Unternehmensberatung für das Hessische Staatstheater?

Unter der Überschrift „Unterstützung für die Bühnenleitung des Staatstheaters Wiesbaden“ haben das Land Hessen und die Landeshauptstadt Wiesbaden als Träger des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden in einer Pressemitteilung bekannt gegeben, dass sie vorhaben, eine „renommierte Unternehmensberatung“ damit zu beauftragen, „die Strukturen des Staatstheaters Wiesbaden zu analysieren und Verbesserungsvorschläge für Prozesse und Abläufe zu unterbreiten.“ Ayse Asar, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, und Dr. Hendrik Schmehl, Kämmerer und Kulturdezernent der Stadt Wiesbaden, hätten dies zu Beginn der neuen Spielzeit nach einem Gespräch mit der Bühnenleitung bekannt gegeben. „Die Dienstanweisung, die die Aufgaben des Intendanten und des Geschäftsführenden Direktors als Bühnenleitung regelt, legt ihnen auf, ihre Aufgaben im Einvernehmen mit dem jeweils anderen zu erfüllen – dass dies in der aktuellen Bühnenleitung nicht optimal gelingt, ist kein Geheimnis“, erklärte Staatssekretärin Ayse Asar. Weiter heißt es in der Meldung: „Die externe Beratung soll nun Grundlagen dafür schaffen, die bereichsübergreifende Zusammenarbeit zu verbessern, die Arbeitsorganisation zu optimieren und so das Vertrauen in Arbeitsprozesse und Strukturen bei den Beschäftigten wiederherzustellen. Auch soll sie Vorschläge erarbeiten, um Planungsinstrumente und Prognosen für die Haushaltsführung des Theaters zu verbessern. Die Verantwortung für die Wirtschaftsführung des Theaters tragen Geschäftsführender Direktor und Intendant ausdrücklich gemeinsam. Wir wollen, dass die neuen Intendantinnen im kommenden Jahr ein gesundes Staatstheater übernehmen können, unbelastet von Konflikten aus der Vergangenheit.“

Auf diese Meldung hat das Hessische Staatstheater Wiesbaden umgehend mit einer eigenen Pressemitteilung reagiert, wobei nicht erkenntlich ist, ob die Meldung von der Bühnenleitung gemeinsam stammt: „Es ist Wahlkampf! Die Grüne Spitze des Ministeriums und die SPD-Spitze der Landeshauptstadt Wiesbaden haben gemeinsam eine Lösung gefunden, die Verhältnisse im Hessischen Staatstheaters Wiesbaden zu ordnen, indem sie eine weitere Maßnahme ergreifen, nachdem schon zwei »Maßnahmen« stattgefunden haben, ohne dass diese bisher zu Ergebnissen geführt haben. Somit macht die Politik im Grunde genommen nichts, als die Probleme, welche die Politiker klären und ordnen müssten, erneut weiterzugeben – dieses Mal an ein großes, international agierendes Beratungsunternehmen – und damit das ganze Problem auf einen Termin nach der Wahl zu verschieben und auf die nächste Landesregierung zu delegieren. »Mut zu machen!« ist das natürlich nicht. Sehenden Auges sich blind zu stellen und die Wahl abzuwarten geht sowohl in Hessen wie in Bayern. Ob das der Demokratie gut tut, für die wir gemeinsam kämpfen und uns persönlich einsetzen und der wir verpflichtet sind, bleibt die große Frage.“ Foto: Sven-Helge Czichy