Wieder live: Bundesdelegiertenversammlung der VdO in Bensberg

20./21. September 2021 in Bensberg: Endlich konnte die Bundesdelegiertenversammlung (BDV) der VdO, ergänzt durch den Bundestarifausschuss, wieder in Präsenz stattfinden. Es zeigte sich sehr deutlich: Intensiver, engagierter und auch mit mehr Freude lässt es sich berichten, fragen und diskutieren, wenn man sich „live“ gegenübersitzt. Der Bedarf nach Austausch untereinander war enorm, zumal nach wie vor nichts „normal“ ist an den deutschen Theatern. Und jedes Haus regelt die aktuelle Pandemiesituation ein wenig anders. Wie ist es bei euch mit 2G oder 3G? Wer muss wann die Maske tragen, gar mit Maske singen? Wie wird getestet? Und wie sitzt das Publikum? Das waren einige der derzeit anstehenden Fragen, die auch in der Bundesdelegiertenversammlung eine wichtige Rolle spielten. Zunächst ging es in der BDV allerdings darum, die vereinsrechtlichen Themen zu behandeln. Neben der Darstellung aktueller Zahlen berichteten Bundesvorstand und Geschäftsführung vor allem über ihre Aktivitäten der letzten anderthalb Jahre, die sich – wenig überraschend – schwerpunktmäßig auf Pandemiethemen konzentrierten: Verhandlungen über Covid 19- Tarifverträge zu Beginn der Krise, Neuverhandlung für das Jahr 2021, Rückkehr in einen Zustand nach der Kurzarbeit, aber auch zahllose Einzelberatungen über den Umgang mit dem Arbeitgeber, über Rechte und Pflichten der Beschäftigten im Bühnenbereich, über Abrechnungsmodalitäten der Kurzarbeit und vieles andere prägten den Arbeitsalltag insbesondere der hauptamtlichen Geschäftsführer. Im Anschluss an die Berichte stand der Tagesordnungspunkt „Satzungsänderungen“ auf der Agenda. Hier einigten sich die Delegierten auf diverse Neuerungen, die die künftige Orientierung der VdO ein Stück weit verändern – oder besser: erweitern – könnten. Schließlich war ein großes Thema der Sitzung, dem schon in der Planung viel Platz eingeräumt worden war, der Umgang und die Positionierung der VdO in Sachen Coronapandemie. Nach Berichten aus einzelnen Häusern sammelten die Delegierten zentrale Fragen, die ihnen aus ihren Ortsverbänden mitgegeben worden waren. Sehr schnell wurde deutlich: Rechtliche Grundlagen für klare Regelungen in den Theatern fehlen. Die Häuser und die Tarifpartner werden hier von der Politik allein gelassen. Gerade deshalb gibt es einen gewissen „Wildwuchs“, unter anderem, wenn es darum geht, ob und unter welchen Voraussetzungen der Arbeitgeber beispielsweise den Impfstatus seiner Mitarbeiter/-innen erfragen darf, ob diese wiederum zur Auskunft verpflichtet sind, was mit denjenigen passiert, die Impfung und/oder Auskunft verweigern, ob eine Freistellung solcher Arbeitnehmer/-innen zu Gehaltsverlusten führen kann und und und… Die Delegierten der VdO waren hier gut vorbereitet und sehr gut informiert über die Sorgen, Nöte und Unsicherheiten der Mitglieder. Ein konkreter Fragenkatalog wurde erstellt, der teils rechtliche Expertise, teils politische Positionierung erfordert. Die eine oder andere Frage ist wohl ohne eine Präzisierung durch die Politik, die gefordert wäre, sich speziell mit den besonderen Gegebenheiten der Kultur und der Theater auseinanderzusetzen und hierfür Rechtsklarheit zu schaffen, kaum zu beantworten. Auf jeden Fall wird die Geschäftsführung der VdO zeitnahe Antworten liefern, so weit das möglich ist. Dass hier immer wieder Veränderungen denkbar oder auch zu erwarten sind, wurde ebenfalls deutlich. Die VdO wird in der Behandlung der Themen auf jeden Fall wach und flexibel bleiben.

Die zweitägige Sitzung hat gezeigt: Die VdO ist und bleibt ein sehr lebendiger Berufsverband. Sie verfügt über viele ehrenamtlich engagierte Funktionsträger, die bereit sind zur Diskussion, auch zur Auseinandersetzung, die letztlich konstruktiv und gemeinsam an möglichst guten Konditionen für ihre Mitglieder kämpfen. Obwohl die Pandemie noch nicht vorbei ist und gerade der Kulturbereich voraussichtlich noch lange unter den Folgen zu leiden haben wird, war eine Aufbruchstimmung zu spüren, die Hoffnung macht auf eine Wiedererstarkung der Theater in Deutschland.