Sehr aktuell mutet der Stoff von Ernst Kreneks Oper an, die an der Bayerischen Staatsoper von der katalanischen Theatergruppe „La Fura dels Baus“ um Carlus Padrissa inszeniert wurde. Karl V., der einst von einem vereinigten Reich träumte, in dem die Sonne nicht untergehe, blickt nach seiner Abdankung, begleitet von seinem Beichtvater, auf Stationen seines Lebens zurück. Aktuell daran: Das große europäische Reich zerfällt, Interessen einzelner Herrscher überwiegen. Kreneks Oper sollte 1934 in Wien uraufgeführt werden, wurde aber „vorauseilend“ wieder abgesetzt, weil Krenek im Nazi-Reich schon als verfemt galt. 1938 fand die Uraufführung dann in Prag statt. In München wurde höchster Aufwand für Bühnenbild und Inszenierung betrieben. „Padrissa erklärt nichts. Er bebildert“, schreibt die Abendzeitung. Carlus Padrissa trete „die Flucht nach vorn an, um Kreneks dröge Geschichtsstunde nach allen Regeln von La Fura dels Baus aufzupeppen“, lesen wir bei BR Klassik. „Regisseur Carlus Padrissa hat zusammen mit seiner Ausstatterin Lita Cabellut einmal mehr starke Bilder, technisch extrem gut gemachte Videoprojektionen, ein mit Spiegelwänden facettenreich funkelndes Bühnenbild und seine gewohnt körperpräsente Fura dels Baus aufgeboten, um dem in seinen zeitgeschichtlichen Implikationen extrem komplexen Stück Herr zu werden“, so die neue musikzeitung (nmz). „So brillant und symbolgewaltig die Bilder der Neuinszenierung sind, so unendlich viel subtiler bleibt Kreneks Musik und, auf gleichem Niveau, seine poetisch grandiose Sprache“, urteilt Zeit online. „Was die Münchner Staatsoper neben dem souverän-kraftvollen Chor (Stellario Fagone) an Ensemblequalität aufbieten kann, ist immer wieder verblüffend“, berichtet die nmz. Und BR Klassik: „Stellario Fagone hat den stimmgewaltigen Staatsopernchor wieder hervorragend einstudiert.“ „Es ist die aufwendigste, nobelste Ehrenrettung, die diesem zwar interessanten, aber auch sperrigen Werk jemals zuteil wurde“, findet die Abendzeitung. Das Publikum jubelte. „Nichts wie hin!“, empfiehlt BR Klassik. Das Foto (Wilfried Hösl) zeigt Ensemble und Chor der Bayerischen Staatsoper.