"La Liberazione" in Wuppertal

1625 schrieb Francesca Caccini, als erste weibliche Komponistin eine Oper, die jetzt an den Wuppertaler Bühnen aufgeführt wurde. Barock trifft hier auf Moderne: Interaktion mit Hilfe von Smartphones oder Tablets (eine eigene App müssen die Zuschauer dafür zuvor herunterladen) ist angesagt. Es scheint, dass die Digitalisierung endgültig im Opernhaus angekommen ist. „La liberazione di Ruggiero dall’isola d’Alcina“ lautet der komplette Titel des Werks. Alcina ist eine Zauberin, die eine „faszinierende Welt der Lust und Leidenschaft, des Rausches, der Verführung und Versuchung“ (Programmtext) schafft, aber gefährlich wird für die Menschen, die sich in dieser Welt verlieren. Der Riter Ruggiero verliebt sich in sie, wird aber mit Hilfe der Zauberin Melissa wieder zur Vernunft gerufen und kehrt ins „reale Leben“ zurück. Das Musiktheater-Kollektiv „Agora“ und Regisseur Benjamin David zeichnen verantwortlich für diese „digitale“ Inszenierung, die Zuschauer dürfen sich, bewaffnet mit ihren Geräten, im Raum bewegen, die Position wechseln. Aber: „Durch das ganze Gerenne auf der Bühne und den ständig suchenden Blick auf das Tablet bekommt man von der eigentlichen Geschichte nur noch wenig mit“, beschreibt das Online Musik Magazin (OMM) das Geschehen. Musikalisch allerdings gibt es nichts zu bemängeln. „Musikalisch ist die Inszenierung ein Genuss“, so die Westdeutsche Zeitung (WZ). „Dabei lässt der Abend musikalisch keine Wünsche offen. Clemens Flick taucht mit dem Sinfonieorchester Wuppertal in eine wunderbar barocke Klangwelt ein“, findet auch das OMM. Schließlich der Chor: „Auch die kleineren Solopartien und der Opernchor (Einstudierung: Markus Baisch) sind stimmliche Glanzpunkte“, kommentiert die WZ, und noch einmal das OMM: „Nina Koufochristou als 1. Damigella und der von Markus Baisch einstudierte Chor runden den Abend zumindest musikalisch überzeugend ab“. Das Foto (Claudia Scheer) zeigt Ralitsa Ralinova als Alcina.

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