"König Kandaules" in Dessau

„Der sein Glück hält, soll sich gut verstecken! Und besser noch, sein Glück vor andern.“ Dieser gute Rat wird zu Beginn von Alexander Zemlinskys Oper am Anhaltischen Theater in Dessau ins Mikrofon gesprochen – aber im Laufe des Geschehens nicht beachtet. König Kandaules möchte den armen Fischer Gyges an seinem Reichtum und seinem Glück teilhaben lassen – und verspielt sein eigenes. Er „überlässt“ ihm seine Frau, und das Unglück nimmt seinen Lauf. Die Frau ist hier Eigentum, Sklavin, Sex-Objekt, aber sie „ergreift auf ihre Art das Ruder, um ihre Ehre wiederherzustellen“ (Programmtext). Zemlinsky nahm seine unfertige Komposition bei seiner Flucht vor den Nazis aus Österreich in die USA mit, vollendete sie aber nicht. Mit den Ergänzungen von Antony Beaumont wird sie inzwischen an verschiedenen Bühnen gespielt; jetzt also in Dessau. Viel Schwarz-Weiß-Grau ist auf der Bühne zu sehen; Nyssia, die Frau des Königs, sticht hervor durch ihr pinkfarbenes Gewand. „Wenn es ans Eingemachte zwischen den Hauptfiguren geht, stimmen bei Peters-Messer alle Feinmechanismen der großen Emotionen und Kontraste“, lesen wir in der Deutschen Bühne über die Inszenierung. Und: „Fulminant auch die Riege der mit nur zwei Gästen ergänzten und auch aus dem Opernchor des Anhaltischen Theaters besetzten Freunde des Kandaules.“ „Das Wunder der Dessauer Reanimierung dieser Oper war mehr noch als die einleuchtende Inszenierung die Umsetzung der farbenreichen, geradezu exotisch instrumentierten und subtil gesetzten Musik Zemlinskys“, berichtet die neue musikzeitung. Einig sind sich die Kritiker auch in ihrem Lob für die musikalische Leitung. „Die Anhaltische Philharmonie unter der Stabführung von Markus L. Frank präsentiert allerfeinstes Ohren-Kino“, so die Volksstimme. Das Foto (Claudia Heysel) zeigt Iordanka Derilova als Nyssia, Tilmann Unger als König Kandaules und die Statisterie des Anhaltischen Theaters.

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