Eine der radikalsten und wichtigsten Operetten sei Jacques Offenbachs "Schöne Helena" sagt Barrie Kosky. Der soeben verlängerte Intendant der Komischen Oper Berlin inszenierte wieder einmal selbst - und das mit gewohnter Spritzigkeit und waghalsigem Tempo. Das ist Klamauk vom feinsten: Wenn die - extrem geforderten - Tänzer in knackigen (und Vieles offenbarenden) Lederhosen herumhüpfen, auf Rollschuhen die Bühne queren oder in Badeanzügen gymnastische Übungen machen. Wenn der wunderbar lebendige Chor in allen möglichen Kostümen das Geschehen begleitet, wenn der völlig verfettete Augur Kalchas seine Pirouetten dreht, wenn die alten Herren der griechischen Sage in Rollstühlen daher kommen… Wenn die ziemlich durchgeknallte Helena, die sich mit ihrem vertrottelten Gatten zu Tode langweilt und auf Abenteuer aus ist, Piafs "Je ne regrette rien" zum Besten gibt oder eben derselbe mit "Ne me quitte pas" pariert. Wenn der "Schäfer" Paris, der hier eher ein Cowboy ist (die Mundharmonika darf natürlich nicht fehlen), als Schönling die Frauenherzen höher schlagen lässt. Und wenn schließlich die schönste Frau der Welt mit ihrem als hoher geistlicher Würdenträger verkleideten Entführer entschwindet. All das ist Unterhaltung pur - das Publikum reagierte vergnügt und begeistert.