„Semiramide“ ist Gioachino Rossinis letzte Opera seria. Das Werk handelt von Gattenmord (15 Jahre vor der eigentlichen Opernhandlung), von Machtgier, Liebe – und von einer ödipalen Verstrickung im umgekehrten Sinne: Die Königen Semiramide verliebt sich in den tot geglaubten Sohn, dessen Vater sie einst umbrachte. Und der sieht sich vor die Entscheidung gestellt: Soll er den Tod des Vaters rächen – und dadurch zum Muttermörder werden? An der Bayerischen Staatsoper inszenierte David Alden. Trotz der Kürzungen durch das künstlerische Leitungsteam scheint die Oper dennoch Längen zu haben. „So agil die Noten flitzen, so träge und grobmotorisch wälzt sich die Handlung voran. Um nicht ungerecht zu sein: Ein paar dramaturgisch wirklich starke Szenen gibt es“, berichtet BR Klassik. Der Merkur sieht es drastischer: „Die Inszenierung bleibt hohles Imponiergehabe.“ Aber: „Dafür gibt es die beste Sängerbesetzung seit Langem zu bestaunen.“ Das bestätigt die SZ: „Dafür braucht es eine überirdisch gute Sängerin, die aus Rossinis Tonlametta diesen Prachtcharakter hervorzaubern kann. Joyce DiDonato (…) ist eine der wenigen Ausnahmesängerinnen, die das kann.“ „Trotzdem lohnt sich der Opernbesuch… Das ist vor allem dem fantastischen Dirigat von Michele Mariotti zu verdanken“, meint BR Klassik. Und der Merkur: „Nichts ist in Mariottis Interpretation mit dem reaktionsstarken, klanglich noblen Bayerischen Staatsorchester nur beiläufig, nichts rattert einfach durch.“ Das Foto (Wilfried Hösl) zeigt Alex Esposito als Assur, Joyce DiDonato als Semiramide, Daniela Barcellona als Arsace und den Chor der Bayerischen Staatsoper.