"Der Prozess" in Regensburg

Franz Kafka schrieb seinen surrealen Roman zu Beginn des Ersten Weltkriegs. Diverse Versuche der Vertonung erlebte das Werk seitdem. Gottfried von Einem schrieb eine Oper über die skurrile Geschichte. Diese wurde 1953 im Rahmen der Salzburger Festspiele uraufgeführt. Heute ist sie nur selten in den Programmen der Häuser zu finden. Der Bankbeamte Josef K. wird eines Tages verhaftet, ohne zu wissen, wessen man ihn beschuldigt. Das wird ihm auch im Lauf des Geschehens nicht mitgeteilt. Allerdings wird er nicht etwa mitgenommen, sondern erlebt seine Verhaftung daheim und an seinem Arbeitsplatz. Am Theater Regensburg inszenierte der neue Intendant Sebastian Ritschel selbst. Es gehe hier um die „allgegenwärtige Präsenz einer höheren Gewalt, die gegen den machtlosen Einzelnen agiert, und einem nicht unproblematischen Verhältnis zum weiblichen Geschlecht“, erläutert er im Programmheft, und um den „Prozess einer inneren Entfremdung und Zeichen einer unterdrückten Schuld“. „Für den Ausnahmezustand, verhaftet und doch auf ‚freiem Fuß‘ zu sein, hat Regisseur und Ausstatter Sebastian Ritschel, seit dieser Spielzeit Intendant am Theater Regensburg, ein schlüssiges Bühnen-Bild gefunden“, schreibt die neue musikzeitung (nmz). „Das Sängerensemble beeindruckt mit weithin starken schauspielerischen Qualitäten, die in den zwei Akten und neun Bildern neben einem punktgenauen sängerischen Timing immer gefordert sind. Deshalb gelingt auch am Ende eine spannende und schlüssige Inszenierung, weil Dramaturgie, Bühne und künstlerische Leistung zu einem stimmigen Dreiklang zusammenfinden“, urteilt die Mittelbayerische Zeitung. Die Regensburger Aufführung entstand in einer Kooperation mit den Landesbühnen Sachsen, wo die Premiere bereits in der letzten Spielzeit stattgefunden hatte. Hier hatte die nmz berichtet: „Überhaupt stimmt das Timing und die stilistische Geschlossenheit dieser Inszenierung bis ins fantasievolle Detail.“ Das Foto (Pawel Sosnowski) zeigt Daniel Pataky, Alejandro Nicolás Firlei Fernández, Felix Rabas und Christopher Wernecke.

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