Premierenberichte

"Nabucco" an der Deutschen Oper Berlin

10.09.2013 | Zuletzt wurde "Nabucco" vor 13 Jahren von Hans Neuenfels an der Deutschen Oper Berlin inszeniert. Nun versuchte sich Keith Warner an Verdis viel gespielter Oper. Im Gegensatz zu Neuenfels‘ skandalumwitterter Deutung erhielt die neue Inszenierung mehr Lob als Tadel. Warner verlegt die Handlung in die Entstehungszeit des Werks, also ins 18. Jahrhundert. Ins Zentrum stellt er den Gegensatz der beiden Völker, der Babylonier und der Hebräer. "Immer wieder starke Bilder" konstatiert der Rezensent des Deutschlandradios. "Jetzt formt Keith Warner Verdis Kultoper zum stimmigen Tableau", ist im Tagesspiegel - ebenfalls in Erinnerung an die Neuenfelssche Deutung - zu lesen. Unbestritten ist die großartige Chor-Leistung an der Deutschen Oper. Die Kritiker schwärmen geradezu. Der Tagesspiegel: "Das vielfach preisgekrönte Kollektiv in seiner Pracht und Kraft zu zeigen, war einer der Gründe, ‚Nabucco‘ an der Bismarckstraße im Verdi-Jahr auf den Spielplan zu setzen. Chordirektor William Spaulding hat seine Sängerinnen und Sänger nicht nur eindringlich vorbereitet, er hat ihnen für diesen den Abend tragenden Auftritt auch jegliche Routine ausgetrieben. Das dynamische Spektrum ist atemberaubend, die Reaktion auf forcierte Tempi für ein so großes Ensemble beinahe perfekt." Der Kommentator von nmz online teilt die Begeisterung über die Chorleistung: "Spielfreudig, etwa im Aufsammeln und Neudekorieren von Gebetstransparenten, gefällt der von William Spaulding einstudierte Chor der Deutschen Oper Berlin, - stimmlich insbesondere in den wenigen Pianissimo-Momenten, dem Nachsummen am Ende des sattsam bekannten, vielfältig in andere Kunst- und Kommerzbereiche übertragenen ‚Va, pensiero, sull’ali dorate‘." So gab es für den Chor am Schluss den größten Beifall - und in der Berichterstattung der Medien mehr Raum als gemeinhin üblich. Foto: Bernd UhligWeiterlesen

"Der Mann von La Mancha" in Lübeck

02.09.2013 | Eines der erfolgreichsten Broadway-Musicals überhaupt war und ist Mitch Leighs und Dale Wassermans "Der Mann von La Mancha". Theater im Theater: Don Quijote und sein Diener Sancho Pansa sind eingekerkert und müssen sich den Fragen der Inquisition stellen. Das Manuskript des Romans über den Ritter von der traurigen Gestalt wird dem Autor von einem Häftling entrissen. Seine Urheberschaft am Roman will Cervantes jedoch behaupten, indem er den Roman von seinen Mithäftlingen nachspielen lässt. Realität vermischt sich hier mit Fiktion. Pascale-Sabine Chevroton hat in Lübeck Regie geführt. "Mit minimalen Mitteln außerordentlich kurzweilig und stimmig" habe sie das Musical auf die Bühne gebracht, schreibt die Lübecker Zeitung. "Wie sie ihr Personal führt, ist sehenswert. Immer in sinnvoller Bewegung, Choreografien voller Schwung und Witz." Einen "überaus unterhaltsamen Abend" hat der Rezensent erlebt - und auch Lob für den Chor: "…alle machen ihre Sache ganz fabelhaft. Das gilt auch für den von Joseph Feigl einstudierten Chor." Foto: Jochen QuastWeiterlesen

"La Traviata" in Braunschweig

30.08.2013 | Aufgrund des großen Erfolgs der "Traviata" entschied sich das Braunschweiger Staatstheater für eine Zusatzvorstellung der Open Air-Aufführung. Trotzdem war es schwierig, noch an Karten zu kommen. Mit Verdis berühmter Oper um die schöne Violetta und ihre Liebe zu Alfredo, die - obwohl erwidert - keine Erfüllung finden kann, hat das Theater seine Spielzeit eröffnet. Liana Aleksanyan in der Titelrolle verzauberte das Publikum. "Für dieses abendfüllende Porträt einer Liebenden wird Liana Aleksanyan zurecht mit den größten Ovationen gefeiert", schreibt die Braunschweiger Zeitung. Aber auch die anderen Rollen sind adäquat besetzt. Und "die Ensemblesolisten und der Chor ergänzen prägnant". "Regisseur Walter Sutcliffe ist es bei der Inszenierung von Guiseppe Verdis berühmter Oper offenbar gelungen, die wichtigen Rollen exakt zu besetzen", ist auch im Onlinebereich des NDR zu lesen, der die Aufführung komplett mitgeschnitten hat. Die Inszenierung wird als "klassisch" eingestuft - "ohne große Überraschungen". Immerhin: Am Schluss tanzen einige Chorsänger in Lack und Leder - "auf jeden Fall ein Hingucker" (NDR). Schließlich noch einmal die Braunschweiger Zeitung: "Alexander Joels Dirigat ist von großer Umsicht für die Sänger geprägt". Der Beifall des Publikums galt vor allem der "Traviata", insgesamt aber der musikalischen Leistung. Foto: Volker BeinhornWeiterlesen

"Himmelsmechanik - Eine Entortung" an der Deutschen Oper Berlin

26.08.2013 | Eine "begehbare Oper" hat die Deutsche Oper zur Spielzeiteröffnung in Auftrag gegeben. "Himmelsmechanik - Eine Entortung" mit einem Libretto von Christiane Neudecker und Musik von Mauricio Kagel und dem 1975 geborenen Christian Steinhäuser spielt sich in den Opernfoyers ab. Das Publikum sitzt nicht, sondern bewegt sich - im unteren Foyer durch ein Netz aus Schallwellenfronten. Instrumental sind nur Schlagzeuger besetzt. Das Werk wurde in Kooperation mit dem Berliner Künstlernetzwerk "phase7" vom Medienkünstler und Regisseur Sven Sören Beyer inszeniert. Inspiriert von Forschungsergebnissen des CERN schickt das Konzept Zuschauer und Sänger auf die "Suche nach der Entschlüsselung einer kryptischen Weltmechanik". Beteiligt sind außer den Instrumentalisten ein Nachrichtensprecher und vier Individuen (Sopran: Anna Schoeck, Mezzo: Dana Beth Miller, Tenor: Clemens Bieber, Bassbariton: Stephen Bronk). Als "echten Donnerschlag" bezeichnet Radio Eins die Installation. "‘Eine Entortung‘ als Auftragswerk schließt sich an Mauricio Kagels ‚Himmelsmechanik‘ nahtlos an und scheitert - mit enormer technischer Ausstattung - auf hohem Niveau", schreibt nmz online, attestiert den Solisten allerdings "großartige sängerische Leistungen" und lobt ausdrücklich die Leistung des musikalischen Leiters: "Was Dirigent Kevin McCutcheon an diesem Abend koordinierend vollbringt, ist dabei aller Achtung wert." Am Schluss des Abends durften sich die Beteiligten über einhelligen Beifall freuen. Foto: Bernd UhligWeiterlesen

"The Turn of the Screw" in Mannheim

29.07.2013 | Eine scheinbare Verbindung zwischen zwei Kindern in einem englischen Landhaus und ihren ehemaligen verstorbenen Erziehern: Die junge Gouvernante, die sich um die Kinder Miles und Flora kümmern soll, gerät immer weiter in eine vermeintliche Geisterwelt, von der der Zuschauer bis zum Schluss nicht weiß, was reale Bedrohung ist und was der Einbildungskraft der jungen Frau entstammt. Unheimlich und rätselhaft ist der Stoff von Henry James, den Benjamin Britten zu einer Kammeroper verwandelt hat. Am Nationaltheater Mannheim hatte sie nun Premiere. Als "hochvirtuos und äußerst ästhetisch" bezeichnet der Mannheimer Morgen die Regieleistung von Frank Hilbrich und den ganzen Opernabend als "musikalisch packend". "Fabelhafte Leistungen erlebte man auch von sämtlichen Darstellern" vermeldet die Rheinpfalz und lobt "Joseph Traftons umsichtiger Stabführung". Das Fazit: "Wer diesen gefeierten Abend erlebt, wird Britten danach anders sehen - und hören." (Mannheimer Morgen). Und die Rheinpfalz schreibt: "Das Ergebnis jedenfalls war fesselndes, bewegendes, brillant inszeniertes Musik-Theater." Das Foto (Hans Jörg Michel) zeigt Iris Kupke, Uwe Eikötter, Jonatan Schuchardt und Satisterie.Weiterlesen

"Evita" in Wuppertal

26.07.2013 | Die Wuppertaler Bühnen sind arg gebeutelt. Erst wurde bekannt, dass das Wuppertaler Schauspielhaus geschlossen werden soll. Nun gibt es Pressemeldungen, dass der künftige Opernintendant Toshiyuki Kamioka nicht mehr mit festem Ensemble arbeiten will. Bisher wurden die Verträge nicht verlängert. Jetzt hatte Andrew Lloyd Webbers Musical "Evita", produziert vom Wuppertaler Ensemble, im Remscheider Teo Otto Theater Premiere. Die legendäre Geschichte der aus ärmlichen Verhältnissen stammenden ehrgeizigen Argentinierin, die es - schon schwer krank - bis zur Präsidentengattin brachte und sehr früh starb, ist als Film durch die ganze Welt gegangen. In Remscheid durfte sich das Wuppertaler Ensemble unter der musikalischen Leitung von Tobias Deutschmann über einen schönen Erfolg und Standing Ovations freuen. "Die Inszenierung von Aurelia Eggers bot alle Opulenz, die man von einer modernen Musicaldarbietung erwarten kann", schreibt die Rheinische Post. Und: "Ein großes Lob gebührt den Chören der Wuppertaler Bühnen, die großartig sangen." Das Foto (Uwe Stratmann) zeigt Banu Böke als Eviat Perron sowie Mitglieder des Chors und der Statisterie der Wuppertaler Bühnen.Weiterlesen

"Peter Grimes" in Karlsruhe

24.07.2013 | Die letzte Premiere der Spielzeit am Badischen Staatstheater widmet sich noch einmal einem der diesjährigen Jubilare. "Peter Grimes" von Benjamin Britten erzählt die dunkle Geschichte des Fischers, der als Außenseiter - nach dem kurz aufeinanderfolgenden Tod seiner beiden Lehrjungen - in die Katastrophe und in den Wahnsinn treibt. Ein angelsächsisches Team hat sich der Oper in Karlsruhe angenommen: Justin Brown als musikalischer Leiter, Christopher Alden als Regisseur. "Selten, dass einem Opernhaus eine Produktion gelingt, in der Musik und Szene, politischer Bezug und emotionale Berührtheit eine glückhafte Synthese eingehen", schreibt der Mannheimer Morgen zum "Gesamtkunstwerk" am Badischen Staatstheater. Musikalisch wurde ein rauschendes Fest gefeiert, vor allem die Kollektive stoßen auf einhellige Begeisterung: "Entscheidenden Anteil am Gelingen des Abends hatte, neben dem großartigen Karlsruher Chor, nicht zuletzt die unter Justin Brown sich selbst übertreffende Badische Staatskapelle", meint die Stuttgarter Zeitung. "Perfekt die Kongruenz mit dem großen, intensiv beschäftigten Chor", ist im Mannheimer Morgen zu lesen. "Ausgezeichnet präsentiert sich der in dieser Oper viel geforderte Chor und Extrachor in der Einstudierung von Ulrich Wagner", urteilt die Rheinpfalz. Und die Badischen Neuesten Nachrichten berichten: "Neben der besonders durchsichtig und dynamisch kostbar aufspielenden Badischen Staatskapelle muss man unbedingt auch den Hut ziehen vor dem Staatsopernchor." Ein absolut geglückter Spielzeitabschluss in Karlsruhe! Das Foto (Jochen Klenk) zeigt Lucas Harbour als Hobson, Katharine Tier als Mrs. Sedley, Renatus Meszar als Swallow, Steven Ebel als Bob Boles, Gabriel Urrutia Benet als Ned Keene, Heidi Melton als Ellen Orford, den Staatsopernchor sowie Statisterie.Weiterlesen

"Der Liebestrank" in Dessau

22.07.2013 | Man fragt sich schon, warum die Theater in Sachsen-Anhalt immer noch Komödien spielen. Ist doch die aktuelle Kürzungsdiskussion um die Häuser in Halle, Dessau, Eisleben etc. eine einzige - kulturlose - Tragödie. Dennoch: Am Anhaltischen Theater Dessau-Roßlau sind nicht nur zahlreiche Aktionen zur Rettung des Theaters im Gange, sondern man spielt unverdrossen. Zum Beispiel den "Liebestrank" von Gaetano Donizetti, der - von Jana Eimer schwungvoll inszeniert - wieder einmal einen Eindruck gab vom hohen künstlerischen Niveau des Hauses. "In Dessau sind am Ende der Premiere alle beschwipst: Denn Gaetano Donizettis ‚Liebestrank‘ ist bester italienischer Opern-Prosecco… Leicht, spritzig und bekömmlich", urteilt die Mitteldeutsche Zeitung. Die Liebeswirren um den Bauern Nemorino und seine Angebetete Adina gehen dank eines vermeintlichen Liebestranks und einer ansehnlichen Erbschaft gut aus. Musikalisch ein Hochgenuss: "Bei Daniel Carlberg kommt die Anhaltische Philharmonie so flott und leichtfüßig daher…", ist in der Mitteldeutschen ebenso zu lesen wie die positive Bewertung des Chores: "Die Lust am Spiel (auch beim durchchoreografierten Chor) behält stets die Oberhand." "Die enge und lieblose Welt voll wehmütiger Sehnsucht zu Beginn der Oper wird plötzlich von Farbe, Phantasie und Liebe erfüllt", so beschreibt das Anhaltische Dessau das Werk. Farbe, Phantasie und Liebe (zur Kultur): Das würde man sich auch von den Entscheidungsträgern im Land Sachsen-Anhalt wünschen. Das Foto (Jan-Pieter Fuhr) zeigt Ulf Paulsen als Dottor Dulcamara, Oscar de la Torre als Nemorino sowie Damen und Herren des Opernchors des Anhaltischen Theaters.Weiterlesen

"La Vestale" in Dresden

21.07.2013 | Zum Ende der Spielzeit gab die Semperoper weder Wagner noch Verdi. Vielmehr stand Gaspare Spontinis "La Vestale" auf dem Programm, eine Oper, die nur noch selten gespielt wird. Dabei feierte sie lange Zeit große Erfolge. Immerhin hatte sie den Sieg der Liebe und des freien Willens über die dogmatische und ungerechte katholische Kirche zum Inhalt: Die junge Vestalin Julia soll lebendig begraben werden, weil sie die heilige Flamme hat erlöschen lassen. Aber sie entrinnt ihrem Schicksal. - In Dresden entschied man sich für die französische Fassung und für eine konzertante Version. Das muss nicht immer "schädlich" sein: "Es war wieder einmal ein großer Opernabend, wenn auch nicht szenisch umgesetzt, aber auch nicht abgelenkt von eigenwilliger Inszenierung und Regie", schreibt der Neue Merker. "Diese konzertante Darbietung ist ein musikalisches Kleinod und ein schöner Kontrapunkt im Wagner-Jahr", urteilt das Opernnetz. Auch für den Chor gibt es viel Lob. Der Neue Merker schwärmt geradezu: "Eine wichtige Rolle spielen in dieser Oper die gewaltigen Chöre, die der Sächsische Staatsopernchor (…) in der 2. Aufführung mit bewundernswerter Homogenität und Ausdruckskraft bewältigte (Einstudierung: Pablo Assante). Großartig, wie sich der Chor immer mehr in religiösen Fanatismus hineinsteigert. Berührend der Frauenchor… Wie der gesamte Chor in einem großen Crescendo in der Unwetterszene eins wird mit dem Orchester und das Gewitter plastisch entstehen lässt, ließ den Atem stocken." Und das Opernnetz: "Der Sächsische Staatsopernchor ist von Pablo Assante punktgenau einstudiert, die Wechsel zwischen lyrischer Anteilnahme und dramatischem Schuldspruch werden exakt herausgearbeitet." Foto: Matthias CreutzigerWeiterlesen

"Der fligende Holländer" in Sondershausen

17.07.2013 | Kann der Holländer Erlösung finden? Diese Frage will Regisseur Toni Burkhardt mit seiner Interpretation des "Fliegenden Holländer", die im Rahmen der Thüringer Schlossfestspiele Sondershausen ihre Premiere feierte, nicht beantworten. Auch Wagner habe dies offen gelassen, so Burkhardt im Programmheft-Interview. Wagner selbst hat die Gestalt des Holländers als "das mythische Gedicht des Volkes" bezeichnet: "ein uralter Zug des menschlichen Wesens spricht sich in ihm mit herzergreifender Gewalt aus." Für das Theater Nordhausen ist es ein kleines Wagnis, sich dieser großen Wagner-Oper anzunehmen, zumal im Freien auf der Schlossbühne Sondershausen. Die Schiffskulisse passte sich hier allerdings perfekt ein. "Die Aufführung war eine große Herausforderung für das Ensemble und die technischen Kräfte und sie wurde gemeistert", kommentiert die Neue Nordhäuser Zeitung, die den Festspielen mit diesem "Holländer" einen "großartigen Auftakt" attestiert. Auch die Thüringer Allgemeine hat viel Lob für Inszenierung, Orchester und Solisten - vor allem aber für den Chor: "Vor allem ist es auch der Auftritt des Chores - Opernchor des Theaters Nordhausen und Extrachor der Thüringer Schlossfestspiele Sondershausen -, der diese Aufführung unvergesslich werden ließ. Vor allem im dritten Akt wird mit dem Matrosenchor eines der stärksten Bilder des Abends erzeugt: Das scheinbar kräftige Lied der Matrosen Dalands wird langsam überlagert, ja geradezu aufgesogen von den unwirklichen Klängen aus dem Holländerschiff…" Das Premierenpublikum zeigte sich begeistert und die Veranstalter dürfen über den Kartenverkauf der weiteren Veranstaltungen mehr als zufrieden sein. Foto: Tilmann GranerWeiterlesen

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