Leonard Bernsteins „Messe“, die im Ablauf dem vorgeschriebenen Ritual der katholischen Messe folgt, musikalisch aber eine Mixtur aus verschiedensten Stilen und Stimmungen ist, wird nur selten aufgeführt. Eine solche Messe für die Bühne aufzubereiten, ist nicht einfach. Am Musiktheater im Revier ist dies jedoch – zur Spielzeiteröffnung und anlässlich des 100. Geburtstags des amerikanischen Komponisten – höchst erfolgreich und zur großen Begeisterung des Publikums gelungen. Bernsteins Stimmung Anfang der 1970er-Jahre angesichts eines nicht enden wollenden Vietnamkriegs, auch angesichts der innenpolitischen Geschehnisse unter der Präsidentschaft Richard Nixons kommt hier durchaus zum Tragen. Es geht Bernstein in seiner Messe aber auch um Glaubensfragen. In Gelsenkirchen sind wirklich alle Gewerke des Hauses beteiligt, natürlich auch Chor und Tanzgruppe, der in der Inszenierung des Choreografen Richard Siegal eine wesentliche Rolle zukommt. Auf die Ensembleleistung wird in den Rezensionen ein besonderes Augenmerk gelenkt: „Was in Gelsenkirchens Oper herausragt, ist die Bereitschaft des gesamten Ensembles, sich voll in den Dienst einer Gemeinschaftsleistung zu stellen, die trotz vieler Solo-Rollen niemandem Raum für exponierte Selbstdarstellung lässt“, schreibt die Westdeutsche Allgemeine Zeitung. Die Recklinghäuser Zeitung beschreibt es so: „‘Mass‘ bündelt am MiR wie nie zuvor alle Kräfte. Hier wird das Ensembletheater nicht nur beschworen, hier wird es gelebt.“ Foto: Karl Forster und Costin Radu