03.07.2012 | John Neumeier, Hamburgs prominenter Ballett-Intendant, hat sich in der Öffentlichkeit zu Wort gemeldet, um seine Sorgen um die anstehenden faktischen Kürzungen für Staatsoper und HAMBURG BALLETT zum Ausdruck zu bringen. "Mein Herz ist schwer: Ich frage mich, wie viele Ballett-Tage wird es noch geben?", schreibt Neumeier in seiner veröffentlichten Stellungnahme. Nach den soeben zu Ende gegangenen Hamburger Ballett-Tagen, die mit 98 Prozent Auslastung und bejubelten Aufführungen erfolgreicher gewesen seien als je zuvor, sorgt sich Neumeier, der Ehrenbürger der Stadt Hamburg ist, um die Zukunft des Hauses.
Hintergrund ist der Beschluss des Senats, die anstehenden Tariferhöhungen von 6,3 Prozent lediglich durch eine Etat-Erhöhung von 1,5 Prozent zu kompensieren. Faktisch bedeute dies eine Kürzung von etwa 5 Prozent. "Dieser Haushaltsbeschluss in seinem jetzigen Ausmaß verändert die Struktur des HAMBURG BALLETT grundlegend", so Neumeier. Immer habe das HAMBURG BALLETT versucht, trotz Sparmaßnahmen weiterzuarbeiten. Ein Defizit von über 5 Millionen Euro aber könne nicht mehr kompensiert werden. "Das bedeutet 50 Mitarbeiter weniger für den gesamten Betrieb, woran sich das Ballett mit einem Drittel beteiligen muss - also ein Verzicht auf Mitarbeiter bei Bühne, Beleuchtung, Verwaltung, Orchester und Ballettcompagnie. Die Folge: viele bisher erfolgreiche Ballette wären nicht mehr aufzuführen, weniger Vorstellungen anzusetzen oder wesentlich kleinere Produktionen zu planen, was aber gleichzeitig weniger Einnahmen bedeuten würde." Dabei dürfe man nicht vergessen, dass das Ballett auch ein positiver Wirtschaftsfaktor Hamburgs sei; Neumeier spricht von einem "Teufelskreis". "Es bedeutet ganz einfach, das HAMBURG BALLETT, wie es während der vergangenen fast 40 Jahre erfolgreich aufgebaut worden ist und sich während der 38. Hamburger Ballett-Tage glänzend präsentieren konnte, existiert dann so nicht mehr." Neumeier endet sein Statement mit einem Seitenhieb auf die Hamburger Elbphilharmonie: "Ich kann mir ein Bild Hamburgs als Musikstadt nicht so recht vorstellen, wenn Oper und Ballett in der zweitgrößten Stadt mit dem ältesten bürgerlichen Opernhaus Deutschlands (!) schrumpfen sollen, während gleichzeitig ein gigantisches Konzerthaus entsteht in dem Bestreben, Hamburg als Musik- und Kulturgroßstadt zu profilieren. Wie soll das zusammen passen?"