In einer Phase, in der der Konflikt zwischen dem Orchester des Theaters Kassel und Intendant Florian Lutz durch die Medien geht, wird an der Kasseler Raumbühne „Antipolis“ „Die Hamletmaschine“ aufgeführt. Basierend auf dem Text Heiner Müllers, der hier unter anderem seine eigene Situation als DDR-Intellektueller reflektiert, hat Wolfgang Rihm Libretto und Musik zu einem Musiktheaterwerk geschrieben, das nur selten aufgeführt wird, weil es allen Beteiligten enorm viel abverlangt. In Kassel ist das Experiment geglückt – als Mehrsparteninszenierung, die Schauspiel und Tanz einschließt. Auch der Chor hat hier eine wichtige Rolle. Die Inszenierung könne überzeugen, so die Deutsche Bühne, „mit anspielungsreichen Bildern und musikalischer Bestleistung“. Und: „Es macht wahnsinnig Spaß, all dem Wahnsinn zu folgen. Auch deshalb, weil er sinnlich unverkrampft herüberkommt und nicht belehrend.“ Die Frankfurter Rundschau berichtet von einer „ausgefeilten Revue des traurigen Irrsinns und grotesken Schreckens“. Viel Gelb, viel Schwarz, auch Buntes zeigt sich in einem vibrierenden Geschehen auf der Bühne. Lenin, Marx und Leo treten mit überdimensionierten Köpfen auf. „Die Aufführung von Wolfgang Rihms „Hamletmaschine“ in Kassel lebt von der Kraft der Musik und dem umsichtigen Dirigat Francesco Angelicos“, schreibt die FAZ und bestätigt damit, dass der Konflikt zwischen GMD und Intendant hier keine Auswirkung auf die künstlerische Qualität hat. „Auch der von Marco Zeiser Celesti einstudierte Opernchor ist mit Verve bei der Sache“, so die Deutsche Bühne. „Dabeisein ist besser als Nichtdabeisein – zumal man so eine Chance wahrscheinlich nur einmal im Leben bekommt“, findet schließlich die Hessische Niedersächsische Allgemeine. Das Foto (Sylwester Pawliczek) zeigt Tse-Wei Wu als Gespenst, Zazie Cayla als Hamlet I, Jakob Benkhofer als Hamlet II, Peter Felix Bauer als Hamlet III, Selene Martello als Marx/Lenin/Mao.