Bernd Alois Zimmermanns Oper ist anlässlich des 100. Geburtstags des Komponisten an ihren Uraufführungsort zurückgekehrt. 1965 wagte sich Michael Gielen in Köln an das bis dahin als unspielbar geltende Werk, ein Opernereignis, das noch heute als „epochal“ gilt. Nach wie vor ist die Realisierung höchst aufwändig, inzwischen wurden die „Soldaten“ aber mehrfach gespielt, jetzt also wieder in Köln, allerdings im Ausweichspielort Staatenhaus, was der Inszenierung (La Fura dels Baus) offenbar zugute kam. Zimmermanns Idee einer „Kugelgestalt der Zeit“, in der die gängigen Zeit-Dimensionen aufgehoben sind, wird verwirklicht, indem Orchester und Publikum in der Mitte sitzen, das Bühnengeschehen sich um sie herum abspielt. Drehstühle ermöglichen es, diesem zu folgen. Erzählt wird – auf der Basis eines Dramas von Jakob Michael Lenz - die Geschichte des Mädchens Marie, das „anständig“ verlobt, von Soldaten verführt und benutzt, schließlich als Hure auf der Straße landet. Zimmermann rückt mit seiner Oper auch die allgemeine Verrohung der Gesellschaft in den Fokus. Musikalisch ist das Werk eine Herausforderung, in Köln ist das offenbar bestens geglückt. „Großartig, eindrucksvoll, schmerzend in ihrer unverstellten Härte und Plastizität sind die musikalischen Leistungen“, schreibt der Kölner Stadtanzeiger. Die neue musikzeitung kommentiert: „Im Zentrum dieses fortwährend kreischenden, schlagenden, rüttelnden Monstrums, gewissermaßen im Auge des Klangsturms, die ordnende Hand von Francois-Xavier Roth. Er war es, der an diesem (für die Oper Köln) denkwürdigen Abend Fäden und Zügel in der Hand behielt.“ Schließlich die Deutsche Bühne: „GMD Francois-Xavier Roth gelingt mit dem hochmotivierten Gürzenich-Orchester und den sage und schreibe 41 Gesangssolisten – 18 davon aus dem Chor der Kölner Oper – eine ideale Wiedergabe.“ Das Foto (Paul Leclaire) zeigt die erste Szene des vierten Akts mit Video-Sequenzen u.a. mit Emily Hindrichs als Marie und Martin Koch als Desportes.