Protest in Dessau: 24-stündiger Lesemarathon mit Karl Marx

Protest in Dessau: 24-stündiger Lesemarathon mit Karl Marx

10.09.2012 | Eindrücklich und unkonventionell setzt sich das Anhaltische Theater Dessau gegen die angekündigten Kürzungen zur Wehr. Bereits in der vergangenen Woche wurden Teile des Theaterbetriebs nach Magdeburg verlegt: Auf dem Gelände vor dem für die Kürzungen verantwortlichen Kultusministerium Sachsen-Anhalt wurden Zelte aufgeschlagen, geprobt und sogar Karten verkauft. Am 9. September, dem "Tag des offenen Denkmals" erinnerten Theatermitarbeiter nun an ein ganz besonderes Denkmal: an die Büste des Philosophen Karl Marx, vor allem aber an dessen Hauptwerk "Das Kapital".

24 Stunden lang lasen Schauspieler und Mitarbeiter des Theaters aus dem Marxschen Werk, in dem er die bestehende politische und ökonomische Ordnung kritisierte. Die öffentliche Lesung solle "an einen stets notwendigen und kritischen Blick auf die Verhältnisse von Kapital und Gesellschaft erinnern", heißt es auf der Webseite des Theaters. Man verstehe die Veranstaltung als "Reaktion und offenen Protest gegenüber einer sinnlosen, doch folgenreichen Sparpraxis einer Landesregierung, die scheinbar verkennt, dass die Zukunftsfähigkeit von Städten und Regionen unseres Landes insbesondere von kulturellen Faktoren abhängt". Konkret reagiert das Theater mit seinen Protesten auf die Ankündigung von Einsparungen in Höhe von 205.000 Euro. Diese erfolgte, kurz nachdem der Kultusminister Stephan Dorgerloh erklärt hatte, die Finanzierungsvereinbarungen mit den Orchestern und Theatern des Landes verlängern zu wollen.