Alle Theater planen im Moment ein Programm in Reaktion auf Corona. Eine große Choroper wie „Boris Godunow“, als Eröffnungspremiere der Hamburgischen Staatsoper geplant, passt nicht in ein solches Programm. Das Hamburger Leitungsteam reagierte und stellt nun ein ganz neues Musiktheater auf die Bühne, bestehend aus Werken so verschiedener Komponisten wie Kurt Weill, György Ligeti, Johannes Brahms und Georg Friedrich Händel. 4 Sängerinnen und Sänger sowie eine Schauspielerin sind in diesen Musikwerken präsent, werden teilweise live gefilmt und – versetzt –auf Leinwände projiziert: vielleicht ein Symbol der Unsicherheit, die die Menschen zurzeit spüren, oder, wie Dramaturg Johannes Blum es im Gespräch erklärt: „Glaubt nicht, was ihr real seht oder was Ihr auf dem Filmbild seht, es kann sein, dass das auseinander läuft.“ Kent Nagano, musikalischer Leiter des Abends, sagt im nmz-Interview: „Jeder epochale Einschnitt / jede Katastrophe zieht einen Entwicklungsschub nach sich. Denken Sie nur an das Aufkommen der Renaissance nach dem Wüten der Pest in Europa oder an die Blüte des Barock nach dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs. Man kann nicht einfach da weitermachen, wo man aufgehört hat. Wir müssen wahrnehmen, was an neuen Impulsen kommt, so dass wir einen Schritt weitergehen können.“ Diesen Schritt unternimmt er gemeinsam mit Regisseur Frank Castorf: ein Abenteuer, das in eine ungewisse Spielzeit führt. Das Foto (Monika Rittershaus) zeigt Katharina Konradi und Mitglieder des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg.