Premierenberichte

"Cabaret" in Hagen

14.09.2012 | Eines der bekanntesten amerikanischen Musicals hat das Theater Hagen - ausschließlich im September - aufs Programm gesetzt. Das Haupthaus stand wegen der laufenden Brandschutzarbeiten noch nicht zur Verfügung. Also wurde die Produktion kurzerhand auf die Probebühne, das "Opus" verlegt. Das hat weder der Inszenierung noch der Spielfreude der Beteiligten geschadet. Das ganze "Opus" wurde zum "Cabaret", bereits im Foyer begrüßten entsprechende Damen die Zuschauer. Und das Publikum war begeistert: Zwei Zusatzvorstellungen Ende September wurden kurzfristig angesetzt, um der großen Kartennachfrage gerecht zu werden. "Cabaret" behandelt einen ernsten Stoff: Der Amerikaner Clifford Bradshaw kommt Anfang der 30er-Jahre nach Berlin und erlebt hier die zunehmende Begeisterung für die Ideen der Nationalsozialisten und den immer stärker aufflammenden Antisemitismus in Deutschland. Die weltberühmte Verfilmung mit Liza Minelli erhielt acht Oskars, aber auch die Schöpfer des Musicals, John Kander (Musik) und Fred Ebb (Text), wurden mehrfach ausgezeichnet. In Hagen "setzte der Conférencier freche Akzente", berichtet die Emsdettener Volkszeitung. "Mit Henrik Wager als diabolisch androgynem Conférencier und Marysol Ximénez-Carrillo als Nachtclub-Sängerin Sally Bowles stehen zwei Hauptdarsteller mit starken Stimmen und viel Ausstrahlung auf der Bühne."Weiterlesen

"Don Pasquale" in Hildesheim

10.09.2012 | Opera buffa mit Figuren und Handlungsmustern der Commedia dell’arte: "Don Pasquale" von Gaetano Donizetti erzählt die Geschichte eines mit Witz und Klugheit überlisteten Alten, der am Ende - entgegen seiner ursprünglichen Intention - dem jungen Liebespaar Ernesto und Norina seinen Segen gibt. Zwischendurch wandelt er selbst auf Freiersfüßen, erlebt aber in der listig eingefädelten Verbindung mit Norina eine Ehe-Hölle und ist schließlich froh, sie an den Neffen "abtreten" zu können. Regisseur Axel Heil hat die Tradtion der Commedia dell’arte hochgehalten. Deren Personal begrüßt das Publikum schon vor Betreten des Theaterraumes und bringt im Laufe der gesamten Aufführung Schwung ins Geschehen. "Zuerst einmal war es eine gelungene Premiere der komischen Oper 'Don Pasquale' von Gaetano Donizetti", schreibt die Hildesheimer Allgemeine. Das Publikum jubelte - und der Regisseur schwärmt im Interview von der Arbeit mit dem Chor: "Ich bin vom Opernchor des TfN begeistert, weil er sich in dieser Produktion szenisch vielmehr einbringt, als er es aufgrund seines bescheidenen musikalischen Anteils am Werk gemusst hätte. Letztlich offenbart er in dieser Arbeit ein so ungeheuer großes Potential an szenischen Qualitäten, dass die Zusammenarbeit für mich die reinste Freude war." Foto: Andreas HartmannWeiterlesen

"Elektra” in Mainz

10.09.2012 | Nichts für zarte Gemüter ist die Neu-Inszenierung von Richard Strauss‘ "Elektra" am Staatstheater Mainz. Elektra ist eine sich fit trainierende Terroristin, ausgestattet mit einem Bombengürtel, die auf den Moment der Rache für den ermordeten Vater wartet. Tilman Knabe hat in Mainz bereits "Tristan und Isolde" inszeniert und greift nun zu drastischen inszenatorischen Mitteln: Waffen und Leichen charakterisieren dieses in eine militaristische Gegenwart umformatierte Mykene. Der Regisseur hat mächtig aufgefahren, zahlreiche Statisten verstärken den Eindruck von Krieg und Gewalt. Die Anforderungen an die Solisten sind sängerisch wie darstellerisch enorm. Nicht nur Zustimmung erntet Knabe mit seiner Darstellung - obwohl seine martialische Inszenierung dem Stoff durchaus angemessen scheint. Dafür aber erntete die musikalische Leistung in der Premiere - mit kleinen Abstrichen - großes Lob. "Dabei feiert doch gerade GMD Hermann Bäumer mit dem Philharmonischen Orchester einen wahren Triumph: Der Graben macht, mit aller gebotenen Schroffheit von den ersten brutalen Orchesterakkorden bis zum vermeintlich süßen Walzer der Chrysothemis-Sphäre, Strauss-Träume wahr", schreibt die Mainzer Rhein-Zeitung. Bäumer halte "eine vorzügliche Balance zwischen orchestraler Drastik und Zurückhaltung, in der auch kleinere Stimmformate über die Rampe kommen", heißt es in der Allgemeinen Zeitung. Das Foto (Martina Pipprich) zeigt Julia Bell, Aviva Piniane, Sanja Anastasia und Susanne Thomas.Weiterlesen

"Vanessa" in Frankfurt

06.09.2012 | Als "großes Plädoyer für zwischenmenschliche Kommunikation", bezeichnet Regisseurin Katharina Thoma Samuel Barbers Oper "Vanessa" im Interview. Faszinierend die "psychologische Dichte" des Stücks. In der Tat ist "Vanessa" eine Art Kammerspiel, in dessen Zentrum drei Frauen aus drei Generationen sowie der junge Mann Anatol stehen. Ein Wechselspiel aus sehnsuchtsvoller Erwartung und Erfüllung von Liebeshoffnung findet hier statt. Und Anatol, der bei der jungen Erika die Liebe nicht findet, wendet sich der eine Generation älteren Vanessa zu. Die Callas, so erzählt der musikalische Leiter der Produktion, Jonathan Darlington, habe einst die Titelpartie singen sollen, aber nach einem Studium der Partitur erkannt, dass die Rolle der Nichte Erika die "wichtigere" sei. In Frankfurt gelingt es Jenny Carlstedt exzellent, diese Rolle zu verkörpern. "Einmal mehr setzt sich die Oper Frankfurt mit vokalen Spitzenleistungen für ein kaum bekanntes Werk ein", schreibt die Offenbach-Post und attestiert damit auch den anderen Solisten gute Leistungen. Der Mannheimer Morgen meint: "Musiziert wird vom Frankfurter Orchester unter Jonathan Darlington mustergültig in den differenzierten Klangfarben und bissig in der Zeichnung emotionaler Wechselspiele, zumal der von Michael Clark einstudierte Chor passgenau zuliefert." Und zur Inszenierung schreibt die Frankfurter Rundschau: "Mit leichter Hand integriert Thoma die Klamotte." Das Frankfurter Publikum dankte es allen Beteiligten mit begeistertem Applaus. Das Foto (Barbara Aumüller) zeigt Charlotta Larsson als Vanessa und Kurt Streit als Anatol sowie Statisterie der Oper Frankfurt.Weiterlesen

"Parsifal" in Lübeck

04.09.2012 | Das Theater Lübeck stimmt sich aufs Wagner-Jahr 2013 ein - mit einer Neu-Inszenierung des "Parsifal": Ein großes Unterfangen für ein relativ kleines Haus. Zu den Solisten des Ensembles kamen einige Gäste, und alle machten ihre Sache gut. "Der Erfolgsregisseur des Lübecker Rings, Anthony Pilavachi, spürt den hintergründigen Themen nach, die Wagner in seinem mythisch vielschichtigen Erlösungsdrama anspricht", heißt es auf der Webseite des Theaters. Dabei sei Erlösung nicht nur als christliche Symbolsprache gedacht, sondern erhalte auch eine persönlich-individuelle Dimension: "Wagner sprach von seinem ‚Weltabschiedswerk‘, seinem ‚Testament‘, was es dann auch tatsächlich wurde." Die Kieler Nachrichten loben den Entwurf des Regisseurs: "Wie schon in der Lübecker ‚Ring‘-Inszenierung hat Regisseur Anthony Pilavachi auch den ‚Parsifal‘ kräftig entstaubt und vom Pathos befreit, ohne trivial zu werden", schreibt der Rezensent. Musikalisch überzeugten nicht nur die Solisten, sondern auch die Kollektive. "Großartig auch, wie Generalmusikdirektor Roman Brogli-Sacher die Musik aufrauschen lässt… Bestens disponiert spielt das Orchester nach der Sommerpause… Dazu der Chor, groß besetzt, von Joseph Feigl einstudiert", ist auf HL-live zu lesen. Das Premieren-Publikum war begeistert. Unser Foto (Oliver Fantitsc) zeigt Richard Decker (Parsifal), Gerard Quinn (Amfortas), Johan Hyunbong Choi (2. Gralsritter), Albert Pesendorfer (Gurnemanz), Herren des Chores und Extrachores des Theater Lübeck.Weiterlesen

"Tosca" in Kiel

27.08.2012 | Eine Premiere war die Kieler "Tosca" in zweierlei Hinsicht: Nicht nur die erste Spielzeit-Premiere der Saison, sondern auch erstmalig eine Open-air-Veranstaltung. In nördlichen Gefilden ist das nicht nur dramaturgisch, sondern auch wettertechnisch ein Wagnis; aber das Risiko hat sich in jeder Hinsicht gelohnt. Rund 9.500 Besucher bejubelten in acht ausverkauften Vorstellungen bei gutem Wetter die technisch aufwändige Inszenierung von Daniel Karasek. "Mit der Open-Air-Inszenierung von Puccinis "Tosca" auf dem Rathausplatz ist Intendant Karasek ein kleiner, feiner Event-Coup gelungen", schreibt das Hamburger Abendblatt. "Karasek inszenierte es mit klarem Blick auf die Geschichte.” Auch musikalisch war die Premiere ein voller Erfolg, wenn auch das Orchester im Plastik-Zelt neben der Bühne platziert war. GMD Georg Fritzsch dirigierte souverän das Kieler Opernorchester. Dem Chor kam eine zentrale Rolle zu: "Der Chor wird zur Massenwirkung in der ganzen Bühnenbreite aufgewertet und mit Erwachsenen in Schwarz und Kindern in Rot zum Träger der das ganze Stück umfassenden Farbsymbolik von Tod und Liebe" ist beim Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag zu lesen. Das Fazit: "Ein fulminanter Start der Kieler Freilichtoper, der mit einem Feuerwerk gebührend gefeiert wurde." Das Foto (Olaf Struck) zeigt Marek Wojciechowski als Messner sowie den Kinder- und Jugendchor.Weiterlesen

"Don Giovanni" in Stuttgart

27.07.2012 | Mit einem multimedialen "Don Giovanni"-Spektakel hat sich die Oper Stuttgart in die Theaterferien verabschiedet. "Oper am See" heißt die Devise: Kulisse für Mozarts Oper über den ewigen Verführer ist der Eckensee. Verbunden mit der Premiere war ein Public Viewing im Schlossgarten vor dem Opernhaus. Außerdem gab es die Möglichkeit, die Oper live im Fernsehen (3sat) mitzuverfolgen, im SWR war die Live-Übertragung mit Einwürfen und Gesprächen von und mit Harald Schmidt zu genießen - und im Internet konnte der Zuschauer aus 6 Kameras selbst auswählen, welchen Blick auf das Bühnengeschehen er werfen wollte. Es war die dritte Inszenierung von Andrea Moses, Stuttgarts Leitender Regisseurin, in dieser Spielzeit. Als "heiter-ironisch" bezeichnet die Stuttgarter Oper selbst die Inszenierung, die einen in die Jahre gekommenen Don Giovanni zeigt, dessen beste Zeit offensichtlich vorüber ist. Es dirigiert der Dessauer GMD Antony Hermus - und er macht seine Sache gut. "Getragen werden die Sänger vom umsichtigen Dirigenten Antony Hermus", heißt es in der Stuttgarter Zeitung, die auch die Regiearbeit lobt: "Die Charakterisierung der Protagonisten und ihrer Beziehungen ist die Stärke der Inszenierung." Der Rezensent der FAZ konzentriert sich mehr auf das mediale Ereignis und gibt Harald Schmidt gute Noten für den ersten Teil, während er im zweiten Teil den Flop des Moderators erlebt. "Das Konzept war ganz nach Schmidts Geschmack - es gab nämlich keins", heißt es zunächst. Im zweiten Teil gibt es "nur noch ein paar müde Zwischenkommentare (…), was aber auch nicht weiter schade ist, da die Sänger und das Stuttgarter Opernorchester unter dem sehr inspirierten Dirigat von Antony Hermus dem Erzverführer Don Giovanni eine musikalisch mitreißende Höllenfahrt bereiten." Das Foto (Martin Sigmund) zeigt Shigeo Ishino als Don Giovanni und Rebecca von Lipinski als Donna Elvira.Weiterlesen

"Der Freischütz" in Halle

25.07.2012 | Kurz vor dem Abschied in die Theaterferien zeigt die Oper Halle die Premiere des "Freischütz" in der Regie von Christian Schuller und unter der musikalischen Leitung von Karl-Heinz Steffens. Die Geschichte des Jägerburschen Max, der nur mit Hilfe eines gelungenen Probeschusses die Hand seiner geliebten Agathe wie die Erbförsterei erlangen kann, wird in Halle aus der Erinnerung der - inzwischen gealterten - Agathe erzählt. Sie berichtet von den Ereignissen, die durch das Ränkespiel des zweiten Jägerburschen Caspar und des "Schwarzen Jägers" Samiel beinahe zur Katastrophe geführt hätten. Halles Oper hat zum Ende der Spielzeit noch einmal einen echten Coup gelandet. "Karl-Heinz Steffens und die (…) abgerüstete Staatskapelle treffen das Maß, ohne dass die Wände wackeln", schreibt die Mitteldeutsche Zeitung und beurteilt die Premiere als "beglückendes Hörerlebnis". Regisseur und Ensemble ist es gelungen, die romantische - nicht leicht zu inszenierende - Oper in einer zeitgemäßen Interpretation zu präsentieren. Auch der Chor leistet viel in dieser Inszenierung. "Zum Coup dieser durchweg gelungenen Produktion wird der immer etwas heikle Jägerchor… Wenn dann der bestens aufgelegte Chor (Jens Petereit) vom Zuschauerraum aus losschmettert…, gehen Frauen als eigentliches Jagdwild an der Rampe reihenweise in einer Wiederholungsschleife getroffen zu Boden. Das sitzt." (MZ). Foto: Theater, Oper und Orchester Halle/Gert Kiermeyer.Weiterlesen

"Hello Dolly" in Plauen

23.07.2012 | Drei Oscars erhielt die Verfilmung des Musicals "Hello Dolly" mit Barbara Streisand und Walther Matthau 1969. In Plauen erlebte die musikalische Komödie von Jerry Herman und Michael Stewart nun im Stadtpark vor 1.600 Zuschauern ihre Premiere. Es gab zwar keine Oscars, aber großen Zuspruch für eine kurzweilige und komische Inszenierung des Klassikers. Natürlich bekommt Horace Vandergelder am Ende die Heiratsvermittlerin Dolly Levi zur Frau - auch, wenn sich diese zu Beginn noch vehement dagegen zur Wehr setzt. "Regisseur Rainer Wenke hat den holprigen Weg des streitbaren Paares ins finale Eheglück für die Plauener Opern-Air-Bühne zum mitreißenden Marsch gemacht: Mit Humor, flottem Szenenwechsel, der Bespielung vor, neben, hinter und zwischen den Zuschauern", ist in der Freien Presse zu lesen. Aus den Singakademien von Plauen und Zwickau kommen Sänger zur Verstärkung des Opernchores. Alle zusammen zeigen viel Spielfreude und eine überzeugende musikalische Leistung. "Gelungene Ballett-Einlagen, choreografierte Massenszenen (Choreografie: Katja Erfurth) und fulminante Chöre (Chorleitung: Friedemann Schulz) tun ihr Bestes und provozierten zu offenem Szenenapplaus", schreibt der Vogtland Anzeiger. Aber nicht nur dazu. Auch am Schluss gab es Beifallsstürme. Ein gelungenes Sommertheater! Foto: Peter AwtukowitschWeiterlesen

"Dionysos" an der Berliner Staatsoper

20.07.2012 | Vor zwei Jahren erlebte Wolfgang Rihms Oper "Dionysos" in Salzburg ihre Uraufführung. Nun wurde sie nach Berlin, ins Ausweichquartier der Staatsoper Unter den Linden, transferiert. Die Inszenierung stammt von Pierre Audi, mehr Beachtung allerdings findet das Bühnenbild des vielseitigen Künstlers Jonathan Meese, das auch in Salzburg schon für zahlreiche Kommentare sorgte. Die Webseite der Staatsoper präsentiert eine Handlungsbeschreibung, doch spielt sich Vieles auch im Inneren der Figuren, dargebracht eher in der Rihmschen Musik denn in einer "Handlung", ab. Es geht um die Figur "N." und seine Begegnungen, insbesondere mit Ariadne und mit einer Person namens "Ein Gast", mit der er immer wieder zusammentrifft. "Ein wunderbares Beispiel modernen Musiktheaters", schreibt die taz: "Mit Rihm und Meese haben zwei kongeniale Kinder zu einer hinreißend fröhlichen und unterhaltsamen Aufführung zusammengefunden, der gar nichts heilig ist." "Die Staatskapelle Berlin zeigte sich in Bestform", war im NDR zu hören. Besonderes Lob in den Medien gab es für das Dirigat Ingo Metzmachers. Metzmacher "leitet das Orchester mit dem Höchstmaß an Verständnis und Leidenschaft an" (Berliner Morgenpost), "dirigiert - mit glühender Begeisterung" (Tagesspiegel), "lässt in allen Anspielungen den inneren Zusammenhalt der Rihmschen Musik spürbar werden und findet unter der Oberfläche einen weiträumigen Schwung, der die Partitur zusammenhält" (Berliner Zeitung). Für einen weiteren musikalischen Hochgenuss sorgte Mojca Erdmann, die wie in Salzburg die äußerst diffizile Rolle der Ariadne beeindruckend bewältigte. "Ein wichtiges Werk", findet die Braunschweiger Zeitung. Das Foto (Ruth Walz) zeigt Georg Nigl als N. mit dem Staatsopernchor.Weiterlesen

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