Premierenberichte

"Orpheus in der Unterwelt" in Greifswald

30.10.2013 | Die "Öffentliche Meinung" spielt bekanntermaßen eine wichtige Rolle in Jacques Offenbachs turbulenter musikalischer Komödie "Orpheus in der Unterwelt". Sie sorgt dafür, dass Orpheus, der eigentlich ganz froh über die Nachricht ist, dass seine Frau Eurydike mit Pluto persönlich in die Hölle abgetaucht ist, dennoch antritt, die Gattin zurückzuholen. Die Götter spielen auch nicht gerade eine gloriose Rolle. Mehr aus Langeweile als auch echter Zuneigung kümmert sich Jupiter um den Entführungsfall. Er bequemt sich in die Unterwelt, um die schöne Eurydike für sich zu gewinnen. Diese aber hat das Höllenleben inzwischen satt und sehnt sich zurück zum Ehemann. Dass dieser sie am Ende dennoch nicht bekommt, hat er Jupiter zu verdanken. So richtig will sie aber schließlich keiner mehr, und so wird sie kurzerhand zur "Bacchantin". Abwechslungsreich und unterhaltsam hat sich das Theater Vorpommern des weltbekannten Stoffes angenommen. Die Ostseezeitung kommentiert: "Die Inszenierung des Theaters Vorpommern ist eine unterhaltsame und auch sehr farbenfrohe Angelegenheit, gewürzt mit reichlich humorigen Einschüben, aber auch mit gelegentlichen Grobheiten… Hier ergibt sich ein prächtiges Zusammenwirken der Schauspieler mit Ballett, Opernchor und Philharmonischem Orchester." Wolfgang Dosch als Regisseur und der musikalische Leiter Egbert Funk haben ganz Arbeit geleistet. Foto: MuTphotoWeiterlesen

"Falstaff" in Stuttgart

28.10.2013 | Verdi auch in Stuttgart - mit neuem Leitungsteam, das sich mit "Falstaff" für Verdis Spätwerk entschieden hat. "Es ist die Summe eines Jahrhunderts und ein Ausblick auf eine Zukunft, die wir noch immer nicht erreicht haben", schreibt das Theater zur Premierenankündigung. Regisseurin Andrea Moses, die "leitende Regisseurin" des Hauses, hat sich ganz auf die Figuren konzentriert, insbesondere auf die des Falstaff. Sie "forscht nach dem Menschen hinter der Fassade" des dicken Ritters, so der Bayerische Rundfunk. Moses‘ "Falstaff" sei "kurzweilig, mit Pfiff inszeniert, genau der richtigen Prise Humor gewürzt - und es gelingt ihr, auch die tragischen Momente perfekt einzufangen." Nicht alle Rezensenten urteilen so euphorisch über diese Regieleistung. Wohl aber werden Sänger wie Orchester gelobt. "Eine Herausforderung, die das Staatsorchester Stuttgart unter der Leitung von Sylvain Cambreling wunderbar meistert", ist im BR zu hören. "Beim neuen GMD Silvain Cambreling war der musikalische Teil in den besten Händen. Er machte den Abend eigentlich zum Erlebnis", schreiben die Fränkischen Nachrichten, und im SWR schließlich heißt es: "Die Hauptrolle an diesem Abend spielt eindeutig das Orchester." Das Foto (A.T. Schaefer) zeigt das Solistenensemble und Mitglieder des Staatsopernchores.Weiterlesen

"Macbeth" in Essen

25.10.2013 | Das Verdi-Jahr geht langsam zu Ende. Aber zuvor hat das Theater Essen noch eine weniger häufig gespielte Oper des Jubilars auf die Bühne gebracht: die erste Premiere nach der 16-jährigen Intendanz von Stefan Soltesz. An dessen erfolgreicher Zeit in Essen musste sich das neue Team mit Hein Mulders als Intendant und Tomás Netopil als GMD, der auch die musikalische Leitung des "Macbeth" innehatte, nun messen lassen. David Hermanns Inszenierung wurde dabei durchaus zwiespältig bewertet. Die Hervorhebung der Kinderlosigkeit, des Kindsverlustes des Paares Macbeth und seiner "Lady" wird im WDR als "küchenpsychologisch" bezeichnet. Die Ruhrnachrichten gewinnen der Konzentration auf das psychologische Geschehen aber auch gute Seiten ab: "David Hermann und Ausstatter Christof Hetzer meiden die blutigen Schockeffekte in der so blutrünstigen Shakespeare-Oper." Musikalisch fällt das Urteil eindeutig positiv aus. "Die musikalische Seite in Essen ist ganz großes Kino", schreiben die Ruhrnachrichten. "Gut bis großartig die musikalische Seite", urteilt "Der Westen". Und beide haben lobende Worte für den Chor: "Der auch aus dem Off und vom Rang singende Chor agiert gewohnt homogen und prachtvoll" (Ruhrnachrichten). Und "Der Westen" berichtet vom "phänomenal präsenten Opernchor". Das Publikum reagierte wohlwollend und spendete allen Beteiligten Beifall. Das Foto (Matthias Jung) zeigt Gun-Brit Barkmin als Lady Macbeth und Mitglieder des Opernchors des Aalto Theaters.Weiterlesen

"Carmen" in Cottbus

23.10.2013 | In die aktuelle Flüchtlings-Diskussion passt Matthias Cottbuser Oldags "Carmen"-Inszenierung bestens. Illegale Arbeiterinnen, illegale Flüchtlinge und Menschenhandel sind in die Handlung eingebaut. Oldag verlegt die Oper damit in die Gegenwart, von Zigeuner-Romantik ist hier nichts mehr zu spüren. "Die Figuren sind dem Cottbuser Ensemble buchstäblich auf die Haut geschneidert. Oldag beherrscht eine psychologische Personenführung und nutzt sie um die Opernfiguren von ihrem Postament der mythischen Überhöhung herunter zu holen", war im Kulturradio zu hören. Musikalisch ordentlich: "Marc Niemann machte mit dem Philharmonischen Orchester einfach alles richtig. Die Tempi perfekt wie ein Metronom, alle dynamischen Vortragszeichen absolut genau ausgeführt, Akzente, Crescendi, fette dunkle Streicher, was immer man hören wollte." Aber, so die Rezensentin: "Keine Gänsehaut nirgends." Der Chor singt unkomstümiert von den Seitenlogen, "zwar auf Deutsch in der Felsenstein-Fassung, aber erfreulich französisch leicht und stilsicher", so die Lausitzer Rundschau. Das Fazit hier: "Ein lohnender Abend, genau durchdacht und ein seltenes Beispiel dafür, dass ein Werk von 1875 heute sogar noch aktueller sein kann als zur Entstehungszeit." Das Foto (Marlies Kross) zeigt James Roser als Escamillo, Jens Klaus Wilde als Don José, Marlene Lichtenberg als Carmen, Debra Stanley als Frasquita und Carola Fischer als Mercédès.Weiterlesen

"Tristan und Isolde" in Oldenburg

21.10.2013 | Die Komposition gilt als Aufbruch in die Moderne, die starren Regeln der Tonalität lässt Wagner weit hinter sich. Stattdessen sah er in seinem Werk die "tiefe Kunst des tönenden Schweigens" verwirklicht: Während die äußere Handlung auf wenige Eckpunkte reduziert ist, rücken die seelischen Vorgänge in den Mittelpunkt. Dies und mehr entnehmen wir der Webseite des Oldenburgischen Staatstheaters, das sich nun an die - handlungsarme - Oper "Tristan und Isolde" gewagt hat. Inszeniert hat die anrührende Geschichte der kurzen unglücklichen Liebe der Titelfiguren Alexander Müller-Elmau. "So muss Wagner klingen", titelt die Kreiszeitung, die insbesondere die musikalische Leistung lobt. "GMD Roger Epple weiß, wie man Wagner dirigiert: wie man Höhepunkte setzt, wie man einen klanglichen Sog gestaltet, wie man beispielsweise vom ruhevollen Beginn aus große Steigerungen aufbaut, wie die einzelnen Instrumente ineinander überführt werden müssen." Auch Radio Bremen urteilt begeistert: "Roger Epple führt ein exakt und differenziert spielendes Staatsorchester und die Hauptakteure auf der Bühne liefern - neben der unglaublichen Quantität ihrer Gesangspartien - auch beachtliche Qualität ab." Und der Rezensent der Kreiszeitung kritisiert zwar Teil-Aspekte der Inszenierung, erkennt aber dennoch auch "starke Bilder". Das Publikum jedenfalls applaudierte begeistert. Das Foto (Andreas J. Etter) zeigt Melanie Maennl als Isolde.Weiterlesen

"Parsifal" in Braunschweig

16.10.2013 | "Wenn Braunschweigs Staatstheater ‚Parsifal‘ spielt, muss es sich durchsetzen gegen die anderen Häuser", schreibt - zu Recht - die taz vor der Braunschweiger Premiere. Trotz einiger Buhs für die Regie scheint dies gelungen zu sein. Yona Kim hat die Geschichte um den reinen Toren, der "aus Mitleid wissend" wird und dadurch die Wunde des Amfortas heilen kann, inszeniert. Trotz Einschränkungen schreibt "Die deutsche Bühne": "Insgesamt aber bleibt eine kluge Inszenierung in Erinnerung, die das Werk in starken Bildern kritisch befragt und dabei aktuelle Denkanreize zum Spannungsfeld zwischen Religion, Politik und Ideologie bietet, ohne sich auf platt-realistische Eins-zu-eins-Aktualisierungen einzulassen." Auch die Braunschweiger Zeitung lobt: "Insgesamt gelingen der Inszenierung sehr plastische Bilder...". Das Fazit lautet hier: "Dieser ‚Parsifal‘ hat Sog, bietet Denkanreize und verrät trotzdem nicht das Stück. Die Auseinandersetzung lohnt." "Prächtig klingende Chöre" finden im Online Musik Magazin Erwähnung, ebenso wie GMD Alexander Joel: "Mit sehr direktem, klarem Klang, mit transparenten Nebenstimmen und eher flotten Tempi führt er das Orchester geradezu erfrischend und geistreich belebend durch die ansonsten eher tiefsinnig-schwerlastige Musik." Das Foto (Volker Beinhorn) zeigt Ekaterina Kudryavtseva, Simone Lichtenstein, Milda Tubelyte und Carolin Löffler als Blumenmädchen, Dominik Wortig als Parsifal und Mitglieder des Chores.Weiterlesen

"Die Zarenbraut" an der Staatsoper Berlin

15.10.2013 | Einen regelrechten Krimi um Zar Iwan (den "Schrecklichen") und seine dritte Braut, die kurz nach der Hochzeit vergiftet wird, hat Nikolai Rimsky-Korsakow mit der "Zarenbraut" vertont, die nun an der Berliner Staatsoper in der Inszenierung des russischen Regisseurs Dmitri Tcherniakov auf dem Programm steht. Viel beachtet wurde diese Berliner Premiere, die im Ausweichspielort Schillertheater über die Bühne ging: die Premiere einer Oper, die hierzulande nicht allzu häufig gespielt wird, obwohl sie zu den Höhepunkten ihrer Zeit zählt, wie auf der Webseite der Staatsoper zu lesen ist. Und die Berichterstatter - auch die der großen überregionalen Zeitungen - sind sich einig in ihrer Begeisterung. "Triumph für die ‚Zarenbraut‘ in Berlin, schreibt die FAZ. "Daniel Barenboim und seine Berliner Staatskapelle fächern die orchestrale Pracht dieses Werkes in feinsten Schattierungen auf und bringen Poesie und wechselnde Stimmungen dieser Musik atmosphärisch zur Geltung." "Atemberaubend virtuos katapultiert Dmitri Tcherniakov die historische Handlung mit ihren billigen Zaubertrank-Tricks ins Heute", beschreibt der Berliner Tagesspiegel die Regie-Arbeit. "Eine selten geschlossene Produktion, auf allerhöchstem Niveau bis in die kleinsten Rollen", lautet das Urteil in der Welt. Schließlich die Süddeutsche Zeitung: "Daniel Barenboim (…) lässt Emotionen und Klangbilder der Partitur mit Wucht lodern und wuchern: von Erregung durchwirkt die melodischen Linien, farbstark ausgetragen die meisterliche Instrumentation." Das Publikum dankte mit begeistertem Applaus. Foto: Monika RittershausWeiterlesen

"La Bohème" in Osnabrück

11.10.2013 | "Osnabrück kann große Oper" titelt die Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ) zur "La bohème"-Premiere in dem ostwestfälischen Städtchen. Auf einer karg bestückten Bühne erzählt Regisseur Floris Visser die Geschichte der kleinen Künstler-Kommune und der Liebe zwischen Mimi und Rodolfo, die mit dem Tod der jungen Frau endet. Von "Floris Vissers umwerfend schlüssiger Inszenierung" schwärmt die NOZ. Und bilanziert: "Man muss nicht an die ganz großen Bühnen fahren, um einen in jeder Hinsicht großen Opernabend zu erleben. Denn neben der Inszenierung begeisterte auch die Musik. "Chor-, Extra- und Kinderchor, der Banda, den spielfreudigen Gesangssolisten, dem spannungsreich und detailliert in Tempo und Dynamik gestaltenden Osnabrücker Sinfonieorchester gelingt unter der einfühlsamen, den Schmelz der Musik auskostenden Leitung von Andreas Hotz’ ein packender, anrührender Opernabend", schreibt das Online Musik Magazin (OMM). Damit ist schon fast alles gesagt. Nur dies noch: "Die Inszenierung überzeugt durch ausgesprochen stimmige, auf einander abgestimmte Interpretation, Spielfreude, gesangliche Präsenz und anrührende musikalische Gestaltung. (OMM). Das Publikum war der gleichen Meinung und spendete mit Standing Ovations allen Beteiligten gebührenden Applaus. Foto: Jörg LandsbergWeiterlesen

"Jenufa" in Kiel

09.10.2013 | "Unumgänglich" sei die Verleihung des raren "Opernfreund Sterns" für "diese tolle Produktion", ist im Opernfreund-Portal zu lesen. "Ein eindrucksvolles Wechselbad der Gefühle" lautet das Urteil der Kieler Nachrichten zur Inszenierung von Arila Siegert. Diese hat Janáceks "Jenufa" tanzfreudig in Szene gesetzt: die Geschichte der jungen Jenufa und ihrer Künstlermutter, die - um ihrem Kind eine aus ihrer Sicht gute Zukunft zu ermöglichen - auch vor Kindsmord nicht zurückschreckt. "‚Jenufa‘ am Opernhaus Kiel, das ist, schlicht und einfach, eine gelungene Produktion, ein Abend, der unter die Haut geht und der zeigt, wozu Oper fähig ist", schreibt der Opernfreund. "Ob es nun die wundervollen Chöre sind oder nur Bewegungsabläufe der Sänger, die Personenführung ist durchdacht bis in kleinste Kleinigkeiten." Schließlich gibt es noch ein "Sonderlob für den Kieler Opernchor, der, wie immer, wundervoll sang und von Barbara Klier hervorragend einstudiert war." Auch die Kieler Nachrichten bewerten die Ensemble-Leistung durchweg positiv: "Bis in die vielen Nebenpartien und die Chor-Folklore hinein überzeugt die (…) Ensembleleistung, die Kiels Stellvertretender Generalmusikdirektor Leo Siberski musikalisch verantwortet." Ein gelungener Einstieg in die Kieler Spielzeit. Foto: Olaf StruckWeiterlesen

"Don Carlo" in Dortmund

07.10.2013 | Die erste Version seines "Don Carlo" komponierte Verdi 1867 für die Pariser Opéra in französischer Sprache. Da sich auch die Italiener dieses Werk ihres Nationalkomponisten zu Eigen machen wollten, bearbeitete er die Oper für die Aufführung an der Mailänder Scala noch einmal neu. Diese vieraktige, italienische Fassung liegt der Dortmunder Inszenierung zugrunde, die soeben Premiere feierte. Jens-Daniel Herzogs Inszenierung stieß dabei nicht nur auf Begeisterung. Bravos wie Buh-Rufe musste sich der Regisseur am Ende gefallen lassen - und auch die Medien-Kritik war nicht einhellig positiv. Immerhin: "Eine große, eine tolle, eine gut funktionierende Produktion" erlebte der WDR-Rezensent. "Jens-Daniel Herzogs Zugriff ist nicht ohne bildersatte Magie", konstatiert "Der Westen". Vor allem aber die musikalische Umsetzung wurde gelobt. "Musikalisch ist dieser Don Carlo ein Verdi-Fest, das mit Ovationen gefeiert wurde", schreiben di Ruhr Nachrichten und außerdem: "… gewohnt gut: Der Dortmunder Opernchor". Diesen hebt auch das Online Musik Magazin hervor: "Großartige Arbeit hat wieder einmal Granville Walker geleistet, der den Opern- und Extrachor stimmlich hervorragend für diese anspruchsvolle Aufgabe vorbereitet hat. Auch darstellerisch hat Herzog die Massenszenen mit einer geschickten Personenführung in Szene gesetzt." Das Fazit der Ruhr Nachrichten: "Eine packende Umsetzung dieser großartigen Oper". Das Foto (Thomas M. Jauk) zeigt Wen Wei Zhang als Filippo, Gerardo Garciacano als Posa und Mitglieder der Statisterie.Weiterlesen

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