25.10.2012 | Kurz vor der Wiederaufnahme der Inszenierung von Poulencs "Dialogues des Carmélites" muss sich die Bayerische Staatsoper in einem Gerichtsverfahren mit den Erben des Komponisten wie des Librettisten George Bernanos auseinandersetzen. Regisseur Dmitri Tcherniakov erlaubt sich in der Schlussszene des Werks eine erhebliche Abweichung zum Original: Anstatt alle Nonnen einen Märtyrertod sterben zu lassen, entscheidet sich Tcherniakov für eine Variante, in der die Hauptfigur Blanche de la Force alleine den Tod findet, ihren Mitschwestern aber das Leben rettet.
Gegen diese Auslegung versuchen die Erben der Werk-Schöpfer nun gerichtlich vorzugehen. Vor einem französischen Gericht ist eine Klage anhängig, mit der weitere Aufführungen der Inszenierung aus dem Jahr 2010 untersagt werden sollen. Nach Meinung der Rechtsnachfolger muss der Märtyrertod aller Nonnen zwingend szenisch umgesetzt werden. Ansonsten würden Deutungsmöglichkeiten eröffnet, die der Kernaussage des Werkes nicht gerecht würden. Mit einer Entscheidung des Gerichts vor der geplanten Wiederaufnahme sei nicht zu rechnen, meldet die Bayerische Staatsoper. Diese sei allerdings nicht gefährdet. Die Neudeutung des Schlusses war im Rahmen der Premiere kontrovers diskutiert worden.