"Norma" in Leipzig

Vincenzo Bellinis Oper kombiniert ein politisches Geschehen (den Krieg zwischen Druiden und römischen Besatzern) mit einem privaten, der Liebe der Priesterin Norma zum Anführer der Feinde, dem General Pollione, ihrem Bruch des Keuschheitsgelübdes und den daraus folgenden Gewissenskonflikten der Titelfigur. Die berühmte Kavatine „Castra Diva“ gehört im Gedächtnis eines Opernpublikums eigentlich der Callas. Roberta Mantegna, da sind sich die Kritiker einig, schafft in Leipzig eine eigene überzeugende Interpretation, ohne die berühmte Vorgängerin imitieren zu wollen. Regisseur Anthony Pilavachi zeigt „eine düstere Welt des Konflikts zwischen Besetzern und Besetzten vor einer Kulisse (…), die von kahlen Wänden und harten, kantigen Rahmen dominiert wird“ (Das Opernmagazin). Das Bühenbild, so erklärt es das Programmheft, war ursprünglich für eine Inszenierung von „Les barbares“ vorgesehen, die aber der der Pandemie zum Opfer fiel. In Leipzig wird Nachhaltigkeit groß geschrieben, daher wurde es jetzt für die „Norma“ eingesetzt. Das Ergebnis dieser Übertragung wird mehrheitlich als weniger überzeugend eingeschätzt. Lediglich die neue musikzeitung (nmz) meint, Anthony Pilavachi verdanke ihr „die wohl besten Ideen für seine Inszenierung“. „Da Daniele Squeo das Gewandhausorchester zielstrebig auf das dramatische Potenzial von Bellinis Musik hinleitet (…), kommen auch die Passagen des von (…) Thomas Eitler de Lint einstudierten Opernchores prachtvoll zur Geltung“, so Concerti. Und das Opernmagazin: „Daniele Squeo leitete das Gewandhausorchester und den Chor der Oper Leipzig in einer lebendigen Aufführung mit transparenten Texturen, die die Spannung aufrechterhielten.“ Das Foto (Tom Schulze) zeigt Kathrin Göring als Adalgisa.

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