"L'isola d'Alcina" in Oldenburg

Giuseppe Gazzaniga war zu seiner Zeit (1743-1818) ein gefeierter Opernkomponist, etwa 60 Libretti vertonte er im Lauf seines Lebens. Heute sind seine Werke von den Spielplänen verschwunden. Zu Unrecht, dachte offenbar Regisseur Christof von Bernuth, stellvertretender Generalintendant des Oldenburgischen Staatstheaters. So kam es zur Wiederentdeckung von „L’isola d’Alcina“, eine Oper, „die eine Fülle fantastischer Musik, eine Fülle fantastisch differenzierter Rollen und eine Fülle von parodistischer Situationskomik vorlegt“, wie die neue musikzeitung (nmz) berichtet. Es handelt sich um ein „dramma giocoso per musica“, in dem sich fünf Herren unterschiedlicher Herkunft auf die Insel der alle Männer bezirzenden Fee Alcina verirren. Obwohl diese seit hunderten von Jahren für tot erklärt wurde, erscheint sie hier höchst lebendig. Die Herren, die sich von ihr nicht verführen lassen wollen, verfallen ihr dennoch. „Librettist Giovanni Bertati schildert in seiner Parodie, wie ein alter Mythos von der aufgeklärten Neuzeit ad absurdum geführt wird und spielt dabei mit etlichen Nationalklischees“, schreibt das Staatstheater in seiner Werkbeschreibung. Regisseur von Bernuth setzt diese Klischees gelungen ein. Der Regisseur verstehe es glänzend, „die musikalisch so reichen Ensembles und Arien mit ebenso ernsten wie witzigen Emotionen aufzuladen“, so die nmz. Die Nordwest-Zeitung kommentiert: „Die Musik blitzt auf einmal, Handlung und Bilder pendeln fast ein bisschen genial zwischen parodistisch aufgebautem Klamauk und Tiefgang mit Feinheiten in der Musik, Personen und Bildern.“ Und das Fazit in der nmz lautet: „Insgesamt: ein hinreißender Abend in zeitlosen fantastischen Kostümen (Mathilde Grebot) und einem ebensolchen, atmosphärisch dichten Bühnenbild (Piero Vinciguerra) über die Unmöglichkeit (Vernunft) und die Unsterblichkeit (Gefühl) der Liebe.“ Foto: Stephan Walzl

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