09.06.2011 | Mit Warnstreiks haben die künstlerisch Beschäftigten am Staatstheater Cottbus auf ihre seit langem ungeklärte Tarifsituation aufmerksam gemacht. Sie protestieren gegen die Abkoppelung ihrer Tarifverträge von den Gehaltsentwicklungen des öffentlichen Dienstes. Hintergrund ist die Weigerung der Kulturstiftung Cottbus, einen Haustarifvertrag auf Grundlage der aktuellen Flächentarifverträge abzuschließen. Diese Weigerung dauert bereits drei Jahre - und das, obwohl die künstlerisch Beschäftigten über einen Gehaltsverzicht mit sich reden lassen!
In einem offenen Brief (PDF, 44 kb) haben sich Personalrat, Orchestervorstand, Chorvorstand und Spartensprecher Schauspiel/Ballett außerdem an die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur in Brandenburg, Sabine Kunst, gewandt, in dem sie die Rückkehr in die Flächentarifverträge fordern. Andernfalls müssten sie Vergütungserhöhungen jährlich neu verhandeln - ggf. mit Arbeitskampmaßnahmen. Dies wäre, so heißt es in dem Brief, bundesweit ein einmaliger Vorgang. Die Beschäftigten machen in ihrem Schreiben außerdem deutlich, dass es hier nicht nur um die Frage des zukünftigen Gehalts, sondern auch um künstlerische Belange gehe: "Wir haben bereits jetzt damit zu kämpfen, neue Kollegen für unser Ensemble gewinnen zu können… Wir laufen zunehmend Gefahr, auf diese Weise dem von uns allen gelebten und vom Publikum erwarteten künstlerischen Anspruch an das Staatstheater Cottbus gerecht werden zu können." Beklagt wird auch das bisherige Schweigen der Ministerin. Ihre Amtsvorgängerin, Martina Münch, hatte im Januar 2010 eine konstruktive Lösung angekündigt. Davon ist nun nicht mehr die Rede. Die Verfasser des offenen Briefes fordern die Ministerin und die Landesregierung von Brandenburg auf: "Bekennen Sie sich zum Flächentarifvertrag und nehmen Sie umgehend Kontakt zu unseren Gewerkschaften auf. Beenden Sie den unhaltbaren Zustand, damit zur Zukunftssicherung unseres Staatstheaters möglichst rasch ein neuer Haustarifvertrag vereinbart werden kann!" Was in über 30 Theater- und Orchesterstandorten zwischen Arbeitgeberverband Deutscher Bühnenverein und den Künstlergewerkschaften vereinbart worden sei, könne die Kulturstiftung Cottbus nicht als unzumutbar ablehnen, heißt es schließlich in dem Schreiben. Das Staatstheater Cottbus ist das einzige noch verbliebene Drei-Sparten-Theater im Land Brandenburg. In einer Meldung der Lausitzer Rundschau war erst kürzlich von Gerüchten um eine komplette Spartenschließung zu lesen. An den Kragen soll es nach dieser Meldung der Sparte Schauspiel gehen.