Insolvenz der Bühnen Halle erst einmal abgewendet

Insolvenz der Bühnen Halle erst einmal abgewendet

02.07.2013 | Es geht hoch her in der Saalestadt Halle. Der Oberbürgermeister der Stadt, Bernd Wiegand, hatte eine Betriebsversammlung für die Mitarbeiter der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle (TOO) einberufen. In dieser wollte er ein "Schutzschirmverfahren" für den Theaterbetrieb verkünden. Das ist nichts anderes als eine Insolvenz "in Eigenverantwortung". Dann wurde die Versammlung kurzfristigst wieder abgesagt. Der Geschäftsführer der TOO, Rolf Stiska, habe dem OB erklärt, die TOO sei auf absehbare Zeit zahlungsfähig, so heißt es in einer im Internet veröffentlichten Meldung der Stadt Halle.

Erst vor kurzem hatte das Land Sachsen-Anhalt massive Kürzungen im Theaterbereich angekündigt. Davon soll auch die Theater, Oper und Orchester GmbH Halle betroffen sein: Gleich 3 Millionen Euro will man den Bühnen in Halle streichen. Unabhängig davon, so ist in der Meldung der Stadt zu lesen, drohe der TOO "nach Einschätzung des Oberbürgermeisters, des Finanzberaters und des Vorstandes der BMA (…) nach den vorliegenden Wirtschaftsplänen Mitte 2014 die Zahlungsunfähigkeit". Deshalb habe man das Schutzschirmverfahren vorgeschlagen. Einmal einberufen, lässt dieses Verfahren dem insolventen Unternehmen drei Monate lang Zeit, einen Sanierungsplan zu erstellen. Dies wäre in der bevorstehenden Theaterpause kaum möglich gewesen. Weder die Mitarbeiter noch die an einer notwendigen Sanierung sicher zu beteiligenden Tarifpartner sind in den Sommerferien ohne weiteres verfügbar. Der vom Land angekündigte Kultur-Strukturfond sei für Halle damit voraussichtlich nicht nutzbar, verlautet es in der offiziellen Meldung der Stadt. Mit der Absage seiner Teilnahme an einer Betriebsversammlung hat der OB nun allerdings auch die Kommunikation zwischen Theater und Stadt bestenfalls vertagt - und sicher nichts für ein Vertrauen der Theaterleute in ihr Stadtoberhaupt getan. Kritik kommt denn auch von verschiedenen Seiten. Unter der Überschrift "Bühnen Halle: Kennt sich Wiegand nicht aus?" auf der Online-Plattform "Halle Spektrum" wird die Kompetenz des OB massiv in Zweifel gezogen. Ein nicht genannter Politiker habe gegenüber dem Portal erklärt, Wiegand sei "völlig unvorbereitet" zu den Gesprächen über die Theaterverträge mit dem Kultusminister Stefan Dorgerloh in die Landeshauptstadt gereist. Neben vielem anderen wird hier kritisiert (und dabei werden die Stadträte in Halle zitiert), dass Wiegand nicht lautstark gegen die Kürzungspläne der Landesregierung protestiert habe. Bis zum Herbst sind Demonstrationen und Protestaktionen geplant. Mit dem Motto "5 vor 12. Zeigen Sie dem Land die rote Karte gegen den Kulturabbau" gehen Theatermacher und -freunde im ganzen Land auf die Straße, um die Kürzungspläne des Landes noch zu verhindern. Zum Foto (Gert Kiermeyer): Im Februar wurde an der Oper Halle die "Götterdämmerung" eingeleitet, damals allerdings nur künstlerisch. Wie es nun weitergeht, muss sich erst noch zeigen.