Zwölf Jahre lang hatte Giuseppe Verdi keine Oper mehr komponiert, sondern sich um seine Ländereien gekümmert. Der Vorschlag „seines“ Librettisten Arrigo Boito, Shakespeares „Otello“ zu vertonen, reizte ihn so sehr, dass er sich an die Arbeit machte. Mit 74 Jahren erlebte er dann die – hymnisch gefeierte – Uraufführung. Er verzichtet hier auf Opern-Konventionen seiner Zeit und schafft ein im Wesentlichen durchkomponiertes Musiktheater-Werk. Die Oper sei „eine durchgehende, freie, gewaltige Fantasie über einen Menschen, dessen gesellschaftliche Position so exponiert wie instabil ist, dass er sich selbst vernichten wird“, so das Theater Bremen. Als „eine Oper über Testosteron“ bezeichnet Regisseur Frank Hilbrich das Werk. Alle Männer vollen etwas vom Kuchen der Macht abhaben. Das Opfer ist Desdemona. Als „musikalisch souverän und getragen von einem starken Chor und starken Hauptpartien“ hat der Rezensent von concerti den Abend erlebt. „Sasha Yankevych führt mit den Bremer Philharmonikern Verdis überirdische Musik nicht nur mitreißend, sondern lässt ihr auch den Stellenwert szenischer Bedeutung. Wunderbare Tempi und Klänge gehen nicht selten unter die Haut“, so die neue musikzeitung (nmz).“ Und der Weser Kurier fasst zusammen: „Ein großer Opernabend. Und ein sehr kluger dazu.“ Das Foto (Jörg Landsberg) zeigt Arvid Fagerfjäll als Montano, Ian Spinetti als Cassio, Jasin Rammal-Rykata als Ludovico, Nathalie Mittelbach als Emilia, Aldo Di Toro als Otello und den Damenchor des Theaters Bremen.