03.04.2012 | Nach diversen Warnstreiks in verschiedenen Bundesländern haben sich die Tarifparteien für den Öffentlichen Dienst auf einen Tarifabschluss geeinigt. Danach werden die Gehälter der zwei Millionen im Öffentlichen Dienst Beschäftigten um 6,3 %, verteilt auf zwei Jahre, steigen. Die erste Anhebung erfolgt i.H.v. 3,5 % rückwirkend zum 1. März 2012, im Januar und August 2013 folgen weitere Steigerungen um jeweils 1,4 %. Die Gewerkschaft ver.di hatte ursprünglich 6,5 Prozent, mindestens aber 200 Euro gefordert.
Vor allem mit dieser Klausel für die Bezieher niedriger Gehälter konnte sich die Gewerkschaft letztlich nicht durchsetzen. Grundsätzlich ist nach den zurückliegenden mageren Jahren mit geringen Lohnanpassungen, die nicht einmal die Inflationsrate ausgleichen konnten, dieser relativ hohe Abschluss, der in den nächsten Wochen auch für die künstlerischen Bereiche umzusetzen sein wird, zu begrüßen. Dennoch wird es eine enorme Kraftanstrengung bedeuten für die finanziell ohnehin schon arg gebeutelten Theater, die anstehende Umsetzung dieses Tarifabschlusses auch finanziell unterfüttern zu können. Jetzt sind die Finanzierungsträger in den Kommunen und Ländern aufgefordert, die ausgehandelten Erhöhungen auch den künstlerischen Einrichtungen zukommen zu lassen - ohne an anderer Stelle Abstriche zu machen. Die VdO fordert die Politik auf, ihrer Verantwortung zur flächendeckenden Umsetzung dieses Abschlusses auch in den künstlerischen Bereichen ohne Abstriche nachzukommen. "Die künstlerisch Beschäftigten können nicht durch die Hintertür (in Form von aufgezwungenen Haustarifverträgen oder weiterem Stellenabbau) wieder von den hier ausgehandelten Abschlüssen ausgeschlossen werden. Die überwiegend außerordentlichen Leistungen der Ensembles müssen entsprechend vergütet werden, die Künstler dürfen nicht zu Beschäftigten zweiter Klasse werden", so der stellvertretende Geschäftsführer der VdO, Gerrit Wedel. Der Deutsche Bühnenverein (DBV) hat unter der Überschrift "Tarifabschluss des öffentlichen Dienstes wird teuer für Theater und Orchester" eine Pressemeldung herausgegeben, in der die Kommunen aufgefordert werden, die entsprechenden Beträge zur Verfügung zu stellen. Der Tarifabschluss werde die kommunalen Theater und Orchester im Jahr 2012 zirka 56 Millionen Euro , ab 2013 jährlich zirka 100 Millionen Euro kosten, rechnet der Verband vor. "Das sind erhebliche Beträge, die die Theater und Orchester nicht selbst erwirtschaften können", kommentierte der Geschäftsführende Direktor des Deutschen Bühnenvereins, Rolf Bolwin. Nach einem Personalabbau von 6.500 Stellen in den letzten 20 Jahren gebe es keine Spielräume für weitere Stellenreduzierungen in den Theatern und Orchestern. Die genannten Kostensteigerungen seien im Übrigen im Vergleich zu dem, was die Kommunen generell für die Lohnerhöhungen aufzubringen hätten (2,2 Milliarden Euro in 2012 und 4,3 Milliarden Euro jährlich ab 2013), gering. "Sollten die Tarifparteien des öffentlichen Dienstes bei ihrem Abschluss jedoch die Lohnerhöhungen durch einen weiteren Stellenabbau finanzieren wollen, wäre der vorliegende Tarifabschluss völlig unvertretbar", heißt es weiter in der Meldung des DBV. Keine Lösung sieht der Bühnenverein darin, die Theater und Orchester aus den Lohnerhöhungen des öffentlichen Dienstes herauszuhalten.