Premierenberichte

"Joseph Süß" am Gärtnerplatztheater München

14.03.2012 | Eine Münchner Erstaufführung hat das Staatstheater am Gärtnerplatz - kurz bevor es im Mai seine Tore für die Sanierung schließe muss - mit "Joseph Süß" von Detlev Glanert auf die Bühne gebracht. Glanert gehört zu den nicht gerade zahlreichen zeitgenössischen Komponisten, deren Werke auch nach der Uraufführung auf den Spielplänen bleiben. Das Münchner Publikum erlebte das Werk nun zum ersten Mal - und bejubelte eine höchst gelungene musikalische Leistung ebenso wie die überzeugende Regie-Arbeit des Erfurter Intendanten Guy Montavon. Glanerts Oper über das Schicksal des Joseph Süß Oppenheimer, der im 18. Jahrhundert lebte, am Hof des Herzogs von Württemberg erst eine machtvolle Position innehatte, nach dessen Tod aber diffamiert und schließlich gehenkt wurde, setzt erst ein, als Süß bereits im Kerker sitzt. Dem Menschen Joseph Süß wird in Glanerts Werk Gerechtigkeit zuteil, "ohne dass Glanert und seine Librettisten die Schattenseiten der Figur aussparen, um sie billig zu idealisieren", schreibt das Theater in seinem Programmtext. Die Realisierung am Gärtnerplatz wurde nicht nur von den Zuschauern, sondern auch von der Presse einhellig gefeiert. Der BR sprach von einem "dramaturgisch äußerst gelungenen, spannungsvollen Aufbau, der in den pausenlosen 90 Minuten auch musikalisch einen großen Sog erzeugt. (...). Eine wichtige Rolle spielt die barock gewandete, kaltheiße, dekadente Masse der Hofgesellschaft, von Guy Montavon klar umrissen in Szene gesetzt und blitzsauber ausgeführt von den Chorsolisten, die von Glanert gegen Ende zu massiven Hasstiraden von Orff'scher Dimension hochgepeitscht werden." Im Deutschlandradio klang es so: ""Dass das Gärtnerplatztheater mit ‚Joseph Süß‘ einen Triumph im Köcher hat (…) ist natürlich auch Dirigent Roger Epple und Chordirektor Jörn Hinnerk Andresen zu danken. Und dem exzellenten Ensemble." Das Foto (Hermann Posch) zeigt Thérèse Vincent, Stefan Sevenich, Gary Martin, Thomas Peters und Mitglieder des Ensembles.Weiterlesen

"Das schlaue Füchslein" in Leipzig

11.03.2012 | Gewagte Interpretation der Oper von Leos Janácek, die eigentlich zwei Parallelwelten nebeneinander darstellt: die Natur mit ihrem Werden und Vergehen und die menschliche Welt, die letzten Endes nichts anderes ist. Janáceks Werk sei "eine sommernächtliche Hymne an die Natur und die Liebe", schreibt die Oper im Programmtext. Regisseurin Lotte de Beer hat das Geschehen in ein Alters- und Pflegeheim verlegt. Das fand im Publikum nicht nur Anerkennung: Buh-Rufe und begeisterter Applaus hielten sich die Waage. Nur teilweise überzeugte die eigensinnige Deutung der jungen Regisseurin. Einstimmige Anerkennung fand aber die musikalische Leistung beim Publikum. "Dass diese unkonventionelle Deutung in ihrer szenischen Umsetzung trägt, ist in erster Linie auch einem motivierten, höchst spielfreudigen Ensemble zu verdanken", schreibt "Der neue Merker". Nicht nur die Solisten, auch die Kollektive dürfen sich über ein überzeugtes Lob freuen: "Das Gewandhausorchester beweist unter seinem ständigen Gastdirigenten Matthias Foremny, dass es mit seinem dunklen, erdigen Klangideal auch für das slawische Repertoire prädestiniert ist", heißt es, und: "Chor und Kinderchor der Oper Leipzig überzeugen mit Spielfreude." Foto: Andreas BirkigtWeiterlesen

"Jenufa" an der Deutschen Oper Berlin

09.03.2012 | Die Premiere von Janàceks "Jenufa" an der Deutschen Oper Berlin hat ein überwältigendes Presse- und Medienecho hervorgerufen. Mit wenigen Aussagen kritischer Stimmen ist die Reaktion auf die Inszenierung Christof Loys wie auf die musikalische Gestaltung durch Donald Runnicles anerkennend bis überschäumend begeistert. Die düstere Geschichte (im kargen Bühnenbild) von der unerwiderten Liebe Jenufas, ihrer ungewollten Schwangerschaft, ihrer Schande bis hin zum Kindsmord durch die Stiefmutter (welche Christof Loy in seiner Deutung in den Mittelpunkt des Geschehens rückt) wurde in Berlin kunstvoll und erfolgreich auf die Bühne gebracht. "Seltenes Glück: Christof Loy beschert der Deutschen Oper Berlin mit ‚Jenufa‘ eine restlos gelungene Regie", titelt die FAZ. Die ZEIT lobt den Dirigenten Donald Runnicles, der die Partitur "von Anfang an mit jenem Drang realisiert, der Details hervorbringt statt überfährt". "… eine Erholung, ein Labsal, eine Freude", schreibt die Berliner Zeitung, und würdigt die Chor-Leistung: "Das Orchester der Deutschen Oper und der sehr klar agierende und intonierende, von William Spaulding einstudierte Chor des Hauses zeigt sich unter Leitung von Donald Runnicles in bester Form." Geradezu aus dem Häuschen klingt die Kritik der Berliner Morgenpost: Das Publikum "applaudierte die Aufführung hinauf auf den Gipfel eines schier einzigartigen Erfolgs", heißt es da, und "das Prachtorchester" verwandele "die Oper (…) geradezu in eine Menschheitssinfonie, die träumen und fürchten macht". Der Kritiker des rbb urteilt: "Tatsächlich der rundesten Abenden einer, die ich an Berliner Opernhäusern überhaupt erlebt habe." Donald Runnicles Dirigat gilt hier eine leichte Kritik: "Nicht immer rhythmisch auf den Punkt, was anfangs auch für den sonst wundervollen Chor gilt." Das Foto (Monika Rittershaus) zeigt Michaela Kaune in der Titelrolle.Weiterlesen

"Blaubart" in Bremen

06.03.2012 | "Barbe-Bleue": eine Figur, die immer wieder Literaten wie Komponisten beschäftigt und zu neuen Deutungen der Ursprungs-Geschichte veranlasst hat. Dabei changiert vor allem das vermittelte Frauenbild: Von dem alles Übel verursachenden neugierigen Weibsbild bis hin zur emanzipierten und eigenständigen Frau, die sich aus der Dominanz der Männer befreit. Das Theater Bremen hat sich des Stoffes gleich in zwei Werken (und einem sich mit dem "Blaubart"-Stoff auseinandersetzenden, die Premiere begleitenden Symposium) angenommen. Béla Bartók hat seine einzige Oper ("Herzog Blaubarts Burg") dem Stoff gewidmet und die Unvereinbarkeit der Geschlechter in den Mittelpunkt gerückt. Seine Frauenfigur Judit verlangt nach Erkenntnis - und landet schließlich deshalb (wie ihre Vorgängerinnen) hinter Schloss und Riegel. Franz Hummel hingegen beschreibt in seiner Oper "Blaubart" die Befreiung der Protagonistin Dora von gleich drei Männern: ihrem Vater, dem Ehemann und von Sigmund Freud, dessen Behandlung sie - selbstbewusst - abbricht.Weiterlesen

"Sturmhöhe" in Freiberg

05.03.2012 | Der Roman "Wuthering Heights (Sturmhöhe) von Emily Bronte gilt als Klassiker der Weltliteratur. Es ist die Geschichte vom Findelkind Heathcliff und seiner Liebe zur Stiefschwester Catherine, welche nicht gelebt werden kann, von der Zerstörung zweier Familien und schließlich von einer Versöhnung in der dritten Generation. Carlisle Floyd, 1926 geborener amerikanischer Komponist, hat aus dem ersten Teil von Brontes Roman eine Oper gemacht (Libretto wie Musik stammen aus seiner Feder), die nun am Mittelsächsischen Theater (Freiberg-Döbeln) ihre europäische Erstaufführung erlebte: eine mutige Entdeckungsleistung, die sich gelohnt hat. Kleinere Theater zeigten oft viel mehr Entdeckerfreude als die großen Häuser, sagt auch Antje Müller vom Verlag Boosey das berichtet der MDR. Und konstatiert: "Zumal man gerade am Mittelsächsischen Theater auf eine regelrechte Ausgrabungs-Tradition verweisen kann." Komponiert wurde das Werk Ende der 1950er-Jahre. Carlisle Floyd hat sich dabei an Komponisten seines Jahrhunderts orientiert, man erkennt Einflüsse Puccinis und Mahlers ebenso wie Kurt Weills. "Wuthering Heights" war Floyds zweite Oper, er schrieb sie, nachdem ihm mit "Susannah" ein sehr erfolgreicher Einstieg in das Genre gelungen war. Mit dem Folgewerk konnte er nicht an den ersten Erfolg anschließen; gerade deshalb ist das Verdienst des Mittelsächsischen Theaters zu würdigen, dieses eingängige wie eigenständige Werk des Amerikaners in Europa auf die Bühne zu bringen. Das Foto (Detlev Müller) zeigt Lilia Milek als Cathy) und Zsuzsanna Kakuk als Nelly).Weiterlesen

"Griselda" in Kassel

29.02.2012 | "Liebe wird hier zur Zumutung", schreibt das Staatstheater Kassel auf seine Webseite. Damit ist der Inhalt von Alessandro Scarlattis "Griselda", erst vor wenigen Jahren wiederentdeckt, nicht schlecht beschrieben. König Gualtiereo nimmt das Hirtenmädchen Griselda zunächst zur Frau, reagiert dann aber auf die Unmutsbekundungen aus dem Volk, verstößt und demütigt sie. Schließlich stellt sich heraus: Die schlechte Behandlung seiner Ehefrau war als Prüfung zu verstehen. Griselda steht trotzdem zu ihrem Mann und zu ihrer Liebe. Ob das hier vermittelte Frauenbild den aktuellen Ansprüchen der Frauenbewegung genügt, mögen andere entscheiden. Das Urteil in der Presse über die Kasseler Umsetzung der Oper ist einmütig positiv. "Eine meisterliche Umsetzung des spröden Opernstoffes" attestiert die TLZ dem Theater, "eine bestens disponierte Sängerschaft, das barock entflammte Staatsorchester Kassel unter Jörg Halubek und ein schnörkelloses, kraftvoll modern anmutendes Spiel in der zwingend ernsten Regie von Stephan Müller." Und die HNA meint: "Barockoper auf der Höhe der Zeit. Dynamisch. Szenisch und musikalisch stark. Hingehen!" Das Foto (N. Klinger) zeigt Nina Bernsteiner als Griselda und Elias Schuhmann als Everardo mit dem Bewegungschor.Weiterlesen

"Ariodante" in Ulm

25.02.2012 | Als "vielleicht virtuoseste und brillianteste Oper Händels" wird "Ariodante" im Programmtext des Ulmer Theaters bezeichnet. Die Uraufführung im Jahr 1735 fand im ersten Jahr statt, welches der Komponist an der Londoner Covent Garden Opera verbrachte, und gilt als Beginn seiner beeindruckenden Karriere in England und über die Grenzen hinaus. Aber erst in den 1970er-Jahren wurde es für die Bühne neu entdeckt. Erzählt wird die Geschichte der schottischen Königstochter Ginevra und ihrer Liebe zu Ariodante. Intrige, Lüge, Todesgefahr: Alle Unbillen werden schließlich überwunden, die Liebenden dürfen heiraten und die Königsherrschaft übernehmen. Am Ende wird die Bühne musikalisch mit dem Zuschauerraum verbunden: Doppelchöre erklingen von der Empore herunter und bewegen sich auf Sänger und Instrumentalisten auf der Bühne zu. Als "Ulmer Musiktheaterknüller" bezeichnet die Augsburger Allgemeine die Aufführung in der Inszenierung von Igor Folwill. Und: "Dabei besticht die Oper durch feingliedrige Instrumentalpartien, die Nils Schwekendiek seinen spritzigen Ulmer Philharmonikern auch ohne Taktstock bis in die zarten Verästelungen der Rezitative klangschön entlocken kann." Der SWR wiederum berichtet von der "erstaunlichen Leistung" aller Sänger und hat ansonsten positive Zuschauerstimmen eingefangen. Das "ging so richtig unter die Haut", meinte eine Besucherin. Und eine andere fand die Aufführung einfach "genial". Das Foto (Hermann Posch) zeigt (v.li.) Rochus Bliesener, Jeoung-Su Seo, Katarzyna Jagiello, Mitglieder der Statisterie und Yosemeh Adjei a.G.Weiterlesen

"Alessandro" in Karlsruhe

22.02.2012 | Eine große Herausforderung stellt die Rolle des Alessandro (Alexanders des Großen) für jeden Countertenor dar. Wohl auch deshalb wird die Händelsche Oper sehr selten gespielt, und wenn, dann meist gekürzt. Jetzt hat sich das Badische Staatstheater im Rahmen seiner Händel-Festspiele mit dem amerikanischen Countertenor Lawrence Zazzo an das "Dramma per musica in drei Akten" gewagt; begleitet wurde das Sängerensemble von den Deutschen Händel-Solisten. Die Regie trage "mit wenig Aktionismus die Musik auf Händen", schreibt die Rhein-Neckar-Zeitung. Und auch die Badischen Neuesten Nachrichten finden lobende Worte für die zurückhaltende Inszenierung: "Ganz sachte und unaufdringlich zogen der junge Regisseur Alexander Fahima und die Bühnenbildnerin Claudia Doderer in eine Szenerie aus abstrakter Kunst mit wohldosierten expressiven Gesten und symbolischen Details." Die deutsche Bühne online zieht den Vergleich zu anderen Händelfestspielen: "Damit hat das kleinste und jüngste der deutschen Händelfestspiele die Latte für die beiden älteren, routinierten Schwesterunternehmen ziemlich hochgelegt." Und noch einmal die Rhein-Neckar-Zeitung zur musikalischen Leistung: "Michael Form ist als Dirigent dieser Produktion in Bestform". Die Premiere wurde entsprechend bejubelt. Das Foto (Markus Kaesler) zeigt Rebecca Raffell als Cleone) und Lawrence Zazzo in der Titelrolle.Weiterlesen

"Die Fledermaus" in Halle

21.02.2012 | "Die Krone der Operetten" wird sie genannt und gilt als meist inszenierte Operette auf der ganzen Welt. Dennoch gelingt es Regisseuren immer wieder, der "Fledermaus" neues Leben zu geben. So auch Axel Köhler, dem Intendanten der Oper Halle, dessen Inszenierung in die Stadt Halle selbst führt. "Diese für Halle maßgeschneiderte Version funktioniert insgesamt fabelhaft", schreibt dazu die Leipziger Volkszeitung. Im Übrigen "auch, weil die erste Garnitur des Ensembles nicht nur exzellent sing, sondern auch hinreißend spielt". Die bekannte Geschichte vom Kommunalpolitiker Gabriel von Eisenstein und seinem Zwist mit Dr. Falke, der sich für erlittene Schmach rächen möchte, bietet immer wieder neue Gelegenheit, Witz und Spielfreude, aber auch musikalisches Können zu zeigen. So lobt die Mitteldeutsche Zeitung sowohl den "hervorragenden Gesang" wie die schauspielerischen Leistungen. "Geschickt versteht Regisseur Axel Köhler die Gratwanderung zwischen Politkabarett und Operettenseligkeit auszubalancieren", heißt es dort. Und "opernfreund.de" weiß zu berichten: "Sie alle" [gemeint sind die Solisten] "und der Chor der Oper Halle (Einstudierung: Jens Petereit) werden von Andreas Henning am Pult der Staatskapelle Halle zu schmissigem Gesang und flottem Tempo, aber auch der nötigen Walzerseligkeit inspiriert. Das Foto (Gert Kiermeyer) zeigt Marie Friederike Schöder, Gerd Vogel und Ásgeir Páll Ágústsson.Weiterlesen

"Das Fräulein von S." in Stuttgart

16.02.2012 | Die Werke von E.T.A. Hoffmann scheinen es dem Choreografen Christian Spuck angetan zu haben. Nachdem er vor sechs Jahren in Stuttgart den "Sandmann" choreografierte, machte er nun einen der ersten Kriminal-Klassiker zur Vorlage seiner neuesten Choreografie: "Das Fräulein von Scuderi"; bei Spuck heißt die Titelheldin kurz das "Fräulein von S.". Mit der Geschichte um die Dichterin Madeleine de Scudéry, die mysteriöse Morde, begangen vom Goldschmied Cardillac, aufdeckt und damit dessen zunächst verdächtigten Gehilfen vor der Todesstrafe rettet, feiert der gefeierte Choreograf seinen Abschied von Stuttgart. Er wechselt als Ballettdirektor nach Zürich. Die Figur des Fräulein von S. teilt Spuck in eine Tanz- und eine Schauspielrolle, wobei niemand geringeres als Marcia Haydée den getanzten Part übernimmt. "Dass Christian Spuck einer der originellsten zeitgenössischen Tanzkalligraphen ist, bezeugt sein ‚Fräulein von S.‘ über weite Strecken", urteilt die SZ. In der Stuttgarter Zeitung ist zu lesen: "Die Spannung bleibt (…) über die neunzig Minuten der Aufführung nahtlos erhalten." Über die Tänzer heißt es dort: "Ob Solisten oder Corps de ballet: das gesamte Ensemble tanzt ungeheuer ausdrucksstark und technisch brillant." Foto: Stuttgarter BallettWeiterlesen

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