Der Chor spielt mit und schlägt sich sängerisch wacker." Foto: HöltingWeiterlesen

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